Haidsteig – Preinerwandsteig

Heute ist der Haidsteig dran. Was uns da nur erwartet? Ich habe mich bei der Einschätzung der Schwierigkeiten schon oft völlig geirrt. So erinnere ich mich an die Antwort auf Gernots Frage vor dem ersten Klettersteig, ob denn die Wildfährte steil ist. Ich meinte ehrlich: „Also, ich kann mich nicht so erinnern. Schon steil, mit dem Radl kannst nicht fahren, mit Skiern auch nicht – wahrscheinlich!“. Uje, dann am Steig mit ihm, im Angesicht der Tatsachen habe ich mir für diese Antwort öfters auf die Stirn geklatscht.

Nun also Renate. Die ist ebenso voller Zuversicht wie bar der Erfahrung. Ich bin auch zuversichtlich, aber eben schon ein bisserl erfahren. Schauen ma a mal!

Wie auch immer, wir stehen an diesem Freitag um 08:40 in der Griesleiten am Parkplatz und sind nicht alleine, wirklich nicht alleine. Ich mache mir Sorgen, dass wir lange warten werden müssen. Korrigiere aber sofort, dass wir Grund für den Stau sein könnten. Mann oh, das wird was! Warum kann es nicht ein Dienstag im Oktober sein? An so einem Tag wären wir hier alleine.

So machen wir uns an den Zustieg. Ausrüstung und Stimmung sind jedenfalls gut. Beim Anstieg entdeckt Renate eine prächtige Parasol-Familie und… Und erwägt sie mitzunehmen. Ist sie so aufgeregt? Will sie wirklich mit einem Sackerl in der Hand die Schwammerl da rauf tragen oder die schönen Pilze in den ohnedies recht vollen Rucksack stopfen? Ich nehme das Anliegen nicht ernst und stimme zu, dass wir sie am Rückweg mitnehmen werden. Ein Entschluss, den an diesem Tag wohl noch viele andere Wanderer fassen werden.

Am Einstieg stehen die Massen. Na ja, es sind sechs, sieben Leute. Das ist nicht viel in Relation zu den Schilderungen, die vom Wochenende erzählt werden. Mir sind es jedenfalls zu viele bei diesen Unsicherheiten heute. Renate findet aber alles cool und tänzelt herum. Zumindest vor dem runden Ungarn in Grün möchte ich starten. Ja, ja! Renate freut sich halt so. Können wir jetzt aber bitte los!

Uff, der Einstieg klappt ganz entspannt. Das sieht gut aus. So werden wir das schaffen. Ich habe die schöne Kamera mit und schieße erste Fotos. Auch der erste Steigbaum macht keine Schwierigkeiten. Ruhe kehrt in mir ein. Was soll da noch schiefgehen? Und dann kommt die erste Querung, technisch nicht schwer, aber erstmals ein bisserl ausgesetzt. Ich spaziere vor und positioniere mich zum Fotografieren. Da hängt Renate nun plötzlich und meint, dass es hier nicht weitergeht. Wie bitte? Das könnte an der 90° falschen Haltung liegen. Was ist denn da los? Und während ich noch analysiere, merke ich da leichten Kontrollverlust aufkommen. Upps, gelassen bleiben und auf Selbststabilisierung hoffen. Ein bisserl körperliche Unterstützung könnte auch helfen. So mache ich noch schnell ein Foto, ehe ich zurücksteige und Renate am Handgelenk ohne großes Trara zum Seil hochhebe. Leicht genug ist sie ja. Erinnert ein bisserl an den Umgang mit Mio bei Klettereien, ist aber viel respektvoller! Der arme Hund wird ja am Halsband nach oben gehievt.

Das dicke Grün im Nacken nervt Renate auch ein bisserl sehr. Aber der gute Mann ist selbst Teil einer Dreiergruppe, deren Rest nicht schnell vorankommt. Wir verwerfen Verschwörungstheorien zu seinen Absichten und steigen tapfer weiter. Ab jetzt läuft es entspannt und gut. Die Schlüsselstelle passieren wir auch recht g’schmeidig. Da kann ich ein bisserl helfen. Immerhin habe ich in diesem Kamin schon genug Blood, Sweat und vor allem Tears gesehen. Renate hält sich brav am Rande der engen Felsspalte. Alles gut, wir sind bei der Madonna und haben damit den technisch schwierigeren Teil hinter uns.

Die Vorstellung von Ulli erfolgt formlos. Ein schöner Platz ist es hier. Und es ist definitiv etwas los hier an Tagen wie diesen. So soll es sein!

Wir steigen noch bis zum Plateau auf. Geschafft! Renate ist zurecht stolz wie Oskar oder sonst wer. Bravourös hat sie den Steig gemeistert. Ich habe Freude, denn da können nun noch viele gemeinsame Touren kommen. Wir rasten umgeben von Edelweiß in großer Zahl. Kann es besser gehen?

Als Abstieg wählen wir den Preinerwandsteig. Der ist sicherlich besser als der Holzknechtsteig, aber halt ein Abstieg. Renate will ein Startup gründen, das Bergsteiger per Drohnentaxi vom Gipfel holt. Mir soll’s recht sein, solange ich mich da nicht engagieren muss. Mein Beitrag beschränkt sich auf ein gelegentliches „Hmm! Warum nicht?“.

Gegessen wird im Looshaus. Das muss ein bisserl im vorigen Jahrhundert stehen geblieben sein. Doch das ist an diesem Tag nebensächlich.

Prädikat des Tages und der Tour: edelst!

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