Diesmal haben wir alles richtig gemacht. Drei Tage Sonnenschein bei angenehmen Temperaturen. Am Samstag reisen wir über Mittag nach Athen. Im neu eröffneten Hotel The Dolli empfängt man uns mit ehrlicher Herzlichkeit, ganz viel Süßigkeiten und alkoholischen Getränken. In Begleitung der Empfangsdame eilen wir im Lift zuerst zum Zimmer und dann auf die Terrasse, um uns ein Mittagessen zu gönnen. Der Lift ist eng, ein weiterer Hotelgast steigt zu, schaut aufs Handy und macht beim Ein- und Ausatmen Töne. No, das ist nichts Ungewöhnliches, aber Renate fühlt sich an Mio und mich beim Schlafen erinnert, kriegt einen Lachanfall und kann der Enge nicht so schnell entkommen. Der gute Mann ahnt, wer die Ursache der Erheiterung sein kann. Das Glaserl Schampus lässt mich Mio imitieren und um Renate ist es geschehen. Was für ein Auftritt!
Auf der Terrasse kehrt dann allmählich wieder Ruhe ein. Die Akropolis winkt herüber, wir winken zurück. Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Unsere Suite hat noch ein Upgrade erhalten. Da gibt es gar nichts auszusetzen.
Am Sonntag wartet nach dem Frühstück auf der herrlichen Terrasse schon Christina am Eingang der Akropolis. Kompetent führt sie uns durch die antike Stätte. Ich verstehe nicht alles, was sie sagt. Das macht nichts, weil ich mir eh nur einen kleinen Teil merke. So ist er halt noch ein bisserl kleiner. Wichtig ist, dass sie uns beiden sympathisch ist. Ich glänze gar zweimal mit meinem Wissen aus dem Buch „Was wir von der Welt wissen sollten“. Hätte man mir gar nicht zugetraut.
Nach unserer Tour geht es ins Restaurant Cookoovaya. Wir sind irgendwo in dieser Riesenstadt zur falschen Uhrzeit. Okay, Google war es, weil es den Termin mit der falschen Zeitzone eingetragen hat. So laut meiner nie um eine Erklärung verlegenen Ehefrau. Ich ringe mit mir und unterdrücke den Hinweis, dass wir um eine halbe Stunde falsch sind und mir Iran, Afghanistan, Indien,.. als wenige Länder mit einer halben Stunde Zeitverschiebung einfallen. Ich will ja nicht ein weiteres Mal mit meinem unnützen Wissen glänzen. Das Essen ist ebenso gut wie reichlich. Obwohl vorgewarnt, verputze ich bei Gang 7 von 15 einen viertel Kilo Aufstrich von weißer Tarama. Köstlich, aber tödlich!
Die Kalorien müssen verwertet werden, in dem wir in 30 Minuten zum Sonnenuntergang auf den Hügel Lykabettus wollen. Für das edle Lokal habe ich mich in Schuhen mit Ledersohlen fein gemacht. Die sind jetzt da hinauf nicht so geeignet. Auch lange Hose, dickes Shirt und nicht zu vergessen die Butterbombe in mir rächen sich. Aber die Sonne lässt sich auch von Argumenten bezüglich der Zeitzonen nicht aufhalten. So stehen wir zeitgerecht und ich definitiv schwitzend mit gefühlt 42.000 anderen auf dem Gipfel mit seiner 120 Quadratmeter großen Aussichtsfläche. Ein bisserl Schubsen, ein bisserl Lächeln und die Fotos sind im Kasten. Aber jetzt nimmt das Übel endgültig seinen Lauf. Es geht erst steil und dann noch dazu unasphaltiert bergab. An sich schon kein Genuss in Schuhen ohne Dämpfung und Komfort. Aber auch die monatelange Rehabilitation fürs Knie ist wieder dahin. Da kann man jetzt auch nichts machen.
Wieder im Wohnviertel wundern wir uns über die hohe Polizeipräsenz. Renate wäre nicht Renate, wenn sie nicht die jungen Männer fragen würde, warum denn gerade hier so viele von ihnen Dienst schieben. Der Polizist überlegt und antwortet dann, dass der Premierminister hier wohnt. Aha, Renate soll doch fragen, wo genau und ob er denn daheim ist. Aber das traut sie sich dann doch nicht. War wahrscheinlich auch besser so.
Am Abend starre ich jedenfalls von der Terrasse bei einem Glas griechischen Perlweins nach Methode der Champagne auf die Akropolis. Die Götter haben Licht. Fein für sie.
Am Montag begrüßt uns wieder Kaiserwetter. Mit der U-Bahn geht es nach Piräus. Hier habe ich vor knapp 40 Jahren am Hafen auf der Straße geschlafen und auf Gernot gewartet, der mir das neue Surfbrett vorbeibringen sollte. Davor hat ihm der Vater 10.000 Schilling ausgehändigt, um die Gernot auch prompt die Cobra gekauft hat. Wie durch ein Wunder hat er mich am Hafen in der Nacht gefunden. Das Surfbrett hatte er unter dem Arm. Ich habe noch immer das Bild im Kopf, wie er damit durch den Park marschiert. Tja, Google Maps gab es noch nicht und Gernot musste wieder ein paar Stunden in den Norden zurück an sein eigentliches Ziel fahren und ich mit der nächsten Fähre auf die Insel zurück. Mein Leben war also damals schon verwöhnt. Jetzt geht es sogar fast noch besser. Auf einer Strohmatte am Hafen vor einem LKW würde ich nicht mehr schlafen. Der Grund ist aber nicht nur, dass ich mich danach wahrscheinlich drei Wochen nicht bewegen könnte.
Na ja, wir fallen an einem edleren Abschnitt bei Jimmi’s Seafood ein. Mit Blick über den kleinen Yachthafen halte ich mich beim Essen zurück. Der Rosé legt dafür einen Schleier über den gelungenen Tag. Am Meer dann noch ein paar Fotos, ehe wir ins Hotel zurückkehren. Schon der Empfang ähnelt einer Konditorei mit All-you-can-eat. Dann noch der Zitronen-Gugelhupf am Zimmer, der jeden Tag erneuert wird. Mann oh, das sind Herausforderungen.
Dienstag ist schon wieder Abreisetag. Nach dem Frühstück geht es zum Parlament, wo wir Glückskinder zur Wachablöse kommen. Ui, das ist eine Show. Man möchte lachen, aber das würde dem Ernst des Unterfangens nicht gerecht.
Zu Mittag dann wieder Heimflug und Besuch bei Oma, die an diesem Tage 90 wird. Die Wetter-App sagt, dass es in Athen jetzt regnet.