Klettersteig: Haidsteig – Königschusswandsteig

Gernot übergibt eine Wohnung. Da könnte ich doch… Richtig, meine zwei Steige gehen. Als gäbe es sonst nix in der Gegend. Mio ist bei Rambo und Josefine. Um halbneun geht’s in der Griesleiten los. Jedes Mal frage ich mich, wann der Eigentümer eine Gebühr fürs Parken verlangen wird. Er muss die Menschen mögen. Der Parkplatz ist saniert und gebührenfrei. Sehr fein ist das!

Knapp vor dem Einstieg überhole ich zwei Haidsteig-Geher. Beim Einstieg selbst machen sich drei Kletterer bereit. Im Steig ist aber niemand zu sehen. Also, mit Schwung und ohne Sicherung an den Leuten vorbei. Die wundern sich vielleicht, warum ich denn den Helm am Rucksack trage. Ich hole nur ein bisserl Vorsprung heraus, sodass ich mich nach dem ersten gesicherten Abschnitt und dem ungesicherten Teil in Ruhe andirndeln kann.

Die Bedingungen sind traumhaft. Der Wind aus Süd ist stark und bläst die Wand hinauf. Vom letzten Mal habe ich noch ein bisserl Sorge. Da war es nass und ich habe in beiden Steigen etwas gekämpft. Unter dem zweiten Steigbaum ist es dann auch in der Querung nass. Sagt doch da eine Stimme in mir, dass ich den Königschusswandsteig halt sein lassen soll. Oh ha, wer war denn das?

Im großen Kessel pfeift es anständig. Das hat einen Vorteil, die Wand ist hier staubtrocken. Auch die „Schlüsselstelle“ unter der Madonna ist trocken. Gut so, da kommt der zweite Steig also auch noch dran.

Die „Verfolger“ sind weit hinter mir. So bleibt mir Zeit bei der Madonna und das ist gut so. Hier ist übrigens ein Ingress-Portal. Was das ist? Nicht so wichtig. Jedenfalls war es für fast zwei Jahre in meinem Besitz. Dann ist ein Blauer raufgeklettert und hat es erobert. Der kurtlbuaa von den Grünen hat es aber rasch wieder für uns zurückgeholt. Ob das wichtig ist? Sicher nicht, aber gemacht gehört es trotzdem 😉

Die letzten Meter aufs Plateau pfeift es dann so richtig. Trotzdem muss das Preinerwandkreuz mitgenommen werden. Meine Aufstiegszeit ist recht passabel, ohne dass ich mich gehetzt oder darauf geachtet hätte. Geht langsam wieder schneller.

Der Holzknechsteig fasziniert mich bei jeder Begehung. Der ändert ständig sein Gesicht. Ich weiß mittlerweile, wo die Markierungen sind. Aber der Regen wäscht den Steig von einem aufs andere Mal weg und legt ihn neu an, dass ich aus dem Staunen nicht rauskomme. Diesmal verpasse ich gar die Querung zum Königsschusswandsteig und muss nochmals ein ordentliches Stück aufsteigen. Der Regen hat nämlich eine ein paar Meter tiefe neue Rinne hervorgebracht. Ob von dem Berg in zwanzig oder zweitausend Jahren noch etwas über ist? Man weiß es nicht.

Aus zwei anderen Richtung quälen sich weitere Kraxler Richtung Königschusswandsteig. Daher gleicher Schmäh wie schon am Haidsteig. Da ich den Klettergurt angelassen habe, kann ich ein bisserl eher starten und habe auch diesen Steig für mich alleine. Ich bin erfreulich fit. Auch meine Sorge um die nasse „Höhle“ war unberechtigt. Das letzte Mal war das Stahlseil nass und ich habe echt Nöte gehabt. Aber diesmal ist der Föhn voll aufgedreht. So gut waren die Bedingungen schon lange nicht. Vielleicht tut dem Königschusswandsteig seine unfreundliche Art vom letzten Mal leid, und er will es wieder gut machen. Man weiß es nicht.

Der zweite Steig ist damit auch recht zügig erledigt. Da ich keinen Hunger habe, wackle ich Richtung Holzknechsteig, um abzusteigen. Der wird immer komischer. Jetzt ist das feine Geröll zum Abfahren verschwunden. Vielleicht komme ich mal bei sintflutartigen Regenfällen her. Ich wüsste zu gerne, ob das Material langsam oder mit großem Getöse den Berg runterkommt.

Beim Einstieg des Haidsteigs treffe ich wieder Leute zum Plaudern. Im Steig sieht man die bunt gekleideten Bergsportler am Stahlseil aufgefädelt. Sie sind da oben ganz konzentriert und in ihren Gedanken in ihrer eigenen Welt. Da vergessen sie ganz, dass man ihre Unterhaltung bis nach unten hört. „Und jetzt den linken Fuß da rüber! Na ned den, den anderen!“. Schmunzel und okay, ich bin dahin.

Beim Spar gibt es noch das traditionelle Käsleberkäsekurkumaweckerl mit allem. Woher die Sehnsucht kommt, mich nach so einer gesunden Aktivität gleich wieder ein bisserl vergiften zu wollen? Man weiß es nicht. Aber diese Ketchup-Mayonnaise-Senf-Mischung quetscht es so schön raus, wenn man reinbeißt! Ein Genuss ist das fürwahr fast so wie die Anstrengung davor, aber nur fast.