Klettersteig: Haidsteig

Rekordtemperaturen, Sarah-Staub,.. Was zieht man da an? Ich schwanke zwischen kurzen Hosen und Steigeisen. Vor ein zwei, drei Wochen hatte es noch -18° und jetzt sind wir bei +18°. Außerdem bin ich von meinem Lauftraining müde.

Beim Griesleitenhof ist der Parkplatz gähnend leer. Das Radio spricht von 16° in 1.500m Höhe. Damit leert sich auch mein Rucksack. Ich starte und schon nach wenigen Metern bestätigt sich das Gefühl, dass ich so gar keine Lust auf neue Rekorde habe. Eher müde starte ich. Geschuldet ist das Gregs Trainingsplan von Garmin. Seit neun Wochen laufe ich brav, wie es mir Greg oder seine Software vorschreibt. Im Jänner waren es über 192 km und besser fühle ich mich trotzdem noch nicht. Das selbst festgelegte Ziel von 48 Minuten für 10 Kilometer hätte ich vor einem Jahr vermutlich auch schon geschafft. Aber ich wollte mal so einen Trainingsplan ausprobieren und jetzt fühle ich mich als Opfer der garminschen Software. Na ja, so schlimm ist es nicht, aber bis zum Einstieg gönne ich mir 10 Minuten mehr und das ist viel.

Statt Schnee gibt es am Zustieg Schneerosen. Das T-Shirt passt von den Temperaturen – verrücktes Wetter. Auch im Steig ist es frühlingshaft warm. Meine Sorge vor Nässe war unberechtigt. Bei der Madonna raste und jausne ich lange. Kein Mensch weit und breit.

Der Rest vom Haidsteig ist auch fast gänzlich schneefrei. Am Ausstieg zwingt mich keine Wechte zur Umkehr. Worüber man sich mit zunehmenden Alter so Gedanken macht? Weiter geht’s zum Preinerwandkreuz. Der Sahara-Staub ist nicht zu übersehen und gäbe bei Sonnenauf- oder untergang sicher einiges her. Ich entscheide mich gegen den Königschusswandsteig trotz der tollen Bedingungen. Genuss wäre es keiner, und Überwindung und Disziplin habe ich in den letzten neun Wochen oft genug gezeigt.

Vor der Seehütte treffe ich erstmals auf Menschen. Ausgerüstet mit Schneeschuhen watscheln und schnaufen sie daher. Das sieht irgendwie lustig aus und Spaß macht es ihnen. So soll’s sein.

Beim Einstieg in den Holzknechtsteig wird es kurz alpin. Zwei steile Schneefelder liegen in der Sonne. Hätte es jetzt Temperaturen unter Null, dann wäre es spannend. Es hat aber eher 15° und das ist auch spannend. Denn der Schnee ist weich, sodass ich sicher nicht ausrutschen werde. Aber mit dem durchnässten Schneefeld will ich auch nicht abrutschen. Alle Sorge ist wieder einmal unberechtigt. Einzig Schnee gelangt in die Schuhe, aber das kann man aushalten.

Im Holzknechtsteig sehe ich auch heute wieder Bergsteiger auf der Suche nach dem Einstieg in den Königschusswandsteig. Die beiden sind jung. Ich erkenne mich wieder, nur 35 Jahre jünger. In halblangen Hosen und allgemein recht frühlingshaft sind sie knapp davor, ohne Steig in die Preinerwandplatte einzusteigen. Ich rufe ihnen zu. Ja, sie suchen den Königschusswandsteig. Dass sie schon zu weit oben sind, erquickt sie nicht. Sie bedanken sich und erwägen offensichtlich, durch die Wand zum Steig zu queren, vielleicht um Höhe zu sparen. Ich meine, Gedanken zu lesen- war ja auch mal 18 – und werde deutlicher. So rufe ich nochmals, dass das wirklich eine „Scheißidee“ ist. Nochmals bedanken sich die beiden jungen Männer mittlerweile etwas widerwilliger und beginnen mit dem Warten, bis ich weg bin. Aber am Holzknechtsteig verschwindet der Boomer nicht und so steigen sie doch vielleicht etwas entnervt entlang der Wand ab und finden den Einstieg. Aus ihrer Sicht war das sicherlich ganz anders.

Nicht einmal zum Bergablaufen ist mir und ich steige schuhschonend ab. Im Haidsteig hängen mittlerweile zwei Partien. Von der ersten höre ich: „Und jetzt steigst mit dem rechten Fuß daher. Super, und jetzt schau‘, dass du den linken Fuß hier rüber stellst.“. Die zweite Gruppe langweilt sich ein bisserl. Was soll’s? Die Sonne lacht. Es ist Frühling und ich bald beim Auto. Passt doch!

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