Hawaii – Sommer 2023


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Der Urlaub wird spannend werden. Da steht so einiges am Programm. Jasmin hat ein Jahr in Kanada verbracht. Lydia hat sie am 30. Juni in Vancouver abgeholt und ist vierzehn Tage mit ihr durch Kanada. Die beiden werden am selben Abend wie wir auf Maui landen. Am 15. Juli starten auch Carina, Renate und ich von Wien aus. So treffen Carina und ich Jasmin wieder erstmals nach einem Jahr. Renate und Jasmin lernen sich überhaupt am anderen Ende der Welt kennen.

Maui

Der Flug ist recht erträglich, auch wenn Austrian bei der Zuteilung der Sitzplätze patzt. Wir haben für fußfreie Plätze bezahlt, sitzen aber trotzdem mitten drinnen. Aber das geht erstaunlich gut. Auch ist Westen als Flugrichtung von der Belastung durch die Zeitverschiebung angenehmer als ein Flug Richtung Osten. Der Tag dehnt sich einfach nur sehr. So sitzen Renate und ich also etwas müde am späten Abend am Flughafen Kahului auf Maui und schauen aufs Handy. Nichts tut sich am kleinen Flughafen. Die Rolltreppe, die Jasmin eigentlich runterkommen sollte, steht still. Und plötzlich spricht uns da eine junge Dame an. Sie lacht, wir schauen verdutzt. Ja, das ist sie ja, unsere Jasmin. Ein freudiges Wiedersehen und erstes, persönliches Kennenlernen am Ende eines langen Tages am anderen Ende der Welt. So kann Familie sein!

Wir holen unser riesiges Auto bei Sixt ab, rollen noch ins AC Hotel by Marriott in Wailea und holen mal Schlaf nach. Das Frühstück bietet Avocado-Toasts, der Urlaub ist wohl gerettet. Das Hotel liegt nicht am Strand. In Hawaii sind die Preise auf einem anderen Level. Da sind Schweiz und Norwegen günstig und so reicht unser selbst gegebenes Budget eben nur für die zweite Reihe. Aber auch hier lässt es sich leben.

In Wailea ist alles sehr gepflegt. Der Golfplatz ist gediegen und kaum bespielt. Im kleinen Einkaufszentrum reihen sich die Stores von Louis Vuitton, Prada, etc., aneinander.

Am ersten Tag fahren wir die Küste im Norden entlang, bestaunen Blow Holes und schwimmen in natürlichen Pools am Meer. Den Abend lassen wir in Lahaina ausklingen. Unter dem Baum, der nach den verheerenden Bränden traurige Berühmtheit erlangen wird, essen wir ein Eis nicht ahnend, dass die kleine Stadt nur noch ein paar Wochen hat.

Am nächsten Tag geht es auf den Haleakalā, den höchsten Berg auf Maui. Wir wollen den Sonnenaufgang sehen. Lydia hat reserviert und gebucht. Auch die Natur ist auf Hawaii eben gut organisiert. Wir starten gegen vier Uhr und schrauben uns in endlosen Serpentinen in eine Höhe von 3.055 Meter. Oben ist es kalt, starker Wind weht und wir sind fast die letzten, die noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang eintreffen. Der Sonnenaufgang ist schön, aber irgendwie auch nur ein Sonnenaufgang im Beisein vieler anderer Touristen. Wir frieren. Carina kämpft mit der Zeitverschiebung, ihr Magen rebelliert. Da tun die endlosen Kurven auch nicht gut. Aber sie ist tapfer und schafft alle Kurven wieder runter. Erst am Heimweg eskaliert die Situation dann richtig. Renate lenkt das Auto in der linken Fahrspur und Carina sitzt am Beifahrersitz.

Carina: „Schnell, fahr rechts ran!“.
Renate: „Das geht nicht, der lässt mich nicht rüber!“
Carina reißt das Fenster auf und wirft dem ungewöhnlich sturen Ami ihr Frühstück mit einem „Nimm‘ das!“ entgegen. Der wird wohl seine Lektion gelernt haben, dass man spurwechselwillige Europäer nicht behindern sollte!

Und weil Kurven so lustig sind, geben wir uns am nächsten Tag noch die Road to Hana. Das ist angeblich eine der schönsten Straßen der Welt. Sie führt ins Nirgendwo zu seltsamen Menschen, die irgendwann wohl zum Surfen hierhergekommen und hängengeblieben sind. Nun nerven sie sich über die endlosen Kolonnen an Touristen. Am Ende der Straße gibt es nicht viel. Ein Food Truck hat sich und seine Zelte aufgestellt. Die Familie grillt und verkauft ihre Chicken und Ribs. Bargeldloses Zahlen geht nicht, Cash haben wir nicht. Aufgeregt und amüsiert werden unsere Euros akzeptiert. Nein, solche Scheine haben sie noch nicht gesehen. Google hilft bei der Umrechnung, denn Mom weiß den Umrechnungskurs, aber die Tochter multipliziert den Dollarbetrag mit 1,12 statt ihn zu dividieren. Das wäre bei den Mondpreisen auch egal, aber Ordnung muss sein.

