Namibia – Juli 2022


Fotos gibt es hier!


Anreise und Vorbereitung

Am Nachmittag des 3. Juli starten wir nach Namibia. Das Ziel haben wir spontan ausgesucht und die Planung wieder an Relax ’n Travel übergeben. Unsere Vorbereitung fällt noch kärglicher aus als sonst, zumal das Haus gerade umgebaut wird. Dafür läuft alles ausgezeichnet. Die Anreise ist entgegen aller Prophezeiungen pünktlich und unproblematisch. Wir hören von Verspätungen und Stornierungen, merken davon aber nichts. Und so finden wir uns bei Sonnenaufgang am Rollfeld des Flughafens in Windhoek wieder.

Afrika begrüßt mit seinen eindrucksvollen Farben. Das Personal hat alle Hände voll zu tun, die übernachtigen, aber fotografierlustigen Ankömmlinge Richtung Flughafengebäude zu bugsieren.

In Windhoek übernehmen wir unser Mietauto, alles sehr entspannt. Auf der 300 Kilometer langen Fahrt verwechseln wir Blinker und Scheibenwischer, aber nie die Fahrspur. Links fahren geht doch.

Kalahari – Anib Lodge

Das erste Ziel ist die Kalahari Anib Lodge. Ein Zimmer muss noch von einem Skorpion befreit werden, aber dann darf für eine Stunde ausgeruht werden, ehe es zum Sundowner Drive losgeht. Moses erklärt uns anfangs jedes Vogelnest, ehe endlich das Abendessen in reichlicher Zahl vorbeihüpft. Die Springböcke sind wohlgenährt, Moses verweist auf viel Regen in diesem Jahr. Giraffen, Gnus, etc. stellen sich auch noch ein. Läuft definitiv für den ersten Game Drive.

Krönender Abschluss ist das Buffet zum Sonnenuntergang. Die Farben sind surreal. Das Abendrot, der rote Sand, der rote Wein,.. Was für ein Start in den Urlaub!

Zurück in der Lodge ist noch der Springbock am Parkplatz zu erwähnen. Meldet er sich freiwillig fürs Buffet? Man weiß es nicht. Wir fallen in komatösen Tiefschlaf.

Am nächsten Morgen folgen wir der Empfehlung und frühstücken früh, ehe es mit den E-Bikes nochmals in die Kalahari geht. Was für eine Stimmung! Auch den Mädels gefällt es. Bis auf drei Springböcke zeigt sich aber kein Tier. Zu bunt sind die Biker aus dem fernen Österreich. Unsere Sorgen, dass die Akkus nicht halten, sind unbegründet. Da die Anzeigen schon beim Start nur auf halbvoll waren und hier kein Handyempfang ist, habe ich schon mal nachgefragt, was im Falle des Falles zu tun ist. Li beruhigt, Fahrrad stehen lassen und zu Fuß zurück zur Lodge. Okay, ist eine Idee, aber wir wollten unser Survival Skills in der Wüste noch nicht so früh auf unserer Reise testen.

Nach Cappuccinos gibt es Ankommen in Afrika am Pool. Alles gut.

Namib – Hoodia Lodge

Nach einem Morgenlauf durch die Kalahari in Begleitung von Springböcken und nach einem ausgiebigen Frühstück brechen wir Richtung Westen auf. Bis zur Maltahöhe ist es asphaltiert, dann beginnt der wilde Teil der Fahrt. Es ist so abgelegen, dass Jasmin für eine halbe Stunde übernimmt. Auf Google ist auch kein Verlass mehr, aber was soll schon schief gehen?

Die Landschaft wechselt, wird erst immer pittoresker, ehe Farben und Formen gänzlich surreal werden. Ein Google-Fehler kostet uns nochmals eine gute halbe Stunde, aber dann sind wir schon da. Vom Tor zur Rezeption der Hoodia Lodge sind es noch ein paar Kilometer. Hier winken uns schon Thomas, Carina und Enos aus der Ferne zu. Thomas aus dem fernen Hamburg hat sich hier vor zwanzig Jahren niedergelassen und eine wunderbare Lodge errichtet. Dass er davor beruflich Innenräume gestaltet hat, sieht man. Beene ist begeistert, uns gefällt es. Akribisch werden die kommenden drei Tage an unsere Bedürfnisse abgestimmt. Lieber Appeltizer oder Grapetizer? Zum Lunch vielleicht ein paar Quichetörtchen? Rosé passt zum Picknick?..

