27. Skitour: Seewiesen – Hochschwab (2.277m)

Um fünf Uhr aus den Federn, denn die Tour ist lange und wer will schon am 11. April in Südhängen herumhängen! Lange, toll, beeindruckend.

Um dreiviertelsechs treffe ich Gernot wie gewohnt vor dem Billa in der Ketzergasse und kurz vor acht sind wir in Seewiesen. Wir können bis zum Schranken vorfahren und sparen uns so schon mal einen halben Kilometer. Schnee liegt hier keiner und wir starten in Sportschuhen, die wir beim Erreichen einer geschlossenen Schneedecke an einen Baum hängen werden. Die kommen heute sicher nicht weg, denn es sind gerade mal zwei weitere Tourengeher unterwegs. Sie sind die einzigen beiden, die wir den Tag über sehen werden. Das ist ein Kontrast zu den 600 Tourengehern die letztes Wochenende am Hocharn unterwegs waren.

Nach weniger als einem Kilometer steigen wir in die Skischuhe. Schneerosen haben den Boden übersät, es ist Frühling – kaum zu leugnen. Die Florlhütte ist bald erreicht und auch das Franzosenkreuz, von dem man dieses Jahr nur die obersten zwei Zentimeter sieht. Das war letztes Jahr noch anders – siehe dazu das Foto vom 20. Februar 2017. In der Senke nach dem Franzosenkreuz liegen zwei verendete oder gerissene Gämsen. Vielleicht sind sie in ein Schneebrett gekommen und in Folge haben sich Tiere über die Überreste hergemacht. Oder ein Bär hat sich sich geholt. Lächerlich? Nicht ganz, wir verfolgen in der Oberen Dullwitz nach der Voisthaler Hütte dann immer wieder Spuren, die wir nicht erklären können. Sie sind weit größer als die Abdrücke von Skistocktellern und sehen auch sehr tierisch aus. Wenn das ein Hund war, dann mag ich jedenfalls nicht das tägliche Futter für das Monster zahlen müssen. 😉

Irgendwann hat auch die Obere Dullwitz ihr Ende und wir steigen rechts den Hang steil hinauf. Der Schnee ist gut. Das soll heißen, nicht zu weich, aber auch nicht zu hart. Somit ist da alles im grünen Bereich. Der weitere Aufstieg zum Schiestlhaus ist anstrengend, windig und entsprechend frisch. Wir pausieren im Winterraum, ehe wir noch den Gipfel besteigen. Alles soweit kein Problem.

Die Abfahrt ist eine Mischung aus mäßigem Firn und mühsamen Sulz. Doch geht es letztlich besser als vermutet. Gernot kann selbst mit diesem Schnee etwas anfangen. Beim Wiederaufstieg zum Franzosenkreuz kommt uns die Konsistenz des Schnees allerdings zugute. Der ist so weich und klebt so schön, dass wir uns das Aufziehen der Felle ersparen.

Beim Franzosenkreuz ist wieder Empfang und ich telefoniere mit Ulli, berichte kurz von der Tour und erwähne, dass heute trotz der angekündigt hohen Temperaturen und der kräftigen Sonne wenig Lawinengefahr war. Na ja, und ein paar Minuten später donnert es einen knappen Kilometer hinter uns gewaltig. Nassschnee vermischt mit Geröll und Erdreich rauscht über einen Felsvorsprung herunter, dass es einem mulmigen wird. Es ist eine Nassschneelawine beachtlicher Größe! Wieder überlege ich, ob ich die Beobachtung melden sollte, weil die beiden Tourengeher ja noch hinter uns waren. Ich analysiere und komme zu dem Schluss, dass ich ganz sicher bin, dass die Lawine die Abfahrtsspur nicht erreicht hat.

Der Rest ist dann die Abfahrt von der Florlhütte (okay) und das Rausschieben bis zum Schuhdepot (mühsam). Dort schnalle ich die Skier wieder auf den Rucksack, nehme die Skischuhe in die Hand und wir taumeln Richtung Auto. Wir haben genug, mehr als genug. Seit über acht Stunden sind wir auf den Beinen und ziemlich froh, dass wir mit dem Auto bis zum Schranken fahren durften.

Details via Garmin
Lawinenlagebericht