Bischofsmütze – Brunnkogel – Hochlecken

Nach zwei Tagen in Salzburg sind wir am Heimweg und wollen noch den einen oder anderen Berg spontan mitnehmen. Ohne viel Aufwand suche ich eine Tour mit ein bisserl Kraxeln auf unserer Route aus. Wir parken wie viele andere auch bei der Taferlklause.

Eine INTERSPORT-Tour auf die Bischofsmütze usw. finde ich und die klingt doch gut. Wer INTERSPORT verwenden darf, wird schon Qualitätsansprüchen genügen. Der Franz-Scheckenberger-Steig ist nicht markiert, aber gut ausgetreten. Einkehren kann man im Hochleckenhaus und ein paar Kletterstellen sollen den Anstieg auflockern. Na bitte, das sollten wir schaffen. Letztlich wird es auch eine wunderbare Tour, aber!

Nach einigen Mühen finden wir den Zustieg zum Steig. Der GPS-Track stimmt nicht, ist immer um einiges neben den tatsächlichen Gegebenheiten. Der Track lässt ein altes Gerät vermuten, das zur Aufzeichnung verwendet wurde. An einer Stelle bin ich sehr entnervt, denn hier kreuzen sich Auf- und Abstieg bzw. ist der Autor um den Brunnen herumgerannt. Da wird dir beim Blick aufs Handy ganz schwindelig. Die eigentliche Route zeigt irgendwo in den Wald, aber da ist nichts. Gut, gehen wir halt die Forststraße, und die passt dann auch.

Ab jetzt geht es konsequent bergauf. Wir sind fit und glücklicherweise ist es nicht zu heiß. Oberhalb der Baumgrenze kommen uns dann zwei sehr junge Bergsteiger entgegen. Sophie und Silvio steigen ab. Weiter oben wartet Kraxelei, die ihnen zu wild erscheint. Man findet den Weg nicht. Sie fühlen sich nicht wohl und haben die Größe umzudrehen. Ich überzeuge sie, dass wir es ja gemeinsam versuchen können. Wir sind mindestens doppelt so gut ausgestattet, aber voraussichtlich halb so schnell. Silvio in offenen Sneakers macht mir ein bisserl Sorgen. Aber die beiden sind im Sorglosalter. Probieren wir es.

Mit der Beschreibung in Einklang ist die Tatsache, dass der Steig nicht markiert ist. Dafür stimmt die Aussage nicht, dass der Steig gut ausgetreten ist. Wie denn auch? Es geht den Fels nicht steil, aber doch recht direkt nach oben. Zumindest sind wir nicht die Ersten nach dem Winter und so sehe ich, wo der Fels schmutzig und ein bisserl abgenutzt ist. Aber die Spur zu halten, ist nicht leicht. Wir passieren Kletterstellen, die wir und sicherlich speziell Silvio nicht im Abstieg klettern wollen. Na hoffentlich, habe ich die jungen Leute nicht in etwas hineintheatert. Zwischen den Felspassagen folgen immer wieder Abschnitte zum Gehen, teils zwischen den Latschen. Wir verlieren den Weg recht oft. Handy und Uhr korrigieren uns, wir suchen und finden. Die beiden erkennen zumindest die Bischofsmütze. Damit ist es leicht, das erste Ziel anzusteuern.

Nach kurzer Pause rätseln wir, wo es da weiter gehen soll. Mein Orientierungssinn und mein Geschick bei der Übersetzung vom Karteninhalt in die Realität lässt mich heute im Stich. Die jungen sind eh schneller als wir, weswegen wir als erster bei der Bischofsmütze aufbrechen. Sie werden uns rasch einholen.

Der Weg führt in eine andere Richtung als vermutet. Oder anders gesagt: wenn wir dort hinwollen, wo ich denke, dass wir hinmüssen, dann wird es spannend bzw. unangenehm. Zum Glück liege ich heute falsch. Uhr und Handy lassen sich nicht beirren und wir steigen konsequent höher.

An einer Stelle ist es gar so wild, dass die beiden schon mit Besorgnis in der Stimme fragen, ob es da oben noch wilder wird. Wird es aber nicht. Dadurch, dass wir keine Markierung bis auf zwei blaue Punkte auf der gesamten Strecke sehen, verliere ich den Steig und komme in etwas schwierigeres Gelände. Eine II- bis II scheint gerechtfertigt. Das ist aber mehr als genug für jemanden, der sich ziemlich viel mit den Knien im Aufstieg behilft. Ich habe ein bisserl Sorge. Es ist bis auf eine oder zwei Stellen kaum ausgesetzt, aber trotzdem will ich nicht, dass der junge Mann runterkollert.

Mittlerweile ist klar, dass wir nicht dorthin müssen, wohin ich denke, dass wir müssen. Wir kämpfen noch mit einer Rinne, in der ich Spuren vermute, aber der Regen hat die Rinne ordentlich verwüstet. Da wäre der Rand der Rinne im Fels sicher einfacher. Irgendwann ist auch das geschafft. Das Gelände wird weniger steil. Hier trennen wir uns von Silvio und Sophie. Sie meinen, dass sie den Steig bestimmt nicht ohne uns gegangen wären. Wir hätten ohne sie vielleicht die Bischofmütze nicht gefunden.

Am Brunnkogel herrscht dann Hochbetrieb. Ein mächtiges Kreuz steht da, die Leute genießen den Ausblick auf die Seenwelt. Wir ziehen weiter, nehmen noch den Mathiaskogel mit und steigen auf den Hochleckenkogel, gerne auch Hochleckfettenkogel genannt. Renate hat Hunger bekommen. Oh, die Lage ist ernst. Hinter der Kuppe muss doch irgendwann das Hochleckenhaus kommen. Tja, aber dann die tragische Erkenntnis: der Tourenbericht sagt, dass man im Hochleckenhaus einkehren kann. Kann man auch, so wie man auf jeder anderen geöffneten Hütte einkehren kann. Kurz, das Hochleckenhaus liegt nicht auf der Tour wie in der Karte eingezeichnet. Da muss man einen Umweg gehen. Ich schätze von 45 Minuten. Das lassen wir mal und steigen direkt ab.

Der Abstieg sind ein bisserl mühsame, enge Serpentinen im Geröll. Allerdings sehr gut präpariert und gewartet. Da hat jemand brav Material im Hang verbaut. Das wäre doch was für den Holzknechtsteig auf der Rax.

Fast wieder beim Auto zurück, führt der GPS-Track dann direkt in den Steinbruch. Aber das irrt mich nicht mehr. Eine kurzweilige und spannende Tour bei besten Bedingungen liegt hinter uns. Beim zweiten Mal würde der Steig aufgrund der Erfahrung und Kenntnis richtig Spaß machen. Aber wer weiß, wann wir wieder hierher kommen.

Meinen Track auf Garmin kann man auch vergessen. Also, bitte nicht nachgehen!