Nach Bezug der Chalets geht es jedenfalls zum Sonnenuntergang auf dem Honeymooner Hill. Enos deckt den Tisch, entzündet das Lagerfeuer und lässt uns alleine zurück. Wir schießen Fotos, blicken über die Ebene, die von der tiefstehenden Sonne in warmes Licht getaucht wird. Wir sind wohlgeglaunt, herrlich ist es hier. Das Abendessen mit Oryxfilet ist dekadent gut hier im Nirgendwo. Wunderbar!

Am Morgen heißt es dann raus aus den warmen Betten. Es ist noch dunkel, es steht einiges am Programm. Enos führt uns einen Tag durch den nahen Nationalpark. Ein englisches Paar ist auch mit dabei.

Wir haben eine Stunde Geographie und Biologie dabei. Dabei wird der Freiluftunterricht aufgelockert, indem Enos mal zwischendurch gezielt eine White Lady aus ihrem Zuhause holt. Na, da schauen wir.

Alpinistisch steht die Besteigung des Big Daddy am Programm. Big Daddy ist eine 250m hohe Düne aus rotem Sand. Bei den herrschenden Temperaturen ist es erträglich, obschon der Sand den Aufstieg anstrengend macht. Vom Gipfel aus entschädigt ein Blick über Dünen so weit das Auge reicht. Herrlich!

Der Abstieg erfolgt über einen durchgängigen Hang losen Sandes vom Gipfel bis ins Flussbett, mit einer Neigung von geschätzt 40 Grad. Das ist ordentlich steil und macht mächtig Spaß.

Unten erwartet uns dann das Highlight des Tages. Vor sechshundert Jahren sind die Bäume abgestorben. Der Lehm hält sie fest. Der trockene Lehm, die roten Dünen und die Bäume ergeben Fotomotive ohne Ende. Auch unglaublich!

Die Engländer haben leider früh aufgegeben und warten sicherlich schon. Aber speziell Beene kann sich nicht losreißen. Enos ist geduldig, obwohl er noch so viel auf Lager hätte. Sossusvlei ist nach zehn Jahren wieder einmal mit Wasser gefüllt, ein Schakal bettelt am Parkplatz,.. wir müssen weiter. An einem Platz, der Out of Africa entnommen sein könnte, deckt Enos den Tisch. Wo sind Meryl Streep und Robert Redford?

Jetzt ist uns aber wirklich die Zeit davon. Eine Stippvisite noch zu einem Canyon, Enos hat fast ein bisserl Stress. Die nächsten Gäste wollen ja zum Sunset gebracht werden.

Uns soll es recht sein, wir sind ein bisserl fertig. Wir entspannen am Pool. So lässt es sich leben!

Swakopmund – Beach Lodge

Nach herzlicher Verabschiedung geht es nach Swakopmund, an den kühlen Atlantik. Wir sind direkt am Meer in der Beach Lodge untergebracht. Einzig bei der Zimmerauswahl hätten wir mehr Glück haben können. Lage und Ausblick entschädigen. Im der Pizzeria treffen wir Thomas, den Eigentümer der Hoodia Lodge mit seiner Frau. Tja, wer seine Frau ausführen will, muss schon mal eine Anreise von gut vier Stunden in Kauf nehmen. Die Pizzeria ist gar ausgebucht. Thomas bietet seinen Tisch an. Wir lehnen dankend ab und finden im „The Hug“ eine authentische Alternative.

Am nächsten Tag stehen Flamingos und eine Seehundkolonie am Programm. Die Seehunde sind ein bisserl gruselig für mich. Zum einen stinken sie ziemlich, zum anderen führt ein Steg quer durch die Kolonie. Geht man den Steg entlang, so brüllen und heulen die Seehunde unter einem auf. Tantes Göttliche Komödie kommt mir in den Sinn.

