Eigentlich könnte ich ins Fitness Center gehen. Das kann ich eh brauchen, um wieder fit für die Klettersteige zu werden. Da fällt mir ein, dass ich ja gleich einen Klettersteig gehen könnte. Mit dem E-Auto ist mein grünes Gewissen nicht ganz so stark belastet, wie mit dem alten Schweröl-Panzer. Passt also, los geht’s!
Der HTL-Steig hat einen Zustieg von zehn bis fünfzehn Minuten, oder halb so lange, wenn man doppelt so schnell geht. Kurz gesagt, der Zustieg ist denkbar kurz. So stehe ich gerade ein bisserl aufgewärmt am Einstieg. Wohlwissend, was mich erwartet, ziehe ich die Jacke aus und fröstle lieber ein bisserl.
Die Erinnerungen sind derart, dass ich kaum überrascht bin. Es geht leicht und ich bin schnell unterwegs. Nur die Luft muss heute etwas dünner sein. Gelegentlich erwische ich mich beim Keuchen. An der „Überholspur“ findet sich noch jemand zu einem Plauscherl. Ja, das Leben, die Berge, usw.
Nach 48 Minuten bin ich oben. Ich taumle weiter zur Blutspur. Ein junger Steinbock macht mir widerwillig den Weg frei. Hurra, ich habe ihn vertrieben. Beim Foto schaut er dann doch so genervt, dass ich lieber über eine Abkürzung ausweiche. Wir wollen es ja nicht übertreiben.
Die Blutspur, wo ich vor 25 Jahren mal in Not gekommen bin, hat sich eingebrannt. Aber sie wurde auch wiederholt entschärft. Ich vermute, dass auch seit meiner letzten Begehungen die Seilführung am exponierten Eck umgelegt wurde. Oder, ich habe heute Glück und erwische eine einfache Linie. Nach drei Minuten und 33 Sekunden, so sagt es die Uhr, bin ich ohne jedwede Eile durch den Steig durch. Das wird wohl der kürzeste Steig mit Schwierigkeit E sein.
Runter geht es über die Völlerin. Eineinhalb Stunden dauert der Ausflug von Auto zu Auto. Feines Workout, feine Steige!




