Bergsteigen: Nandlgrat

Exakt vier Wochen ist es her, dass sich Gernot selbst mit einer Gehirnblutung ins AKH eingeliefert hat. Eine Woche mit vielen Untersuchungen hat er über sich ergehen lassen, ehe er als geheilt entlassen wurde. Mit jeder Menge Empfehlungen und leichten Zweifeln wurde er entlassen. Als er mich am Vorabend vor der Tour anruft und auf den feinen Wetterbericht anspricht, sage ich ihm, dass ich den Nandlgrat vorhabe, ihn aber nicht zu fragen getraut habe. „Also, ‚Gehen Sie nicht den Nandlgrat!‘ hat keiner der Ärzte gesagt!“. Stimmt, dann können wir es ja probieren.

Die Bedingungen sind winterlicher als gedacht. In den Vortagen und in der letzten Nacht hat es ein paar Zentimeter Pulver drauf geschneit. Kalt ist es auch geblieben und so sieht alles extra fein aus. Darunter liegt teils Eis, das auf eine anstehende Vergletscherung hoffen lässt. Aber schon die nächsten Tage werden es richten.

Der Steig gehört uns alleine. Wir nehmen uns alle Zeit der Welt. Gernot hat sich einen Maximalpuls vorgenommen, den er nicht überschreiten will. Auch ich wurde ärztlich erinnert, Gernot zu bremsen. Bremsen lässt sich Gernot, aber sein Puls teils nicht. Was soll’s, wir haben so einen edlen Tag! Es macht richtig Spaß, Pickel und Grödel mal ein bisserl nützen zu können. Auf den Fotos sieht man uns die Freude an. Natürlich ist es dort nicht einmal halb so steil, wie es auf den Fotos aussieht. Die Fotos sind allesamt im Flachen gemacht und dann geschickt gedreht. Also, nicht alle, vielleicht ein paar, ein paar wenige,.. Ach, was weiß ich, mag sich jeder der fetzblauen Bilder erfreuen.

Wir erreichen nach ein paar „heikleren“ Stellen das Plateau – yes! Gernot entscheidet, dass wir noch weiter zur Fischerhütte steigen. Dort hat niemand die Tür zum Winterraum freigeschaufelt. Ob es daran liegt, dass immer wieder Leute in Bergnot eingebrochen sind? Sinn ergibt das keinen – hmm? Zum Glück lacht die Sonne bei nur schwachem Wind. Seltene Bedingungen sind das für das Schneeberg-Plateau. Es ist aber so kalt, dass weder Pause noch Jause attraktiv erscheinen. Wir steigen wieder ab Richtung Fadensteig, langsam aber immerhin mit schon fünf Stunden in den Knochen. Gernot, aus ärztlicher Sicht „Ein Traum von einem Patienten“, kontrolliert stets brav den Puls, und der will irgendwann trotz Abstieg auch in den kurzen Pausen nicht mehr sinken. Als Dr. Gottfried Google kombiniere ich, dass Gernot ja nicht wegen seines Herzens in Behandlung war, also wird es an der ungewohnten Belastung liegen. Gernot therapiert sich mit Müsliriegel und reichlich Flüssigkeit, und, siehe da, läuft bald wieder wie ein Duracell-Hase. Trotzdem sind wir beide überaus dankbar, als wir nach rund sieben Stunden wieder beim Auto sind. Bestzeit war das heute keine, aber darum ging es diesmal wirklich nicht.

Eine der edelsten Touren seit langem – aus unterschiedlichen Gründen!

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