Da ist der Lunch am Cape Cross infolge entspannter. Ob wir zur Verdauung noch am Strand spazieren dürfen? Ja, Richtung Norden bis Angola. Außer ein paar Fischern ist da niemand, und bis Angola sind es geschätzt 800 Kilometer. Im Auto haben wir noch einen Steinschlag zu vermelden. In Namibia regt das aber gar niemanden auf. Wer are absolutely safe. Na bitte!

Am Montag geht’s aufs Boot. Ohne jede Erwartung buche ich. Was schaue ich blöd, als uns dann ein Seehund am Boot begrüßt. Was für ein Zufall, was für ein Glück! Weit gefehlt, im Laufe der Tour erfahren wir, dass sich aktuell vier Seehunde an Bord trauen, zwei berührt werden dürfen und die anderen nicht. Aha!

Als nächstes Highlight tauchen Delfine in großer Zahl auf. Sie springen und tanzen und Boot. Nun jagen teils Seehunde und Delfine das Boot. Das hatte ich auch noch nie.

Was bietet die Vogelwelt? Wir lernen, wie man Guano für eine halbe Million verkaufen kann und worin Guano so enthalten ist. Aber die echte Sensation sind zwei Pelikane, die das Boot stürmen und gegen Fisch Selfies zulassen. So geht die Fahrt bei Sekt und reichlich Austern zu Ende. Das waren übrigens die besten und wohl frischesten Austern seit langem.

Swakopmund war ein Kontrast zu den Wüsten und die Reise auf jeden Fall wert!

Twyfelfontein

Beene übernimmt das Steuer und entdeckt den Walter Röhrl in ihr. So brettern wir die nächsten viereinhalb Stunden über die Schotterpiste weiter Richtung Norden. Beene trällert sich ein Liedchen und driftet die wenigen Kurven. Gelegentlich kracht ein Ast in die Scheibe. Soll sich der Baum halt woanders hinstellen.

Die Twyfelfontein Lodge ist mehr ein Beherbungsbetrieb. Viele Gäste, wohl geordneter Betrieb. Schön ist es allemal. Der Sundowner bringt uns erstmals mit Elefanten in Kontakt. Es sind Wüstenelefanten, ein bisschen kleiner, dafür mit langen Beinen. Die jungen Elefanten wälzen sich im Staub und liefern ihre Show.

Das Besondere an Jahrtausende alten Felszeichnungen bleibt mir auch diesmal unerschlossen. Ich scheine zumindest nicht der einzige zu sein.

Ongava Tented Lodge

Nach einer Nacht in Twyfelfontein geht es nun Richtung Etosha Nationalpark. Direkt vor dem Eingang zweigen wir ins tolle Ongava Resort ab. Der freundliche Wachmann fotografiert das Auto und schiebt das schwere Tor zur Seite. Willkommen! Zu unserer Unterkunft, dem Ongava Tented Camp, sind es 12 Kilometer. Das ist Afrika!

Leroy begrüßt uns mit einer Herzlichkeit! Oh, das wird fein hier! Wenige, feste Zelte mit noch weniger Gästen warten auf uns. Christina und Ndali laden zum Lunch. Sie haben offensichtlich Freude an ihrem Job. Für Kurzweil beim Lunch sorgen die Elefanten. Die Lodge liegt direkt an einem Wasserloch, worin die Elefanten gerne eine Erfrischung nehmen. Doch besser schmeckt das Wasser aus dem Pool. Auch wenn die Elefanten gewöhnt sind, hier auf Menschen zu treffen, sind sie auf Abstand bedacht. Wer sich zu rasch bewegt oder zu nahe kommt, wird mit einem Rüssel voll Wasser auf Distanz gehalten. Jasmin wird derart gemaßregelt, findet es aber recht lustig.

Noch lustiger findet aber Tuly alles mögliche. Er wird unser privater Guide für die kommenden zwei Tage sein. Um 16:30 geht’s los. Der Patronengurt irritiert ein wenig. Ja, bei Gelegenheit steigen wir aus und nähern uns Rhinos oder Elefanten zu Fuß. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein Dickhäuter oder ein Löwe etwas gegen uns hat, will man ja gewappnet sein. Denn im Busch sind die süßen Viecherl auf Distanz bedacht. Hier ist der Mensch entweder Rivale ums Futter oder ein leckerer Happen, je nach Spezies.

