Stadelwandgrat III

Renate liegt mit Fieber im Bett. So brechen Gernot und ich auf, um die Erinnerung an den Stadelwandgrat aufzufrischen. Wieder sind wir die einzigen, die an diesem Wochentag in diesem Gebiet unterwegs sind. Diesmal steigen wir weiter im Stadelwandgraben auf, machen damit sogar ein paar Höhenmeter „zu viel“, gelangen dafür aber komfortabel ins Gassel. Gernot notiert als Abzweighöhe 910m. Das ist knapp unter dem Geröllfeld, bei dem der Weg durch den Stadelwandgraben in Aufstiegsrichtung scharf nach rechts abbiegt.

Das Gassel ist weniger anstrengend als sonst, aber noch recht unbegangen in diesem Jahr. Das bedeutet viel Schotter und loses Gestein. Ein nennenswerter Brocken löst sich fast, bleibt aber liegen. Ich warne noch Gernot, der sich 50 Meter hinter mir befindet. So steige ich weiter und höre irgendwann einen Schrei hinter mir. Gernot musste einen Brocken, der langsam auf ihn zugekommen ist, mit den Händen abwehren. Das bringt ihm eine Schürfwunde und einen ziemlichen Stich im Handgelenk. Ich bin extra vorsichtig aufgestiegen und vermute, dass der sich eine, vorher erwähnte Brocken doch noch langsam auf den Weg gemacht hat. Oh, oh – das hätte schlimmer ausgehen können.

Die Lesson learned daraus ist, dass man eng beisammen bleiben soll, wenn die Steine locker liegen. So düsen wir in kurzem Abstand zum Einstieg hinauf. Der ist wie immer, weiter oben als vermutet. Schön brav, den roten Punkten folgen. Diese führen zuverlässig zum Einstieg, der sich auf knapp unter 1.200 Metern liegt.

Der Zustieg war anstrengend, aber hier ist es nun recht kühl. Die Sonne versteckt sich, der Wind pfeift. Ich ziehe mich um, aber zittere beim ersten Stand. Oha! Jetzt kommt auch noch die „Notjacke“ dran, und ab damit passt dann die Temperatur.

Der erste Stand ist am „Zusatzturm“, den man sich auch sparen kann. Man erreicht ihn, wenn man gegen den fetten, roten Pfeil Richtung Ausstieg Richtersteig(?) spaziert. Ich finde der Turm macht Spaß und ist es wert, auch mitgenommen zu werden. Man muss ihn „überschreiten“, das heißt, hinten wieder runter. Das sieht wilder aus, als es ist.

Der Steig ist auf meiner Website schon ein paar Mal beschrieben. Deswegen kommen hier nun keine Details zum Steig, sondern Erkenntnisse der heutigen Begehung. Gernot und ich wechseln uns im Vorstieg ab, das macht die Sache kurzweiliger. Ein bisserl Zeit sparen wir durch reduziertes Umhängen. Wichtiger erscheint aber die Tatsache, dass das einmal vorne weg und einmal hinten nach abwechslungsreicher ist.

So kommt es auch, dass Gernot vor der IIIer-Stelle im Vorstieg ist, und gemäß Topo einmal II+ und einmal III- nimmt. Ich steige hinten nach und bin voller Staunen, was da bei Gernot im Vergleich zu den ersten Begehungen geht. Beim IIIer bin ich dann vorne. Die Stelle ist auch keine sonderliche Hexerei, wenngleich Gernot meint, dass er die nie und nimmer im Vorstieg gepackt hätte. Vielleicht will er Bescheidenheit an den Tag legen. Ich traue es ihm demnächst zu, und das, obwohl er erst seit ein paar Jahren kraxelt.

Der Steig kommt uns kürzer vor. Die Zeiten vergleichen wir nicht. Wozu auch? Ueli Steck war in deutlich weniger Zeit durch die Eiger Nordwand.

Vorm Forsthaus fehlen leider Bänke und Tisch. So jausnen wir am Boden sitzend, ehe wir absteigen. Am Abend gibt es noch mein erstes MRT. Geht sich alles locker aus. Mit Renate geht es auch bergauf.

Alles tadellos!

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