Wanderung: G’hackte – Hochschwab (2.277m) – Zagelkogel – Hochwart

Der kälteste Morgen an einem 2. Juli seit 20 Jahren und ein tadelloser Wetterbericht laden auf den Hochschwab ein, wo mich mein erster Kontakt mit Steinböcken im biologischen Sinne erwartet.

Der Tag beginnt ein bisserl holprig. Carina ist schon in Kroatien, Ulli in der Bank und Jasmin habe ich am Vorabend bei Isabella angebracht. So stehe ich zwar um sechs auf, aber vertrödle viel Zeit mit Frühstück und Nachrichten. Um 7:15 kriege ich Stress, nehme noch Altpapier etc. mit und vergesse die Bergschuhe. Dabei habe ich in der Früh noch gedacht, wie blöd genau das wäre. Nach 15 Minuten Fahrzeit fällt mir das Missgeschick zum Glück ein und ich drehe um. So starte ich erst um 7:45 von daheim aus.

Beim Bodenbauer parken schon viele Autos. Ich bin erstaunt. Auch beim Aufstieg ins Trawiestal und im G’hackten überhole und treffe ich ungewöhnlich viele andere Wanderer. Ob es an den Ferien liegt? Während ich eigentlich alle anderen überhole, kommen von unten zwei Frauenstimmen immer näher. Wow, die sind schnell und lassen sich in ihrer bunten Laufbekleidung gar nicht abhängen!

Ich steige durchs G’hackte und denke mir, dass das im Winter eine ziemliche Herausforderung sein muss. Den Aufstieg kann ich mir mit Steigeisen und Pickel noch vorstellen, aber wo man da runter fährt, ist mir nicht leicht ersichtlich.

Beim Fleischer-Biwak haben die beiden Damen mich dann eingeholt. Mit ihren Trail-Schuhen hatten sie es wohl leichter als ich in den Bergschuhen, aber sie sind wirklich fit. Am Hochschwab schießen wir wechselseitig Gipfelfotos. Am Schiestlhaus habe ich mit Conny und Berni dann eine feine Gesellschaft beim Mittagessen. Vielleicht probiere ich doch einmal Trailschuhe.

Während die beiden Richtung Voisthaler-Hütte absteigen, mache ich mich auf den Weg ins Rauchtal. Davor besteige ich noch den Zagelkogel und weil ich so in Schwung bin auch gleich den Hochwart. Beide sind bis auf ein paar Meter so hoch wie der Hochschwab. Aber auch unter den Bergen gilt, dass sich die Mehrheit nur für Platz 1 interessiert. So bin ich ganz alleine auf diesen Gipfeln, nicht einmal ein Pfad, Steig oder Weg führt da hinauf.

Beim Abstieg durchs Rauchtal weist mich ein aufsteigender Wanderer darauf hin, dass weiter unten Steinböcke zu sehen sind. Er hat eine DSLR mit, aber auf den Fotos erkenne ich nur schemenhaft etwas. Als ich infolge tatsächlich die Gruppe von Steinböcken sehe, fotografiere ich zuerst aus der Ferne und komme mit jedem Foto immer näher. Während Gämsen sofort scheu die Flucht ergreifen würden, stehen die Steinböcke nicht einmal auf. Sie schauen mich an, aber mehr nicht. 20 Meter vor ihnen, werde ich  nachdenklich, denn wenn der Bock jetzt aufsteht und wissen will, wer schneller über das Geröll dahin ist, schaue ich alt aus. Und in der Zeitung will ich mich auch nicht finden als der Vollkoffer, der sich unter ein Rudel Steinböcke gemischt hat, ehe sie ihn dann aufgemischt haben.

Faszinierend ist auch das UFO-Symptom bei dieser Begegnung. Ich meine, UFOs, Außerirdische und ähnliches werden ja auch immer mit einer grobpixeligen Kamera fotografiert, sodass diese verschwommenen Aufnahmen nichts aussagen. Mein Handy spinnt natürlich auch prompt. Irgendein Button schwimmt über den Bildschirm und ich habe ohne Brille keine Idee, was da los ist. Entsprechend mies werden die Aufnahmen. Nicht nur, dass ich bereue keine DSLR dabei zu haben, verweigert das Handy in diesem Erste-Mal-Moment brauchbare Aufnahmen. Na ja, zumindest erkennt man, dass es Steinböcke waren.

Der weitere Abstieg ist landschaftlich schön, angenehm zu gehen und recht unspektakulär. Ich bin seltsamerweise fit wie ein Turnschuh (oder Trailschuh) und nach sechseinhalb Stunden Gehzeit inkl. zwei weiteren Gipfeln und 1.800 Höhenmetern wieder beim Auto. Das passt – toller Tag!

Details via Garmin