Tuly ist eher der Großwildjäger. Auch wenn er in seiner Rangerausbildung viel, viel Wissen mitgenommen hat, so verschwendet er wenig Zeit mit Antilopen, Federvieh oder sonstigem Kleintier. Elefanten, Rhinos und Löwen zählen.

Zweimal wird auf unseren drei Ausfahrten angehalten und das Gewehr geladen. Wir bekommen Instruktionen, wie das Funkgerät zu bedienen ist, falls Tuly gefressen oder auf andere Art ausgeschaltet wird. Tuly trägt die hellste Kleidung und ist damit Target No. 1. Von bunter Kleidung wird dringend abgeraten. Wir sind in erstaunlich erdfarbenen Hosen und Shirts unterwegs.

Das Leben in der Lodge ist herrlich. Christina und Ndali achten darauf, dass jederzeit Kalorien zugeführt werden. Und das in erlesener Form. Zum Dinner gibt es Auswahl, auch wenn nur drei Tische besetzt sind. In der Dämmerung bzw. Dunkelheit stellen sich gar Nashörner, Löwen mit Jungen und die verschiedensten Antilopen ein.

Einzig kalt ist es in der Nacht und am Morgen. Thermophore helfen, aber es bleibt bitterkalt. Von eigenständigem Pendeln zwischen den Chalets und dem Hauptgebäude wird abgeraten. Das finde ich auch diesmal anfangs übertrieben. Als wir dann Löwengebrüll am Morgen hören bzw. Elefantenabdrücke im Sand gezeigt bekommen, bin ich einsichtig. So holt uns Tuly mit seiner Rifle morgens ab. Sein Lachen ist so erfrischend, dass wir es als Ringtone für Jasmin aufnehmen möchten. Es ist mitreißend und herzlich, sodass die Kälte etwas weniger kalt erscheint.

Es gäbe noch so viel zu dieser wunderbaren Lodge zu schreiben. Tuly erklärt auf meine Anfrage den Dung. Der von Elefanten hilft als Rauch selbst gegen Covid. Oder Tulys Lachen, als zwei weiße Nashörner ein schwarzes Nashorn durch den Busch jagen. Ja, da sind wir alle begeistert, aber am meisten Tuly. Ein anderes Mal liegen Löwe und Löwin um unser Auto. Sie ist leider zwischen dem Zaun des Nationalparks und der Lodge gefangen. Alles eigentlich recht entspannt. Erst als in weiter Ferne die zu Hilfe angeforderten Wildhüter anrücken, verdrücken sich die beiden Großkatzen. Sie kennen das Geräusch der Wildhüterautos. Da heißt es dann unter den Königen der Tiere: “Flüchte, wer kann!“.

Etwas wehmütig verabschieden wir uns. Aber bald sind wir wieder zurück, denn eine von uns hat ihren Sack mit Schuhen vergessen. Wer das ist? Dazu schweige ich lieber!

Etosha – Mushara Lodge

Mit etwas Verspätung treten wir also die eigene Fahrt durch den Nationalpark an. 135 Kilometer fahren wir von Westen nach Osten. Beeindruckend sind die endlose Weite des Etosha-Pfanne und die doch einigermaßen reichlich vorhandenen Wildtiere, liebevoll Game genannt. So stehen wir gelegentlich mal in einer Kudu-Zebra-Springbock-Herde mit mehreren hundert Tieren, aber nach dem Ongava Resort ist der eine oder andere schon ein bisserl Safari-müde. Im Auto erscheint es auch etwas anstrengender als im offenen Safari-Wagen. Das Aussteigen ist nur an wenigen Stellen erlaubt. Aber schön anzuschauen. Schon wieder auf asphaltierter Straße übersehe ich noch drei oder vier Giraffen, die friedlich im Sonnenuntergang grasen. Aber aus der zweiten Reihe höre ich, dass eine Giraffe auch nur eine Kuh mit langem Hals ist.

