Wildes Gamseck II – Bärenlochsteig

Gernot und ich kehren an den Ort zurück, an dem unsere gemeinsame Kraxelei begann. Das ist gar nicht so lange her. Am 28.08.2018 waren wir hier. Ich hatte damals Seil und Kletterutensilien entstaubt, und Gernot war das erste Mal am Seil im Fels unterwegs. Seit damals haben wir brav geübt und uns verbessert. Diesmal kommen wir ohne Seil und ohne Besorgnis.

Es ist ein herrlicher Herbsttag in den Herbstferien, an dem wir von Hinternasswald zusteigen. Ein paar Leute sind unterwegs. So kommt uns ein Mann mit seinem Sohn im Volksschulalter entgegen. Der junge Mann sieht fertig aus, aber das heißt bei Menschen in diesem Alter bekanntlich nicht viel. Ja, sie sind das Wilde Gamseck runter, was doch etwas viel war. Ich staune. Ja, ohne Seil bzw. Strickerl für den jungen Mann? Da waren doch eh teilweise Stahlseile. Ah, sie sind das Zahme Gamseck runter. Das glaube ich schon eher.

Schon fast beim Einstieg holen wir ein Paar in den Dreißigern ein. In tadellosen Jägerfarben, was definitiv Kontrast zu den bunten Paradiesvogelfarben der Kraxler ist, erkundigen sie sich, wie der Steig denn so sei. Für die Bergsteigerin ist es das erste Mal, und die Höhenangst ist da auch noch da. Na ja, muss halt er, der grüne Fels, dicht hinter ihr steigen. So schwer ist es auch nicht. Da kommt als Erwiderung, dass er auch eher wenig bis keine Klettererfahrung hat. Der Plan ist, soweit zu steigen, wie es möglich ist und gegebenenfalls, falls nichts mehr geht, umzudrehen. Ist zumindest ein Plan und es ist davon auszugehen, dass Bergretter ein gutes Einvernehmen mit Jägern haben. Ich bin zuversichtlich, dass es ohne Zwischenfall abgehen wird, bin aber wie sooft beeindruckt, was so alles gut ausgeht in den Bergen.

Für uns selbst ist der Steig wirklich nur noch Freude. Ein bisserl kalt ist es, aber auch steif in den Gelenken wir Pinocchio kann ich mich des griffigen Fels erfreuen. Gernot steigt vor und findet keine Schwierigkeiten. Dazwischen bedankt er sich immer wieder für meine damalige Geduld, als ich mir für diesen Steig das Seil angetan habe. Der Fortschritt ist unübersehbar. Und so sind wir auch keine Stunden im Steig, sondern zügig durch.

Der rasche Durchstieg hat keinen Hunger aufkommen lassen. Wir wollen durchs Bärenloch runter, und verspeisen bei der Grasbodenalm noch zwei Müsliriegel. Das muss und wird reichen.

Der Bärenlochsteig ist immer wieder lustig. Auch landschaftlich gibt er etwas her. Der Bärenlochsteig mündet in die Wildfährte und das ist Gernots erster Klettersteig gewesen. Eine Nostalgierunde sozusagen, die wir in Pernitz bei Kaffee und einer mächtigen Cremeschnitte ausklingen lassen.

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