Am Rückweg halten wir noch in Hoʻokipa am Wellenreiter- und Surferstrand. Robby Naish ist nicht da. Vielleicht liegt es an den fehlenden Wellen. Als ich das letzte Mal vor 30 Jahren hier waren, gab es riesige Wellen, aber heute ist Family Day und so dürfen die Kleinen auch mal raus aufs Wasser. Die Hauptattraktion sind diesmal die Schildkröten, die sich hier in der Sonne den Panzer wärmen.

Hawaii – The Big Island

Unser nächster Stopp ist The Big Island. Wir landen in Kona und bekommen ein noch größeres Auto. Der GMC Yukon Denali bietet drei Sitzreihen und einen riesigen Kofferraum. Auch wenn es ungewohnt ist, man fühlt sich sehr unverletzbar in diesem rollenden Panzer. Möge sich uns niemand in den Weg stellen! Renate wirkt etwas verloren am riesigen Fahrersitz, steuert aber souverän. Wir sind in Kona in einem Strandhaus untergebracht. Das ist recht edel und man schläft so gut bei den Wellen.

Hilo steht am Programm. Das war schon 1995(?) weit hinten und hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht recht weiter entwickelt. Wir lunchen, besuchen zwei Wasserfälle, die nur gegen Gebühr aus großer Distanz bestaunt werden dürfen und spazieren noch ein bisserl entlang der wilden Küste. Letzteres ist wohl das Highlight. Carina und ich haben Boogie Boards mit. Die tragen wir aber nur spazieren. Wir wollen beide nicht an die Felswände geklatscht werden. So reicht uns das Betrachten der wilden Szenerie.

Am nächsten Tag wollen wir auf den Mauna Kea. Der ist mit 4.205 Meter richtig hoch. Leider aber auch zu hoch für unseren Kleinlaster. Man braucht unbedingt Allrad und einen halb vollen Tank. Darüber wacht ein Ranger und der ist ebenso freundlich wie unerbittlich. Auf 3.000 Meter ist beim Besucherzentrum Schluss. Lydia und Jasmin kommen am letzten Tag mit einem geliehenen Allrad zurück und „erledigen“ damit den höchsten Berg der Erde. Dazu muss man den Teil des Berges unter der Meeresoberfläche einbeziehen. Denn dann ist der Berg gewaltige 10.203 Meter hoch.

Beim Baden im Meer touchiere ich nicht nur zuhauf Lava-Felsen, sondern kicke auch wieder einen Seeigel. Der lässt seine Stacheln in meinem Fuß, der sich umgehende schick blau um die abgebrochen Stacheln färbt. Aber mein Körper ist das fast gewöhnt und beginnt am zweiten Tag mit der Verwertung der zugeführten Mineralien. Da schaust aber!

Kauai

Auf Kauai beziehen wir wieder ein Haus in Strandnähe. An das Getöse der Wellen kann man sich gewöhnen. Ich schlafe so tief wie selten.

Ein erster Erkundungsspaziergang führt den Strand entlang. Neben vielen Badegästen liegt auch eine Robbe da. Bei solchen gewaltigen Naturphänomenen stellt sich in den USA gleich mal ein Freiwilliger ab. Der bezieht Posten und hält ahnungslose Zivilisten davon ab, das Tier zu kuscheln oder es gar zu grillen. Ähnliches sehen wir noch bei einem Nachtspaziergang, Eine Freiwillige hat sich mit ausreichend Tee und Wasser („Stay hydrated!“) sowie Campingstuhl und Rotlichtlampe für die Nacht eingerichtet. Sie wird die Schildkröten bewachen und ihnen regelmäßig in die Augen leuchten. Ich überlege, ob die gute Frau früher Krankenschwester war und Menschen mit Gefahr auf Hirnblutung überwacht hat. Aber ich weiß ja nicht einmal, ob Meeresschildkröten einen entsprechenden Pupillenreflex zeigen. Ich habe Fragen. Anderseits ist ihr Dasein mehr als berechtigt. Denn immerhin war ich es, der bei der Annäherung an die Frau und Turtles im schwachen Mondlicht von Stein zu Stein hüpfen wollte. Ein schriller Schrei aus der Finsternis hat mich davon abgehalten, einer Schildkröte ins Kreuz zu springen. Uff, gerade noch gutgegangen.

Kauai ist auch diesmal meine Lieblingsinsel. Sie heißt nicht umsonst „The Garden Isle“. An Polihale kann ich mich erinnern. Aber auch hier ist vieles anders. Die Straße ist zwar noch immer nicht geteert, aber Menschen sind hier. Noch immer nicht viele, aber eben nicht mehr menschenleer. Der schöne Strand zwischen Militärbasis und den steilen Felsen der Napali-Küste ist an diesem Tag so heiß, dass auch ich ihn nicht ohne Schuhe zu begehen vermag. Dafür sind die Wellen so harmlos, dass man schwimmen kann. Wir bleiben nicht lange. Die Mädels würden wohl noch den Tag draußen verbringen und auf den kühleren Teil des Tages hier am Ende der Welt warten.

