Klettersteig: Gebirgsvereinssteig

Montag, Dienstag war Krankenhaus, und der Rest der Woche ist Warten aufs Ergebnis. Wir müssen raus. Das hält man sonst im Kopf nicht aus. Ulli und ich können jede konzentrierte Ablenkung gebrauchen. Gernot ist auch gleich dabei.

Kurz und anspruchsvoll soll es sein. Würden wir nur wandern, würden sich unsere Gedanken wieder nur um Ullis Diagnose drehen. Gernot ist zwar noch ein Klettersteig-Rookie, aber mittlerweile kühn fortgeschritten. Für Ulli wäre der Steig unter normalen Umständen auch kein Problem. Aber von ganz fit ist sie weit entfernt. Ich nehme das Seil und entsprechendes Material mit, falls einer von beiden danach fragt. Natürlich wird niemand fragen und so trage ich das „Strickl“ halt spazieren.

Beim Seiser Toni erwacht neben uns eine Camper-Pärchen, er stilvoll im Bademantel, sie ohne. Auch Wanderer sind da, die wir wieder auf der Hütte beim Essen und dann nochmal bei der Tankstelle sehen werden. Dazu später.

Das Wetter ist traumhaft bei wolkenlosem Himmel und angekündigten knapp 30°. Wir haben den 20. September! In der Wand hören wir Stimmen. Das heißt, wir sind heute nicht alleine unterwegs. Da die drei Vorsteiger aber ausreichend schnell sind, können wir uns doch ungestört dem Steig widmen.

Ich steige vor, dann folgt Ulli und dann Gernot. Der Steig ist auch bei meiner zweiten Begehung extrem schön. Der Fels ist griffig mit Ausnahme des letzten D-Stücks. Das Klettern macht Spaß und ist fordernd. Die Gedanken sind also aufs Hinaufkommen fokussiert, und das ist gut so.

Die Hängebrücke ist auch beim zweiten Mal nicht viel besser. Ulli hat keine Nöte, Gernot kämpft ein bisserl, ihm fehlen die Fixpunkte, alles wackelt. Aber auch das ist kein Grund zur Aufgabe. Beherzt und erbeten scherzfrei meistert er auch diese Passage. Nochmals folgt ein anstrengendes, steiles Stück, ehe wir beim Steigbuch sind.

Nach kurzer Pause geht es weiter über die Querung und wieder über ein oder zwei D-Stellen hinauf, ehe der Steig leichter zum Plateau führt und endet. Geschafft – tadellos!

In der Wilhelm-Eichert-Hütte essen wir zu mittag. Ulli ist bei Appetit und das ist auch gut so. Der Abstieg erfolgt über das Zahme Pechersteiglein. Die Parasol lassen wir stehen.

Soweit der tadellos und edle Teil des Tages! Bei der Rückfahrt sitzen wir wieder in Gernots Auto. Die Q streikt und steh in der Werkstatt. In einem Baustellenbereich platzt der linke Vorderreifen in einem Schlagloch. Gernot, ein gebranntes Kind, das schon einmal einen Totalschaden aufgrund eines Reifenplatzers hatte, hat „Run Flat“-Reifen montiert und so fährt er ohne zu Verreißen weiter, stoppt aber am Pannenstreifen um zu kontrollieren. Wir sehen nichts und fahren zur nächsten Raststation. Seltsamerweise ist nicht nur im linken Reifen keine Luft, auch im rechten Reifen geht die Luft schnell aus. Das muss ein Sensorfehler sein.

Bei der Raststation setzt Gernot die Mercedes-Rettungskette in Gang. Ein Servicewagen wird kommen, wir trinken einen Kaffee. Hier an der Tankstelle treffen wir die zwei Wanderer vom Parkplatz, die auch netterweise Ulli mitnehmen, sodass die Mädels versorgt sind. Gernot und ich warten auf den Servicemann, da fährt der Hüttenwirt vom Waxriegelhaus vorbei – surreal!

Hmm, bis der Servicewagen da ist, sind beide Reifen platt. Gernot muss sich am Pannenstreifen einen riesigen Nagel eingefahren haben. Sehr selten, aber kommt vor. In Wiener Neustadt bekommen wir ein Ersatzauto, das nicht ganz dem Coupe entspricht, aber immerhin! Was soll’s ? Irgendwann und nach einer Autobahnsperre kommt sogar Gernot daheim an. Strange, für wahr!

Der Tag auf der Hohen Wand war jedenfalls edel. Daran haben wir keinen Zweifel!