Schneeschuhe Jakobskogel

So stehen wir vorm Spar in Reichenau, und es regnet. Entscheidungen sind zu treffen. Nehme ich die Käseleberkäsesemmel oder lieber den Leberkäse mit Chilli? Daheim habe ich noch die Schneewolken am Regenradar gesehen, aber lieber dem Wetterbericht geglaubt, der trockenes und sich besserndes Wetter versprochen hat. Nein, zwei meiner drei Begleiter wollen nicht auf den Predigtstuhl. Einer sagt wie immer nichts. So stehen wir dreieinhalb in feinster Mammut-Ausrüstung am Parkplatz und sondieren die Optionen. Der eine ohne Stimme und ohne Mammut-Ausrüstung sondiert meine Leberkäsesemmel. Der wird aber schweigend auf seinen Auslauf bestehen. Heimfahren und in Breitenfurt spazieren, das wäre eine volle Niederlage. Also, warum nicht mit der Bahn aufs Plateau!

Fünf Gäste sind an diesem Tag mit den vorherigen Gondeln schon nach oben gefahren. Wir haben eine Gondel für uns. In dieser halben Stunde hat sich also kein weiterer Fahrgast gefunden. Und siehe da, oben schneit es üppig. Der Wetterbericht liegt völlig daneben. Schon nach hundert Metern und ein paar Fotos drehen wir um und holen uns Schneeschuhe, die unter der Woche kostenlos verliehen werden.

Was folgt, ist ein unerwartet kurzweiliger Ausflug. Erfrischend würde es auch treffen. Aber die Ausrüstung trotzt den Bedingungen. Meine zwei Begleiter haben die äußerste Schicht gleich daheim gelassen. Angesichts des Wetterberichts verständlich, angesichts der tatsächlichen Bedingungen verwunderlich. Der Schnee fliegt waagrecht, Mio hält sich zumindest gut am Boden.

Das Ottohaus erinnert mich jedes Mal an die Villa aus Hitchcocks „Psycho“. Heute ist es auch nicht einladender, wir marschieren weiter und holen uns den Gipfel! Am Jakobskogel ist es dann so richtig unwirtlich und wir steigen nach ein paar Fotos ab. Sogar Mio ist anzusehen, dass ihm die vom Wind losgerissenen, bodennahen Eiskristalle beißen. Am Rückweg kehren wir in der Psycho-Villa ein. Der Winterraum verdient unter diesen Bedingungen fünf Sterne. Mio möchte ins Notbett, darf er natürlich nicht. Wieder im Freien ist es mit dem besseren Wetter endgültig vorbei. Der prognostizierte Sturm hat eingesetzt. Mio möchte wieder in den Winterraum. Der Rückweg ist dann aber erstaunlich entspannt. Fast ein bisserl fad.

Der Todeszone entkommen, gönnen wir uns Gamsgeschnetzeltes und Wildschweingulasch. Die Nachspeisenvitrine stellen wir gleich bei uns ab. Das abgesicherte Leben hat uns wieder. Die Gefahren sind wieder die vertrauten, Zucker und Fett.

Die Gondel gehört uns wieder allein. Auf halber Fahrt geht der Niederschlag in Regen über. Unser Ausflug in den Winter „wie früher“ ist zu Ende. Ebenso überraschend wie lohnend war unser spontaner Abstecher. Passt!

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