Haidsteig

Oh, wie weiß Schneeberg und Rax in der Morgensonne am Horizont glänzen. Da könnte man Sorge haben, dass man als Bergsteiger heute fehl am Platz ist. Aber zu oft bin ich schon in Vorfreude auf eine Skitour enttäuscht worden, da beim Näherkommen der Schnee immer weniger wurde. So ist es auch diesmal, und es lässt sich nicht leugnen, dass es ein bisserl drauf geschneit hat.

In Griesleiten parkt ein Auto, mehr als ich dachte. Schon im Anstieg hole ich einen Bergsteiger ein, der sich auch den Haidsteig vorgenommen hat. Auch mehr, als ich dachte.

Nach dreihundert Höhenmeter beginnt der Schnee, und es ist unverspurt. Meine Zuversicht lässt sich aber nicht dämpfen. Beim Bachingerbründl hat sich der Sturm ausgetobt und Bäume kreuz und quer geworfen. Falls da einer also zufällig eine Motorsäge dabei hat oder sein neues Weihnachtsgeschenk ausprobieren will, hier gäbe es zu tun!

Der Haidsteig ist an sich unspektakulär. Ich habe mir die Grödel an den Hüftgurt gehängt, aber brauche sie bis oben nicht. Im Steig ist ein bisserl ein Schnee, und da ich der erste bin, muss ich den einen oder anderen Tritt von leicht zu lösendem Eis befreien. Das gibt mir ein bisserl so ein Eigernordwand-Feeling.

Am Plateau weht dann der Wind anständig. Ich bin mittlerweile so gut ausgestattet, dass mir das nichts anhaben kann. Die neue Jacke hat nicht nur eine herausragende Farbe, sondern ist wirklich tadellos. Die Mädels haben gefragt, ob sie aufgrund der Farbe billiger oder im Abverkauf war. Dass sich so etwas jemand freiwillig aussucht,…

Runter geht’s dann den Holzknechtsteig. Zum größten Teil ist er abgeweht. Die Grödel leisten hier aber auch gute Dienste. Der Weg, wenn man ihn denn findet, ist mit Schnee eingeblasen. Das Lustige ist, dass von oben bis unten eine Gams dieses Schneeband genommen hat. So wie ich! Ist ihr das angenehmer als das Geröll? Oder ist das nur eine Täuschung, weil ich die hunderten Spuren der Gämsen an den abgeblasenen Stellen nicht sehe. Das klingt plausibler, aber warum ist das eine, oder waren es mehrere, Tier da runter spaziert. Ich mach mir Gedanken.

Am Ende des Holzknechtsteigs sehe ich Fußspuren. Oh, hat da jemand umgedreht? Heißt das, dass ich heute der einzige war, der Ulli besucht hat. Gut möglich.

Ich mag die ruhigen Tag am Berg. Wenn dann noch ein bisserl Schnee liegt, der Himmel aber trotzdem blitzblau ist, hat es etwas ganz Besonderes. Wer das auch mal genießen und nicht mit Selbstdarstellern, pardon Influenzern, am Steig im Stau stecken will, sollte mal so einen Mittwoch im Februar in Erwägung ziehen. Okay, es ist Valentinstag! Keine Sorge, den habe ich eh nicht vergessen. Es geht eh noch frisch geduscht nach Wien zu Renate.

Die Tour auf Garmin – Heute war ich mit mehr als eindreiviertel Stunden im Aufstieg langsam. Das mag am Bachingerbründl und am Eis liegen. Aber der Hauptgrund ist wohl meine Konstitution. Einerseits freue ich mich, dass ich mit meiner neuen Hüfte schon wieder voll mobil bin, anderseits merke ich, dass mir noch viel auf meine Form von vor drei Jahren fehlt. Da war ich um mehr als eine halbe Stunde schneller. Schauen ma a mal!