Bergsteigen: Haidsteig – Königschusswand – Malersteig

Der Parkplatz in Griesleiten ist völlig leer. Die Sonne lacht, es ist wärmer als daheim. Vorfreude macht sich breit. Ich nehme mir vor, mich heute ein bisserl mehr dem Genuss beim Kraxeln zu widmen. Das soll heißen, dass ich das gespannte Drahtseil vorrangig zum Sichern verwenden will, während ich nach Griffen und Tritten suche. Das geht bei den Schwierigkeiten bis C ganz gut. Darüber wird diese Übung schwierig und schnell auch unmöglich für mich.

Heute verbringe ich viel Zeit bei der Schwarzen Madonna. Das liegt auch an Ingress. Ach ja, das Nerdspiel. Mittlerweile sind aber schon einige „Grüne“ da raufgekraxelt und haben das Portal in ein solides 8er-Portal verwandelt. Wenn ich die Hülle vom Handy nehme, geht es viel besser. Versteht keiner, macht nichts, ist halt so!

Der restliche Steig ist technisch selten oder eigentlich nie ein C, fast immer darunter. Ich nutze die Sicherung nicht und steige völlig entspannt und unter Musikbegleitung aufs Plateau. Dabei liebäugle ich mit der Idee, den Königschusswandsteig nur bis zum Rastplatz zu gehen, und dort auf den Malersteig zu wechseln. Aber alleine ist das vielleicht keine gute Idee. Deswegen gehe ich ja die Klettersteige, wenn ich alleine unterwegs bin. Mal sehen.

Der Südostwind bringt Saharastaub und milde Luft. Dort, wo kein Wind ist, reicht das T-Shirt. Was für ein Tag!

Beim Einstieg zum Königschusswandsteig treffe ich Garvin. Ich habe ihn schon öfters gesehen. Das erklärt sich schnell. 55 Mal ist er den Königschusswandsteig schon gegangen – bei jedem Wetter, zu jeder Jahreszeit. Oh ha! Den ÖTK-Steig, wo ich ihn auch schon mal getroffen habe, hat er gar schon 85 Mal gemacht. Da schau‘ her!

Beim Rastplatz hat mich Garvin schon wieder eingeholt. Spontan frage ich, ob er den Malersteig gehen möchte. Na ja, mit Klettern hat er es nicht so. Die Frage nach überhängenden oder senkrechten Stellen kann ich klar und entschieden mit „Sicher nicht“ beantworten. Ich überlege länger, was es denn bedeutet, wenn das mit dem Klettern doch eine blöde Idee war. Ich will ja nicht der sein, der ihn überredet hat. Garvin meint, dass er ja umdrehen kann, wenn es ihm unangenehm wird. Irgendwie bin ich sicher, dass Garvin das locker packen wird. Er macht einen mehr als fitten Eindruck und an Bergerfahrung fehlt es ganz offenkundig auch nicht.

Wir starten entgegen jeder Prinzipien – es ist nun mal nicht sonderlich schlau, mit jemanden, den man gerade Mal seit ein paar Minuten kennt, eine gemeinsame Tour zu gehen. Zumindest stelle ich mich vor. Wäre ja sonst fahrlässig! Wenn es gutgeht, sind wir in maximal 45 Minuten durch. Und, es geht besser als gut. Völlig entspannt unterhalten wir uns, während wir dem Steig folgen. Bald wechselt die Markierung von blau auf rot. Meine Rotsehschwäche bedeutet das Ende meines Vorstiegs. Garvin übernimmt und ich folge. Jede Sorge war unberechtigt. Die erste Stelle mit III- fliegt vorbei. Dann folgt der etwas unangenehme Quergang Richtung Haidsteig. Nun übernimmt wieder Garvin die Fährte mit den roten Punkten. Erst bei der „Mutprobe“ nach dem Steigbuch steige ich wieder vor. Mit meiner Kenntnis des Steiges tue ich mir leichter. Der Rest ist einfacher und wir stehen – schwupps – wieder auf der Hochfläche.

Garvin gönnt sich noch den Königschusswandsteig im Abstieg. Ich nehme die unkompliziertere Variante über den Holzknechsteig und bin pünktlich zum Kochen bzw. Essen wieder daheim.

Vormittag optimal genutzt – check!

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