26. Skitour: Brunnalm – Hohe Veitsch (1.981m)

Leicht panisch, dass ich am Berg in kurzen Hosen herumrennen werden muss, mache ich mich um kurz nach sechs auf den Weg, um auf der Hohen Veitsch meinen Ski zu suchen!

So, bin ich um kurz vor acht beim Gasthof Scheikl auf der Brunnalm. Der Schnee liegt bis zum Parkplatz und ist pickelhart. Auch die Überlegung, ob  ich Hard- oder Softshell-Jacke mitnehmen soll, ist überflüssig, denn es ist kalt und windig und bewölkt. Gut, ab elf soll das Wetter besser werden und ich stapfe über die Skipiste los. Am Ende der Skilifte, wo es allmählich steiler wird, lege ich erstmals die Harscheisen an und siehe da, das ist ein voller Erfolg, denn der Anstieg ist eine einzige Harschplatte, von der der Wind immer wieder probiert, mich runterzuwischen. Schon nach eindreiviertel Stunden bin ich am Gipfel und Sonne lässt sich nur in weiter Ferne blicken. Beim Abfellen ist es so kalt, dass ich kurz versucht bin, für diese Saison auf weitere Skitouren zu pfeifen. Mir frieren die Finger ab und da war die Rede von über 20 Grad. Okay, vielleicht nicht hier heroben, aber Frieren wie im Februar war nicht angesagt.

Egal, ich mache mich auf den Weg zur Unglücksstelle. Dazu muss ich auf der anderen Seite der Veitsch runter. Dramaturgisch passend hüllt eine Wolke die Veitsch in Nebel, aber mich hält da nichts auf. Über den schrägen Eislaufplatz bei schlechter Sicht rutsche ich ab. Mit dem Näherkommen zu meinem Schneebrett vom 15.1.18 lichtet sich der Nebel und dunkle Wolken hängen über dem Graben. Mulmig ist das schon, auch wenn heute eigentlich auf der fünfteiligen Lawinengefahrenskala mal eine negative Zahl stehen könnte. Das erklärt mir jedenfalls die Vernunft, erreicht aber nicht alle fürs Empfinden verantwortliche Stellen in mir. Konsequenterweise bin ich alleine unterwegs, denn so funktioniert die Therapie sicherlich nachhaltiger.

Genug Übertreibung! Der Graben ist von einer dicken Harschkruste zugedeckt. Selbst wenn ich den Ski spüren könnte, würde ich beim Graben scheitern, weil ich die Lawinenschaufel gerademal einen halben Zentimeter in den Schnee bringen würde. Ich mach‘ noch ein paar Fotos, zieh‘ die Felle wieder auf und verlasse diesen für mich unheimlichen Ort, diesmal allerdings nicht über den steilen Osthang sondern ab durch die Mitte über die kleine Steilstufe mit den Skiern in der Hand. Als Zeichen der Versöhnung und für die bestandene Mutprobe reißen die Wolken kurz auf und ich sehe die mächtigen und zum Glück gerade fest gefrorenen Schneewechten, die links und rechts auf den armen Narren in seinem knallrot-orangefarbenen Anorak herunterschauen.

Wieder am Plateau hat sich die Sonne durchgesetzt. In der Ferne sitzen andere Tourengeher beim Gipfelkreuz in der Sonne und warten, bis es endlich auffirnt. Ich kürze ein wenig ab und ziele direkt aufs Graf-Meran-Haus, wo ich mir ein Packerl selbst mitgebrachte Schnitten und ein Getränk gönne. Bank und Tisch auf der Terrasse sind noch tief eingeschneit. Der Wirt wird lange warten oder schaufeln müssen.

Auf den Firn will ich nicht warten. Ich habe so den Verdacht, dass das nichts recht werden wird und fahre den Schallergraben ab. Je weiter ich runter komme, umso weicher wird es. So richtiger Firn war da nicht dabei – macht nichts. Erst auf der hart gepressten Piste kommt Firngenuss. Hier sind nun die obersten Zentimeter butterweich und ich schmiere ganz g’schmeidig zum Auto!

Mein armer Ski muss unter dem Eispanzer weiter aushalten. Hoffentlich hält er das aus 😉

Details via Garmin
Lawinenlagebericht