Die Mushara Lodge empfängt uns als großzügig angelegtes Resort mit feinem Essen und bestmöglicher Entspanntheit. Den morgendlichen Game Drive lassen wir aus. Wir bleiben am Pool. Der Pool ist winterlich kalt, aber schreckt uns nicht ab. Mungos oder Mangusten (bin ja kein Biologe) sorgen für Kurzweil. Kuscheln soll ich sie nicht. Ah, sehen aber süß aus!

Der Sundowner ist schon gebucht. Wir fahren wieder in den Nationalpark zurück. Ich freue mich, dass wir erstmals eine Führerin haben. Ich bin schon gespannt. Bei der Fahrt zum Park sperrt in einer hohlen Gasse ein Elefantenbulle die asphaltierte Straße. Kein Vorbeikommen, „Big Problem, False Feeding, Very Dangerous!“. Ein Stau wächst langsam. Andere Safari-Autos drängen vor und werden zurückgedrängt. Letztlich gelingt es den Elefantenbullen in einer konzertierten Aktion zweier wagemutiger Tour-Guides von der Straße zu treiben. Was gar nicht so leicht ist, weil es aus der Gegenrichtung staut. Aber das sind private Autos. Die sind viel kleiner und wir sind froh, dass wir nicht in so einem Touri-Auto sitzen.

Im Park zeigt die gute Frau weniger Geschick beim Aufspüren der Tiere. Gelegentlich zeigen wir ihr das eine oder andere Tier und erhalten ein: „I saw that also.“. Dafür scheint sie jeden und jede im Park zu kennen. Fenster auf „How are you? I love you all!“. Irgendwann kommt dann doch über Funk die Nachricht, wo man hin muss. Wir rasen gemächlich dorthin um uns mit vielen anderen des Anblicks von vier Löwen in der Ferne zu erfreuen. Wir wollten einen Leoparden sehen, aber für unsere Anführerin sind das alles Katzen. Gelegentlich werden andere Beobachter aufgefordert leise zu sein. Das ist ja schon an sich ein bisserl seltsam. Speziell wird es, als sich die gute Frau bei so einem „Pst, Pst!“ irrtümlich auf die Hupe setzt. Okay, den Löwen war es wurscht, die waren eh weit genug weg.

Etwas verlegen schenkt sie den „Gin Irgendwas“ ein und erfreut sich der Tatsache, dass sie schon wieder alle am Parkplatz kennt. „I love all humans!“ – fein! Als Entschädigung gibt es noch eine Einführung in ihre Muttersprache, die von Klicklauten lebt. Sabine filmt und muss nachsprechen. Der Gin hilft. Das ist alles spannend, aber ich komme schon mit Spanisch auf Duolingo nicht so recht weiter. Soll sein!

Erongo Mountains

Ai Aiba – The Rock Painting Lodge

Zum Abschluss gibt es nochmals eine extrafeine Lodge. Weit entfernt vom Irgendwo liegt die Ai Aiba Lodge. Klein und überaus luxuriös. Am Pool kann man sich problemlos auch in der Wintersonne einen Sonnenbrand holen. Das Internet hat wie in den meisten Lodges Glückspielcharakter. So ist das halt hier.

Wir schließen uns der Sundowner-Wanderung auf einen nahegelegenen Hügel an. Leicht militärischer Drill herrscht, die Touris folgen brav. Als der Guide dann Giraffen-Kugerln am Weg aufhebt, kostet, drauf beißt und zu erkennen meint, dass die Giraffe vor fünf, sechs Tagen hier war, kommt in mir Sorge auf, dass wir unser einer Game-Dung-Verkostung angeschlossen haben. Upps!

