Klettersteig: Haidsteig – Königschusswandsteig – Holzknechtsteig

Heute ist der letzte Sommertag für absehbare Zeit. Weiter weg geht zurzeit nicht und will ich auch nicht. Also, die Momo-Runde. Die ist schön lang. Aber nein, dieses Jahr schließt das Habsburghaus am 30.9.2019. Darauf komme ich bei der Anfahrt.

Ein Plan muss her – dringend! Der Spar in Reichenau ist die letzte Möglichkeit, Kalorien für die Tour einzukaufen. Das wird gemacht, aber wieder im Auto bezweifle ich den Fun-Faktor dabei, fast 1.700 Höhenmeter auf der Rax ohne Verpflegung runterzuspulen.

Somit verzehre ich mal die eingekauften Kalorien. Das ist nicht schlau, aber zumindest konsequent. Kurz nachgedacht: ich will Rekorde jagen. Bislang war mir das eher wurscht, wie schnell ich da oben bin. Aber wenn man immer dasselbe geht und die Uhr am Handgelenk eh alles protokolliert, dann kann ich mich ja selbst ein bisserl hetzen.

Ich parke beim Griesleitenhof und nach knapp 40 Minuten bin ich beim Einstieg zum Haidsteig. Dort legt gerade auch eine Frau ihr Kletterset an. Hochmütig frage ich, ob ich vor ihr starten darf und wünsche noch einen schönen Tag. Aber hallo, ich werde die gute Frau gar nicht recht los. Mir haut’s gleich das Beuschel raus, wie es so schön auf Wienerisch heißt. Aber irgendwann baue ich dann doch einen Abstand zwischen ihr und mir auf – uff – und nach noch einmal 36 Minuten bin beim Ausstieg des Haidsteigs. Geht ja, neuer Rekord.

In den neuen Schuhen, die übrigens echt eine Empfehlung sind, wackle ich zum Königschusswandsteig. In der Preinerwandplatte sehe ich vier Polizisten, die da raufklettern. Geschätzt zu zehnt haben sie sich so weit wie möglich über die Forststraße chauffieren lassen. Ich habe sie beim morgendlichen Zustieg getroffen, als sie gerade aus dem VW-Bus geklettert sind, und mich gewundert. Dass kein Bergopfer zu bergen war, hat man an der Stimmung gesehen. Jetzt schau‘ ich aber ein bisserl blöd, was mit unseren Steuergeldern so passiert. Also, dass da oben in der senkrechten Wand Ermittlungen stattfinden oder Verkehrskontrollen, schließe ich mal aus.

Noch blöder schaue ich aber, als mir im Königschusswandsteig jemand entgegenkommt! Das ist die gute Frau, die sich am Haidsteig fast nicht abschütteln ließ. Der deutsche Akzent überrascht mich. Ich kenn‘ mich nix mehr aus. Noch einmal versucht’s meine Hybris: „Rauf ist der Steig aber schöner als runter!“. „Ja, en Aufstieg hebe ich mir zum Abschluss auf.“ Kurz macht sich Panik breit, dass die gute Frau, die zwar deutlich jünger ist als ich, aber gar nicht so fit aussieht, absteigt, am Einstieg umdreht und mich im Aufstieg nochmal einholt. Da gebe ich mir eher die Kugel. Wie auch immer, ich renne um meine Ehre und erledige den Königschusswandsteig auch noch in Rekordzeit.

Um bloß nicht noch einmal mit der Dame konfrontiert zu werden, verstecke ich mich in der Seehütte und stolz, aber eben auch recht demütig verdrücke meine Grammelknödel.

Runter gehe ich den Holzknechtsteig. Oft habe ich mir geschworen, diesen Steig nie wieder zu gehen. Heute gehe ich ihn eineinhalb mal – einmal zur Hälfte als Abstieg bis zum Beginn des Königschusswandsteigs und einmal im Abstieg zur Gänze. Alles ist möglich und der Boden rutscht bei 7 von 10 Schritten. „Alles ist möglich, nix ist fix!“. Da kommt der Spruch her.

Ab dem Bachingerbründl laufe ich. Schnell, die neuen Schuhe sind ja gut. Und irgendwann versteckt sich im Wechselspiel aus Licht und Schatten im Wald wieder ein Hindernis und schon hebe ich ab. Diesmal schwillt das linke Schienbein beeindruckend an. Vielleicht sollte ich das mit dem Bergablaufen nochmals überdenken oder weitermachen, bis ich diesen Skill erworben habe.

Schon wieder im Auto nehme ich zwei Mitarbeiterinnen vom Karl-Ludwig-Haus mit. Ich lasse durchklingen, dass ich wegen des Wirts diese Hütte konsequent meide und erfahre, dass das Karl-Ludwig-Haus mangels Personal am Montag und Dienstag geschlossen hat. Die Runde am Plateau wäre also wirklich karg geworden! Über den Wirt und seine Anschauungen, mit denen ich so gar nicht einverstanden bin, könnte ich noch einiges hier schreiben, tue ich aber nicht. Vielleicht liest das ja mal wer.

Am Heimweg höre ich, dass Ulli ausgeritten ist und so einen tollen Galopp genossen hat. So eine gute Nachricht in Sachen Ulli tut gut zu hören.

Details der Tour auf garmin.com