Bergsteigen: Bodenbauer – Hochschwab – Schiestlhaus – Rauchtal

Einmal im Jahr möchte ich am Schiestlhaus essen. Die Steinböcke habe ich in diesem Jahr schon besucht, aber das kann man öfters tun. Konditionell ist der Hochschwab auch immer eine Herausforderung. Also, los geht’s!

Um halbsechs läutet der Wecker und es ist dunkel. Der Sommer ist vorbei, definitiv. Tagsüber soll es nochmal richtig warm werden. Mal sehen, wie schweißtreibend es wird. Nach dem Semmering liegt dicker Nebel über dem Mürztal. Das erinnert eher an Schitouren als an einen Sommertag.

Beim Bodenbauer parken viele Autos. Ja, was ist denn da los? Der Gasthof hat Ruhetag. Hmm? Egal, ich zische los. In den leichten Zustiegschuhen geht es schnell. Ich überhole und überhole. Wo der Weg im Trawiestal links Richtung G’hackte abbiegt, sehe ich oberhalb vor mir wieder Leute. Kaum habe ich diese eingeholt, sind da die nächsten oberhalb von mir. Teils sind da auch junge Wanderer dabei. Ja, was ist denn da los? Auf der scheinbar endlos langen Leiter geht mir erstmals ein bisserl die Luft aus. Aber da oben ist schon wieder eine Gruppe. Ist heute Sonntag? Wann sind denn die schon los?

Fleischer-Biwak – wieder Wanderer! Am Anstieg zum Hochschwab wieder Leute. Aber hallo! Doch diesmal taumle ich nicht. Die Kraft reicht bis oben. 2 Stunden 18 Minuten Zeit die Uhr. Wow, ich freue mich!

Wind, starker Wind, treibt den Nebel herauf und hüllt den Gipfel ein. Kalt ist es auch. Ich steige zum Schiestlhaus ab. Beim Abstieg noch einmal ein Paar. Auf der Hütte bin ich dann wohl der erste, der vom Bodenauer kommt. Ein paar Übernachtungsgäste sitzen herum. Die Auswahl ist noch schwach – ein Nachteil des raschen Aufstiegs. Der Kellner spricht wie ein Schauspieler oder Fernsehmoderator – irgendwie unpassend. Vom besonderen Essen, weswegen ich hergekommen bin, keine Spur. Trotzdem raste ich lange, ehe ich wieder aufbreche.

Um den Hochschwab geht es Richtung Rauchtal. Bald nach dem Fleischer-Biwak weidet ein Rudel ausgewachsener Steinböcke. Die haben aber heute keine Lust auf Posieren und drehen mir nur den Hintern zu. Bitte, dann respektiere ich halt den Wunsch nach Privatsphäre. Am Horizont sehe ich schon endlos Wild. Mein „Weg“ zum Zagelkogel führt dort eh vorbei. Es sind 50-60 junge Steinböcke. Da hätte ich schon gerne die Spiegelreflexkamera mit.

So beobachte ich lange. Die Jungtiere sind ebenso fasziniert wie ich. Ehe ich im Wind anfriere, marschiere ich dann doch weiter weglos auf den Zagelkogel mit seinem ganz speziellen Gipfelkreuz und ebenso weglos auf den Hochwart. Also, von Tageserwärmung ist keine Spur. Der Wind bläst und es ist schlicht und einfach eher frisch!

Zurück am Weg durchs Rauchtal überhole ich wieder vertraute Gesichter. Dann noch an der Häuslalm vorbei zurück zum Bodenauer. Die Beine fühlen sich ein bisserl gar fremd an. Aber sie haben den Aufstieg und das Geh-Laufen abwärts gut überstanden.

Beim Bodenauer lese ich die seltsame Zeitangabe von 4h35 zum Hochschwab am Wegweiser und erkenne, dass ich genau halb so lange gebraucht habe. Das freut mich doppelt! 😉

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