Vom Pfaffensattel aufs Alois-Günther-Haus

Mio und ich starten spontan zu einer Tour raus aus dem Nieselregen in die Sonne. Das ist Luxus, muss aber sein. Wir rollen Richtung Pfaffensattel. Eigentlich wollten wir ja am Vortag mit Renate und Gernot die Tour auf Skiern machen. Da haben wir uns aber im Wetterbericht getäuscht und sind daheim geblieben. So geht es heute alleine und ohne Skier los.

Hundert Meter auf der Mautstraße und ich lasse Mio von der Leine. Mah, das ist eine Lebensfreude. Er fetzt mit aller Kraft die Mautstraße bergauf, dreht sich um, schaut mich an, wartet kurz und startet dann auf mich zu. Im Vollgas an mir vorbei, um ein paar Meter hinter mir umzudrehen und dann wieder nach oben und damit das Spiel von Neuem zu starten. Voller Lebensfreude wälzt er sich auf der Forststraße. Und wenn man ein Loch gräbt, dann ist man auch wieder auf der Erde zurück. Ein Hundetraum.

Der Nebel will nicht locker lassen, aber die Sonne kann nicht weit sein. Erst ganz oben zeigt sie sich dann immer wieder. Der Schnee ist ganz trocken und erinnert an vergangene Jahre. Solche Tage werden wegen der Klimaerwärmung leider immer seltener. Umso mehr Freude haben wir beide mit dem heutigen Tag.

Das Alois-Günther-Haus ist nach etwas einer Stunde erreicht. Die Hütte selbst ist wirklich keinen Besuch wert. „Lieblos und teuer“ trifft es. Für den großen Hunger stehen entweder Fleischlaibchen oder Erbsensuppe und Käsekrainer auf der Tafel, jeweils zu 15 Euro bei Selbstbedienung. Ich bestelle die Fleischlaibchen und ergattere das letzte. Singular und Plural sind bei Fleischlaibchen gleich. Trotzdem wirkt das eine Laberl neben dem Instant-Erdäpfelpüree und dem Tiefkühlgemüse ein bisserl gar traurig. Zehn vor zwölf werden die Fleischlaibchen von der Tafel gestrichen und durch Schinkenfleckerl, auch um 15 Euro, ersetzt. Kurz, kulinarisch ist das Ödland. Aber die Schilifte und die beiden Schirouten spülen verlässlich Gäste ins Haus. Alternative gibt es keine. Da ist die Versuchung groß, ohne Anstrengung das Geld zu kassieren. Schade, aber so ist es!

Mio stört das nicht. Beim Abstieg will er die Schuhbänder aufziehen und in meine Hosenbeine beißen. Das Spiel sieht vor, dass ich das austretende Pferd mache. Heute kann er es. Er springt in die Höhe und versucht, die Handschuhe zu erwischen. Er bellt und ist so voller Energie. Was ist mit dem kleinen Racker heute nur los? Hat er das Katzenfutter erwischt?

Auf Dauer bin ich ein langweiliges Opfer. Da bieten sich plötzlich Skifahrer an, die die Mautstraße zum Pfaffensattel abfahren. Die erste Dame stellt Mio. Das hat er jetzt auch noch nie getan. Zumindest findet er an den Schischuhen keine Schuhbänder. Als dann ein weiterer Schifahrer lachend meint: „Na, schauen ma a mal, wer von uns beiden schneller ist!“, überzeugt Mio mit satter Geschwindigkeit auf gepresstem Untergrund. Mit Mühe kann ich ihn zurückpfeifen.

Seine Versuche, in die weitere Landschaft zu verschwinden, scheitern, weil er in der ganzen nahen Landschaft erst bis zum Bauch, dann bis zu den Ohren im trockenen Schnee verschwindet.

Viel zu schnell sind wir wieder beim Auto. Mio verschläft den restlichen Tag.

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