Bergsteigen: Herminensteig – Fischerhütte – Schneidergraben

Zuerst nervt’s und dann ist es doch wieder eine schöne Tour. Gernot und ich am Schneeberg.

Manchmal will es einfach nicht. Zur Dehnung der Nerven braucht es mal etwas, das für eine Grundspannung sorgt. An diesem Tag ist das die neue Berghose. Eigentlich haben Gernot und ich beim Vorabend-Check kurze Hose vereinbart. Ja, so geht das bei uns zu. Um 23 Uhr habe ich ihm dann geschrieben, dass ich doch lieber eine lange Hose nehme. Gernot hat auch umdisponiert, weil er als Prognose 1°C und Wind gelesen hat.

Beim Start ist es aber gar nicht kalt. Macht nichts, wir werden das aushalten. Die erste Erkenntnis ist, dass wir nicht beim Start der Tour parken. Macht nichts, müssen wir halt ein Stückerl absteigen. Ich starte die Uhr, aber nicht im Modus „Bergsteigen“ sondern „Gehen“. Macht nichts, denn so wichtig ist das auch nicht. Als es das erste Mal bergauf geht und die neue Hose meint, dass sie für tiefere Temperaturen konzipiert ist, geht mir bei „Gehen“ die Höhenangabe ab. Macht nichts, ich kann ja eine neue Aktivität starten. Dabei stürzt die Uhr softwaretechnisch ab. Macht langsam schon was, weil in der Hose hat es einen Dampf, dass ich ausrasten will. Genügsam und geduldig wie ein Kamel marschiere ich weiter. Dass ich am Vortag und am Vorvortag zwei Lauftrainings hatte, zeitigt eine gewisse Erschwernis. Dabei habe ich mir gedacht: „Das wir schon nichts machen!“.

So schwitzen wir bei gar nicht so hohen Temperaturen also den steilen Steig hinauf, bis uns ein Schild hinweist „Umgehung der Kletterstelle“. Was ist das jetzt wieder für ein Blödsinn? Wo soll da eine Kletterstelle sein? Also, nix mit Umgehung. Ich bin außerdem schon längst nicht mehr in Stimmung für Umgehungen. Und plötzlich hängt neben der Markierung ein Strick die Wand runter. Feucht ist es, rutschig ist es, steil ist es. Ich denk‘ mir, dass ich in das Seil nicht reinfallen will. Zu modrig ist der Eindruck. Aber zum Festhalten wird es reichen. Es sind nur ein paar Meter, aber Schwierigkeit II erscheint mir zumindest bei diesen Bedingungen nicht angebracht. Gernot muss alleine zurecht kommen, mir ist in dieser Heimsauna von Mammut zu heiß. Und staune da, Gernot ist schon da! Auch recht, mir ist eh alles wurscht.

Allmählich verheißen die ersten Windstöße Abkühlung. Wir folgen dem nördlichen Grafensteig, ehe es am oberen Herminensteig weitergeht. Hier war ich schon mal, die Kraxelei ist leicht und abwechslungsreich. Langsam passen die Temperaturen zur Ausrüstung. Wir steigen auf den Waxriegel, gehen am Damböckhaus vorbei,… Im Juni 2004 war ich im Anzug hier. Hmm!

Weiter geht’s auf die Fischerhütte. Beim Anstieg erkennen in Analytik überaus bewanderte Wanderer, dass wir vermutlich nicht mit dem Zug um 11 Uhr raufgefahren sind. Nein, sind wir nicht. Zum Glück bin ich schon wieder entspannt. Weiter unten, ja, da hätten sie mich nicht fragen dürfen – aber so. Alles ganz entspannt.

Auf der Hütte gibt es nach der Süßkartoffelsuppe und vor der Honigcremeschnitte parnierte Palatschinken mit Blunzenfülle. Mir geht es so, wie es sich liest. Hätte ich den 11-Uhr-Zug raufgeschoben, dann – ja, dann – wäre die Kalorienbilanz ausgeglichen. So begleitet mich die Blunze noch durch den Schneidergraben bis zum Auto. Aber alles gut und letztlich fein!

Der GPS-Track interessiert eh keinen und wird hier ausnahmsweise nicht verlinkt.

Ein paar Fotos gibt’s noch!