Klettersteig: ÖTK-Steig – Blutspur

Noch ein bergtauglicher Tag. Mio kommt wieder zu Jutta und ich gehe vier Klettersteige in 24 Stunden. Okay, 26 Stunden.

Oh, der ÖTK-Steig ist aber anders als die gestrigen Steige. Jeden der Steige bin ich schon oft gegangen. Jetzt in der kurzen Abfolge traue ich mir aber Vergleiche zu.

Der ÖTK-Steig hat es in sich. Vor allem der untere Teil ist sehr steil und teils senkrecht. Griffe und Tritte sind mitunter spärlich. Ohne spezielle Kletterschuhe muss man schon am Seil ein bisserl ziehen, um Reibung an den Sohlen zu erzeugen. Das geht ordentlich auf die Arme. Die Eleganz ist dann auch dahin, weil ich mich eben an diesen Stellen am Seil „hochhangeln“ muss. Keine Raffinesse, kein graziler Anblick. Eher „brute force“! Der mittlere und der obere Teil des Steigs bieten dann wieder ausreichende Möglichkeit, um zu klettern und das Drahtseil als Sicherung und nicht Aufstiegshilfe zu nutzen. Okay, auch da habe ich meistens eine Hand am Seil und schiebe die Karabiner weiter, aber eben nicht beide.

Daher nehme ich von der technischen Schwierigkeit folgende Reihung vor: Haidsteig < Königsschusswandsteig < Blutspur < ÖTK-Steig. Der Haidsteig ist sicher um eine Stufe leichter als der Königschusswandsteig. Dieser ist um eine Stufe leichter als Blutspur und ÖTK-Steig.

Auch stellt der ÖTK-Steig die höchsten Ansprüche an die Armkraft. Bei Haidsteig und Königschusswandsteig spüre ich die Arme nicht. Nach dem ÖTK-Steig brennen sogar die Handflächen ziemlich. Ja, ja, ich könnte auch Handschuhe verwenden. Die Blutspur ist so kurz, das sollte man aushalten. Wer den ÖTK-Steig schafft, schafft die Blutspur sicher auch.

Für Haidsteig und ÖTK-Steig brauche ich rund 40 Minuten, der Königschusswandsteig ist mit 30 Minuten kürzer. Da ist die Blutspur mit ihren 30 Höhenmeter ein Scherz dagegen. Heute waren es ohne Eile gerade Mal viereinhalb Minuten.

Und der Königsjodler, den ich in diesem Sommer gemacht habe? Technisch ist er wie der Haidsteig. Also, die drei anderen, oben erwähnten Steige sind schwieriger. Aber die Dimensionen sind ganz andere. Ich bin den Königsjodler erst einmal gegangen und kann daher keinen Durchschnittswert angeben. 2 Stunden 45 habe ich bei der einen Begehung vom Ein- bis zum Ausstieg gebraucht. Bei weiteren Begehungen würde ich vielleicht schneller unterwegs sein, zumal es mir an diesem Tag auch nicht sonderlich gut gegangen ist. Fix ist, dass er ein Vielfaches an Zeit und damit Kondition erfordert. Auch ist der Zustieg mehr als doppelt so lange wie bei Haidsteig und Königschusswandsteig. Der ÖTK-Steig hat faktisch keinen Zustieg. Auch liegt der Königsjodler viel höher. Bei so einer Anstrengung spüre ich die Höhe schon. Der Königsjodler ist also technisch nicht so schwer, aber eben elendslange und konditionsfordernd. Und am Matrashaus wartet dann noch ein ordentlicher Hatscher, wenn man nicht übernachten oder das Birgkar runter will.

Zurück auf die Hohe Wand. Eine junge Frau spricht mich in slowakischem Akzent an, wo sie und ihre Mama denn ins Tal absteigen können. Ich verweise auf die Völlerin. Die sind sie aufgestiegen, das war nicht schwer und sie wollen den Frauenluckensteig runter. Na ja, da wartet eine lange, steile Leiter. Nein, das mache ihr nichts. Ich schaue zur Mama. Eine Tasche in der Hand und Jeans. Hmm, ich bin nicht sicher. Ob ich die Kletterausrüstung beim Abstieg verwende. Nein, die Ausrüstung habe ich für den Aufstieg mit. Okay, sie hat der Mama einen Spaziergang versprochen und sie soll etwas haben, an das sie sich erinnern kann.

Na zack, ich eile lieber voraus und wünsche einen schönen Tag. Beim Abstieg verpasse ich die Abzweigung zur Frauenlucke und lande im Fluchtsaugraben. Nein, das sieht nicht gut aus. Ich steige wieder auf und treffe knapp vor der Frauenlucke wieder die beiden Slowakinnen. Na servas, die haben Nerven. Die junge Frau hat versprochen umzukehren, falls es doch zu schwer wird. Bei der Entscheidung will ich nicht dabei sein und stürze mich schnell in den 15 Meter hohen, senkrechten Felstunnel.

Der Frauenluckensteig mündet in die Völlerin und so komme ich wieder zur Stelle der Steinbockbegegnung. Vorsichtig schaue ich um die Ecke. Ja, der Angriff hat sich einen Weg direkt in den Mandelkern gegraben! Und siehe da, da bewegt sich was. Diesmal ist es ein Eichhörnchen. Ich meine, da treibt einer Späße mit mir. Ich schaue mich um, kann aber keine Kamera entdecken. Das Eichhörnchen greift nicht an und ich steige kopfschüttelnd ab. Sachen gibt’s.

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