Klettersteig: Türlwandhütte – Ramsauer Klettersteig – Scheichenspitze (2.667m)

Der Wetterbericht sagt 34 Grad im Juni voraus und nennt optimale Bedingungen für Unternehmungen in den Bergen. Da machen sich Ulli, Gernot und ich auf den Weg in die Ramsau am Dachstein, um den Ramsauer Klettersteig zu gehen.

Am Dienstagnachmittag sitzen wir im Auto. Ich habe zwei Zimmer im Berghotel Türlwandhütte reserviert. Direkt an der Talstation der Dachstein-Seilbahn liegt das Hotel – oder doch eher die Hütte?  Wie auch immer, offensichtlich lebt man gut davon, dass Busse jeden Tag Touristen herankarren, die einen der östlichsten Gletscher erleben wollen. So sind Investitionen in das Hotel aufgeschoben. Wir gehören zu den ganz wenigen Gästen, die übernachten. Das Essen ist gut, vor allem der Topfenstrudel und die Gastgeber sind überaus freundlich. Auf 1.700m schläft es sich vorzüglich und so mag kommen, was kommen mag. Einzig der Hüttenwirt warnt auf seltsame Weise: In der Früh kann es hart sein, vor allem, wenn es in der Nacht aufklart. Ob wir (Steig)Eisen dabei haben oder zumindest ein Strickel? Beides nicht! Der Wirt der Guttenberghütte meinte am Telefon, dass alles aper sei. Dass er nach dem Seil fragt, lässt mich an seiner Kompetenz zweifeln. Auch, dass es meines Erachtens nicht aufklaren wird. Ich frage nach, ob wir ohne Schneeausrüstung umkehren werden müssen. Ernster Blick und zuerst „Also, i geh‘ immer ohne Eisen!“ und dann „Na, des wird a so a geh! Ihr kennds scho a so a los.“ Mehr als etwas Irritation hat er nicht erwirkt.

Um sieben gibt es Frühstück und wir brechen bald auf. Zuerst steigt es über eine Alm und Latschenfelder gemütlich bergan, ehe es erstmals steil über Geröll in den Edelgrießboden weitergeht. Auf 2.100m zweigen wir rechts ab. Einen Schritt rauf und einen halben wieder runter – so kommt man auch weiter, nur ein bisserl mühsam ist es. Der Wirt meinte, dass der Abschnitt  kurz sei. Na ja, er war in diesem Jahr noch nicht oben und vielleicht auch nicht in den Vorjahren. Da ist bald einmal etwas kurz, was man nicht selbst gehen muss. Für uns ist es ein bisserl zäh, aber wie so meist in den Bergen geht alles irgendwann vorbei. Die letzten Höhenmeter sind mit Stahlseilen bzw. Kunststoffseilen versichert und so stehen wir nach zweieinhalb Stunden gut aufgewärmt auf der Edelgrießhöhe.

Nur der Einstieg zum Klettersteig lässt auf sich warten, obgleich er schon angeschrieben ist. Wir müssen weiter hinauf, ehe es endlich losgeht. Der Einstieg ist von dieser Seite aus gleich ein radikaler Abstieg, der gar nicht so einfach ist. Der Nebel, der aufgrund des Südwindes hier heroben den Grat einhüllt, nimmt dem Einen die Ausgesetztheit und den anderen leider den Ausblick 😉

Nach diesem „Einstiegs-Drop“ geht es stets in schöner, leichter  Kletterei den Grat entlang. Die Hohe Gamsfeldspitze (2.655m) ist bald erreicht und auch das Wetter bessert sich. Der Ausblick vom Grat lohnt.

Die zweite Hälfte wird dann noch einmal anspruchsvoller. Ziemlich senkrecht stellt sich uns plötzlich der Schmiedstock in den Weg. Das wäre jetzt ein bisserl gar wild, wenn wir da rauf müssten. Aber zum Glück umgeht ihn der Steig südseitig und wir klettern in einem schönen Riss nach oben. Danach bin ich mir schon recht sicher, dass wir unser Ziel, die Scheichenspitze, erreicht haben. Aber irgendwie fehlt das Gipfelkreuz. Also, noch einmal runter und wieder hinauf. Müdigkeit macht sich breit in mir und mir hilft nur das Wissen, dass auch der Anstieg bald ein Ende haben muss. Und so ist es auch. Wir sitzen hoch heroben und sind froh, dass wir am Ende und der Hitze da unten entflohen sind.

Von der Scheichenspitze steigen wir angenehm über ein Schneefeld ab, ehe es durchs Landfriedtal wieder auf die Edelgrießhöhe hinauf geht. Dort wartet die Mühsal des Abstiegs in den Edelgrießboden und weiter zum Auto auf uns. Aber so schlimm ist es nicht. Am Anfang sind die Sicherungen willkommen und bald danach wird es fast zum Genuss. Das Geröll lässt sich gut bis zu einem Schneefeld abfahren, das anfangs noch etwas steil ist, aber einen leichtfüßigen Abstieg ermöglicht. Mit dieser Erleichterung ist der Abstieg fast ein Klacks.

In der Türlwandhütte lässt man uns noch einmal duschen, ehe wir nach ausreichender Stärkung zurück Richtung Osten aufbrechen. 8 Stunden ohne nennenswerte Pause haben uns müde gemacht. Super Tour! So soll es sein!

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