Der Spazierweg hält einige Kletterstellen im Bereich 1- parat. Da höre ich im Umfeld schon Gemurre und Sorgen, die aber von einem „My Team is strong! I can feel it!“ an der Spitze erstickt werden. Bald rufen wir im Chor „Sir! Yes, sir!“. Aber soweit kommt es dann doch nicht. Zu schnell erreichen wir den Gipfel. Getränkevergabe gehört zum Sundowner-Ritual. In den besseren Lodges kann man die Getränke vor dem Aufbruch auswählen. Wir haben Mineralwasser und Sekt gewählt. Die restlichen Teilnehmer begnügen sich mit einem Bier oder Sprite. Nur auf die Schweizer ist Verlass. Die zwitschern zumindest eine Flasche Weißwein. Ja, unser Drill Sergeant hatte einen schweren Rucksack mit. Als er nun zum krönenden Abschluss fragt, wer den Champagne bestellt hat, müssen wir da halt durch. Beim Militär wird kein Platz verschenkt! Entsprechend werden die Gläser gefüllt. Wir haben es lustig. Dazu gibt es Biltong, von den Mädels wegen der Ähnlichkeit zu Mios Leckerlis liebevoll Rinderkopfhaut genannt.

Beim Abstieg fährt der Sekt ein. Wir haben reichlich Spaß. Als Sabine und ich die Lodge erreichen, hat sich unser Sergeant schon wieder aus dem Staub gemacht. Die anderen Gäste sitzen beim Abendessen. Hurra, wir sind auch schon da!

Den Sundowner am nächsten Tag, wieder im offenen Wagen, lassen die Mädels aus. Sie sind der Sundowner endgültig satt. Soll sein. Wir sind aber erneut erfreut und lernen Interessantes. Der Guide erkennt Spuren eines Leoparden, der seine Beute über den Weg geschleift hat. Selbst Blutspuren vermag er zu erkennen. Oh ha!

Auf glatt geschliffenen Felsen, die an Australiens Ayers Rock erinnern liegen kugelrunde Felsen von mehreren Metern Durchmesser auf der Schräge, als hätten sie Riesen vor Millionen Jahren einfach liegen gelassen. Ich staune, wie diese Steine Jahrmillionen so liegen können. Auch ein riesiger, versteinerter Sportschuh steht auf einem der Felsen, die bezeichnende Namen wie „The Submarine“ tragen. Auch den müssen die Riesen liegen haben lassen.

The Sneaker

Bei einer Flasche Weißwein geht die Sonne das letzte Mal für uns unter. Der Königstein, der höchste Berg Namibias, verabschiedet sich in weiter Ferne in tadellosem Abendrot.

Rückfahrt

Am nächsten Tag warten zu Mittag rund 300 Kilometer zum entfernten Flughafen. Ganz knapp vor dem Gate der Lodge verabschiedet sich ein riesiger Giraffenbulle nochmals von uns. Wieder hätte ich ihn fast übersehen. Was für ein elegantes Tier!

Es folgen die letzten Kilometer Schotterpiste. Unser Toyota Corolla Crossover fliegt über die kleinen Rippen. Nichts kann uns aufhalten, wäre da nicht diese Straßenglättmaschine auf der Gegenfahrbahn. Die ebnet einerseits die Straße, schiebt aber auch wie ein Schneepflug überschüssiges Material zur Seite und in die Straßenmitte. Mit etwas mehr als 100 km/h krache ich in bzw. über einen Stein von der Größe einen Ziegelsteins. Rumms, völlig synchron krachen wir vier mit der Schädeldecke an das obere Ende der Fahrgastzelle des flinken Japaners. Hoppla, das war jetzt nicht gut. Nach wenig Metern hören und spüren wir das Flap-Flap-Flap. Links rangefahren, Koffer raus, Reserverad raus. Jahrelanger Reifenwechsel zahlt sich aus. Sabine und ich wechseln den Reifen in Windeseile. Die Mädels bleiben im Auto. Kein vorbeifahrendes Fahrzeug oder Löwe stört, nicht einmal Paviane interessieren sich für Gepäck. Als ich die Koffer wieder ins Auto wuchte, springt der Corolla vom Wagenheber und Sabine, die gerade die Radmuttern anzieht, mit gazellenartiger Leichtigkeit zur Seite. So geht Reifenwechsel.

Noch 30 Kilometer, dann ist die sichere B2 erreicht. Nun kann nicht mehr viel schiefgehen. Am Flughafen verabschiedet sich Namibia mit dem letzten Sonnenuntergang. Ein bisschen wehmütig steige ich ins Flugzeug. Dieses Afrika gefällt mir!