Hochtour: Arthurhaus – Hochkönig (2.941m) – Arthurhaus

Details via Garmin – Aufstieg
Details via Garmin – Abstieg

Am Donnerstagnachmittag soll ich in Freilassing sein. Ulli möchte Dienstagabend noch reiten. Dazwischen will ich eine Tour mit Übernachtung unterbringen. Also, am Mittwoch (5. Juli) Anreise und Aufstieg zur Hütte, dann bleibt am Donnerstag Zeit für eine kurze Tour. Um halbfünf sollen wir ja in Freilassing ein. Da bietet sich der Hochkönig an. Spannend wäre der Königsjodler, aber für den Nachmittag ist etwas Gewittergefahr angesagt. Also, dann den Normalweg.
Ulli ist diesen schon mal vor zwei Jahrzehnten gegangen. Damals allerdings zu Pfingsten. Dabei ist sie immer wieder bis übers Knie im Schnee eingebrochen. Was man nicht für einen Schwachsinn in jungen Jahren macht! Das amüsiert mich während des Aufstiegs immer wieder.

Kurz vor halbeins starten wir beim Arthurhaus. Es ist sommerlich heiß und Ulli läuft wie ein Wiesel. Zum Glück lässt sie sich auf der Mitterfeldalm noch zu einer Suppe und einem Getränk überreden. Irgendwie hat sie es eilig – auch noch die nächsten 500 Höhenmeter. Sie wieselt also über Geröllfelder und nicht allzu steile Almen immer höher, ich japse geduldig in der Überzeugung, dass das nicht ewig so weitergehen kann, hinterher. Irgendwann obsiegt die Erkenntnis, dass man einen Berg nicht niederrennen kann und wir marschieren in moderaterem Tempo weiter. Die ersten Schneefelder beginnen, alles verläuft problemlos. Relativ früh sieht man erstmals das Franz-Eduar-Matrashaus. Aber bis man dann dort ist, geht es schon noch ein paar Mal auf und ab und die Höhe macht sich auch bemerkbar. Nach knapp viereinhalb Stunden sind wir bei der Hütte angelangt und damit am Gipfel, den ein überaus mickriges Gipfelkreuz ziert. Ob das eines Königs würdig ist?

Die Hütte ist ebenso gut organisiert wie besucht. Einzig Duschen und Warmwasser gibt es nicht. Das Waschen mit eiskaltem Wasser zeigt Wirkung und meine „Leichenfinger“ melden sich spontan und heftig. Wissenschaftlicher klingt da primäres Raynaud-Syndrom. Wie fein, dass ich hier erinnert werde! In Nepal darf ich also immer schön die Handschuhe anlassen. Um 18 Uhr gibt es Abendessen. Die Hütte ist voll mit Tschechen, die zwei Feiertage haben. Die Tschechen sind bald voll mit ihrem Sliwowitz. Als es dann zum Sonneruntergang geht und die Kameras klicken, sind ein paar Tschechen so voll, dass sie ein Foto mit Ulli wollen. Die versteht aber, dass sie die vollen Tschechen fotografieren soll. Auch recht, sie werden sich eh nicht erinnern können ;-).

Der Sonneruntergang ist besonders spektakulär, weil sich im Süden wie angekündigt heftige Gewitterwolken auftürmen. Ich bereue, dass ich zu faul war, die Spiegelreflexkamera heraufzuschleppen. Mit dem Handy werden es halt immer so Gucklochkamerafotos. Aber was soll’s!

Draußen wird es kalt. Auch im Lager ist es eher kühl. Aber mit zunehmender menschlicher Befüllung ändert sich das. Die Fenster bleiben zu, was dazu führt, dass bis zum Morgen der Sauerstoffgehalt so fällt, wie die Temperatur steigt. Die Tatsache, dass die wenigsten ihr „Aufstiegsgewand“ so wie wir in den Schuhraum gehängt haben, bietet Kaninchenstall-Flair im Lager. An die/den Schnarcher hätte man sich auch noch gewöhnen können. Aber, dass der Hauptschnarcher noch seinen Wecker für fünf Uhr stellt, aufspringt, einen Sonnenaufgangsfoto schießt, um dann weiterzuschnarchen, ist zu viel. Wir stehen früh auf und steigen ab. Ausruhen an einem See erscheint attraktiver als Ausharren im Meerschweinchenkäfig. Nach drei Stunden sind wir wieder auf der Mittelfeldalm, wo wir jausnen, ehe es weiter zum Arthurhaus geht und dann an den Wallersee. Tolle Tour, beeindruckender Muskelkater!