Das Tacxi und ich

Am 8. Jänner 2025 habe ich unseren neuen Smart Trainer von Garmin, das Tacx NEO Bike Plus ausprobiert. Am 30. November habe ich meine Mallorca-Rundfahrt darauf beendet. 107 mal war ich am Tacxi unterwegs. Bei einem Anschaffungspreis von über 3.500 Euro kostet jedes Training noch immer über 30 Euro. Gar nicht wenig Geld. Aber es macht Spaß, denn sonst wäre ich nicht im Schnitt jeden dritten Tag aufs Rad gestiegen.

Garmin hat Tacx übernommen und damit auch die Tacx-App. Das ist noch ein klein wenig hölzern. Die Tacx-App bietet die Möglichkeit, dass man abgefilmte Strecken weltweit nachfahren kann. Da spürt man nicht nur die Steigungen und Abfahrten sondern sieht auch andere Radfahrer, Spaziergänger, Autos etc. Anfangs habe ich mich noch automatisch in die Kurve gelegt, aber das bringt halt nichts. Man kann den gefilmten Menschen winken, aber sie winken nicht zurück. Warum ich das gemacht habe? Weil der Sauerstoff in den Beinen war und wenig fürs Hirn übrig war.

Anfangs bin ich diese Filme abgefahren und habe nach Leistungsdiagnostik trainiert. Bei der Leistungsdiagnostik wurden meine optimalen Trainingsbereiche wissenschaftlich präzise ermittelt und ein Plan erstellt. Über den Sommer habe ich das Filme-Abo gekündigt und bin nur nach Wissenschaft geradelt. Verbesserungen habe ich damit nicht erzielt. Erst, seit ich seit Oktober wieder Filme fahre, geht es bergauf.

So bin ich unter anderem eine teils selbst zusammengestellte Dolomitenrunde mit über 5 000 Höhenmetern auf 160 km Distanz in fünf Etappen geradelt. Die Mallorca-Runde brachte über 5 300 Höhenmeter bei 300 km in 8 Etappen. Was immer der Grund ist, diese Touren machen mich fitter und sie machen Spaß.

Die Filme drehen unterschiedliche Radfahrer. Auf Mallorca und in den Dolomiten waren es wohl sehr, sehr fitte Fahrer. Virtuell wurden in den Filmen vor allem auf Mallorca endlos andere Radfahrer überholt. Selbst bieten die Filme auf Mallorca nur zwei oder drei schneller Radfahrer. Das sieht jeder so, der die Route fährt. Warum? Ja, weil es demjenigen, der den Film gedreht hat, so ergangen ist. Dieses Material ist im Kasten und lässt sich nicht mehr ändern. Einzig die Geschwindigkeit, mit der der Film abgespielt wird, lässt sich ändern. Und die Geschwindigkeit wird genau in Relation zu der Geschwindigkeit abgespielt, mit der der Film gedreht wurde. Das hat lustige Effekte. Es gibt nur wenige Momente, wo ich schneller bin als derjenige, der den Film gedreht hat: beispielsweise bei Serpentinen oder an Kreuzungen. Einen Bergpass fahre ich mit 60 km/h den Berg runter. Es ist egal, wie eng die Kurven sind. Da bin ich natürlich vielleicht doppelt so schnell wie das Original. Radfahrer, die mir entgegenkommen, strampeln als Folge doppelt so schnell. Man meint, sie wären auf der Flucht. Umgekehrt bin ich bergauf viel langsamer als das Original. Motorradfahrer und andere Radler schleichen dann derart langsam dahin, dass man Angst bekommt, dass sie umfallen werden. Trete ich dann rein wie ein Verrückter, erwacht auch wieder Leben in den anderen. Der Film dreht schneller. Wähle ich einen Film unter dem Motto „Trainiere mit den Profis“, kann ich problemlos mithalten. Die Profis treten halt in Zeitlupe rein.

Neben den gefilmten Teilnehmern gibt es noch die anderen Fahrer, die bei sich zuhause auf ihren Bikes sitzen. Es sind wenige und trotzdem kann ich nicht anders: ich prüfe, ob sich mein Abstand zu ihnen vergrößert oder verkleinert. Oh, da packt mich der Ehrgeiz. Meist bin ich alleine auf der Strecke unterwegs, nie hatte ich mehr als sechs virtuelle Partner. Da ist Garmin noch Ödland im Vergleich zu Zwift oder den anderen Plattformen.

Es ist ein teurer Spaß. Selbst bei meiner intensiven Nutzung kostet eine Tour so viel wie ein Fitness Center pro Monat. Kaum jemand hat so viel Zeit wie ich. Kurz, das mag gut überlegt sein.

Vorteile, an dich ich davor gar nicht gedacht habe, sind:

  • Kein einziger Sturz 😉
  • Handtuch, Taschentücher, Energieriegel, etc. – alles in Griffweite
  • Kein Autofahrer, der mich übersehen kann
  • Kein einziges Mal Luft nachfüllen, Kette reinigen, etc.
  • Kein einziges Mal in den Regen gekommen

Wer Interesse hat, kann sich die gpx-Tracks in einer Flyover-Animation ansehen. Warnung: das ist ein bisserl fad und zeigt keine echten Aufnahmen, sondern nur, wo ich gefahren bin.