Gretchensteig

Langsam zweifle ich auch schon an, was die Klimaforscher sagen und werde zum Anhänger einer Verschwörungstheorie, leider halt mit anderem Vorzeichen. Aber dazu später. Gestern sind meine neuen Grödel angekommen. Die habe ich bestellt, da ich letzte Woche ein Grödel – der Duden sagt, dass Grödel ein Mehrzahlwort ist, aha! – verloren habe. Verloren und heute wieder gefunden – jetzt habe ich mit drei Paar doch zu viele Paare! Aber der Reihe nach.

Gernot begleitet uns auf die Rax. Wir sind alle nur halb ausgerüstet, weil der Plan war, die Mautstraße vom Pfaffensattel zum Alois-Günther-Haus zu spazieren. Gernot hat nicht einmal einen Rucksack mit. Trotzdem entscheiden wir uns für die Rax. Da geht heute mehr. Nicht viel mehr, aber doch mehr.

Am Preinergscheid geht – Achtung, Novum! – kaum ein Wind. Entspannt starten wir Richtung Reißthalerhütte. Gernot ist in seinen Christkindlmarktschuhen unterwegs und zieht sich meine XL-Grödel über. Auch Renate und ich entscheiden uns für Grödel – wir haben ja genug. Durch den Wald und auch danach ist wahrlich nicht viel Schnee. Aber ab der Baumgrenze wird es absonderlich. Es riecht nach Frühling, die Jacken haben wir in die Rucksäcke gestopft, ich suche nach den ersten Schneerosen, wir haben den 22. Jänner.

Nun zur Verschwörungstheorie: ich mag nicht glauben, dass sich das Klima erst um weniger als 2 Grad erwärmt hat. Hier nicht, hier muss es deutlich mehr sein – warum? Selbst bei vorsichtiger Schätzung liegt die Temperatur um 10° bis 15° zu hoch, es hat deutlich Plusgrade. Okay, das ist nur ein Tag und damit das Wetter und nicht das Klima. Zum Ausgleich müsste es an einem anderen Tagen um 10° weniger haben. Wenn man im Jänner auf 1.500m also Mitte Jänner -10° erwarten kann, müsste es nun einen anderen Tag mit -20° oder tiefer hier heroben geben. Natürlich können es auch zwei Tage mit -15° sein, um den Schnitt zu retten,.. Faktisch sind wir letzte Woche auf der Terrasse am Nachmittag um drei in der Sonne gesessen. Noch so ein „heißer“ Tag. Wie auch immer, ich bin keine Wetterstation auf zwei Beinen. Nach meiner Einschätzung ist es aber eher um vier bis fünf Grad im Schnitt hier heroben wärmer als in einem Jänner vor 25 Jahren oder früher. Entsprechend traurig schaut es mit dem Schnee aus.

All das überlege ich mir, während wir wieder einmal den Schlangenweg runter spazieren. In allen Farben schildere ich, wie uns die Abkürzung mein Grödel gekostet hat. Bei Besichtigung des Ortes des Verschwindens reicht auch ein Schritt ins Latschengestrüpp und da liegt es unübersehbar. Mein schlechtes Gewissen ist weg und weicht einer Reflexion. Was, wenn das nicht mir sondern jemand anderem passiert wäre. „Wie umnachtet kann man sein, dass man das nicht bei der Suche sieht?“, „Muss man halt die Augen aufmachen und schauen!“… Egal, ich habe es wieder und nun gar zwei zuviel. Keine Gams hat sich verletzt, alles gut!

Der Rest ist Routine. Essen am Waxriegelhaus, Abstieg zum Preinergscheid und heim nach Breitenfurt. Feine, entspannte und sonnige Tour!

Die Tour auf Garmin