Lydia hat dankenswerterweise auch Plätze für den Ha’ena Beach Park gebucht. Dort startet der 11 Meilen lange Kalalau Trail, dessen Anfang wir wandern wollen. Wir erreichen den
Hanakāpī‘Ai Strand, der selbst schon beeindruckend ist und wandern weiter zum gleichnamigen Wasserfall. Das ist alles in allem recht weit, aber auf jedem Fall lohnend. Das Bad unter dem von weit oben in die Tiefe stürzenden Wasser ist schon was. Ja, das macht Spaß. Der Weg zurück ist dann den einen doch schon ein bisserl lang, während es Renate ein bisserl Auslauf beschert. Am Abend dann noch ein Abstecher zur berühmten Buch von Hanalei. Alles gut!

Ein wilder Tag steht noch an. Während sich die Mädels in einem Motorboot entlang der Napali Coast von Wellen weichklopfen lassen, geben sich Renate und ich 22 Kilometer Trail weit oberhalb der Napali Coast. Die Mädels berichten von Schnorcheln, beeindruckenden Höhlenfahrten und freundlichen Delfinen. Wir gönnen uns zuerst den Awa’awapuhi Trail und danach noch den Nu’alolo Trail. Renate lässt sich nicht abschütteln. Die Ausblicke und die Kulisse entlang dieser Küste kann man ruhigen Gewissens als atemberaubend und „awesome“ bezeichnen. Wenige Amis gehen so weit und so gehört uns das Naturschauspiel fast alleine. Dazu muss man halt die Hubschrauber, die kühn zwischen den Klippen ihre Flugmanöver absolvieren, als Teil der Natur sehen. Egal, müde sind wir am Abend jedenfalls beide.

Oahu

Der letzte Stopp ist auf Oahu. Oahu ist die größte Insel, die Autobahn hat viele Spuren, Hochhäuser prägen das Strandbild in Honolulu. Bei unserem Start verstehe ich das Navi nicht und wir stürmen Pearl Habour. Der nette junge Mann mit Maschinengewehr nimmt mir den Ausweis ab und gibt ihn erst wieder zurück, sobald sicher ist, dass ich mit unserem Leihauto nicht mehr in sein Revier zurück kann. Er will wohl ausschließen, dass ich mich kamikazeartig auf eine Fregatte oder zumindest Frikadelle oder so stürze. Mir soll es recht sein.

Wir haben uns im Turtle Bay Resort einquartiert und sind alles in allem autofaul geworden. So bleiben wir im Ressort. Die Preise haben hier ein Niveau erreicht, dass es gar nicht mehr leicht zu packen ist. Einen Salat gibt es ab 25 USD, Steak und Fisch dann ab 60 USD, gerne aber auch ab 100 USD. Wer das Besondere liebt, kann auch 155 USD für eine Fischsuppe oder 160 USD für ein ausgewähltes Steak spendieren. Das Restaurant wird als elegant beworben. Beim ersten Mal ziehe ich gar eine lange Hose an und fühle mich unsicher, weil ich kein Hemd mithabe. Tja, und dann sitze ich als einziger in langer Hose da. Ein langärmliges Hemd gilt hier wohl als schrullige Tracht der Italiener. Die engstehenden Tische sind mit Bermuda- und Baseballkappenträger besetzt. Die Kellner haben sicherlich auch irgendeinen Beruf gelernt.

Wir sind im fünften Stock und blicken auf die Turtle Bay – das passt. Der Mond ist fast voll und strahlt den weißen Strand an. Wir spazieren weit am späten Abend vom Hotel weg. Keine dekadenten Amis weit und breit, keine Volunteers, die Tiere beschützen, die wahrscheinlich besser ohne sie auskommen würden. Da zeigt sich Hawaii zum Abschied in der Keiki Bay nochmals von seiner schönsten Seite. So soll es sein und so soll es in Erinnerung bleiben.

Resümee

Vor mehr als 25 Jahren war ich schon einmal auf diesen vier Inseln. Mir hat es auch diesmal wieder gut gefallen. Viel ist noch stärker kommerzialisiert. Häufig trifft man auf eine Kultur, die uns doch sehr fremd ist. Kulinarisch ist Hawaii Ödland. Entweder man ernährt sich an Food Trucks oder man speist in teuren Restaurants, die gut aber bar fast jeder Esskultur sind.

Wer sucht, findet nach wie vor unberührte, atemraubende Natur. Ein drittes Mal Hawaii wird knapp werden. Ich denke, es gibt noch ganz viel auf diesem Planeten zu sehen.