Nepal Oktober 2017

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28. Juli 2017

Dr. Peter Schödl vom Medical Center HOCH-FORM hat mir vor zehn Tagen Blut abgenommen. Es mangelt an Eisen und anderen Elementen. So werde ich an den Tropf gehängt, bis ich von stärkeren Magneten gut erkannt werde. Leider schwimmen in meinen Blutproben Fettaugen. Das ist mir so sehr bekannt wie wenig optimal. Diesmal bekomme ich eine Empfehlung für "Low Carb", um die das Cholesterin-Verhältnis näher dem Normbereich zu bringen. Das klingt mal besser als das übliche "Da kann man diätisch nichts machen" oder "Die notwendigen Medikamente haben leider auch beachtenswerte Nebenwirkungen.". Im Wissen um meine Disziplin bei Diäten, im Sinne von Umstellung der Ernährung, entschließe ich mich trotzdem zu dem Versuch. Der Arzt beruhigt, dass jeder Schritt in die Richtung eine Verbesserung ist. Diese Aussage macht es realistisicher! Dr. Schödl erscheint selbst als ausreichend verrückter Vogel. Seine Facebook-Seite bestätigt diese Vermutung. Immerhin ist er mit seiner Partnerin am Radl in höheren und weit entlegeneren Gegenden Nepals unterwegs gewesen. Es muss ein besonderes Leckerli sein, in über 5.000m sein MTB durch den Schnee bergauf zu schieben! Aber hallo, mit so einem Background müssen seine Anweisungen Gehör finden. HOCH-FORM ist also meine klare Empfehlung.

Mein Blutbild kann ich nicht selbst prüfen und den vereinbarten Kontrolltermin im September verpasse ich, weil ich nach Zürich eingeladen bin. Aber mein Gewicht sehe ich und als einer, der sein Gewicht regelmäßig protokolliert, kann ich sagen, dass das mit dem "Low Carb" zu einer im mathematischen Sinne signifikanten Gewichtsreduktion geführt hat. Mit unter 85 Kilogramm bin ich so leicht wie seit Teenager-Zeiten nicht mehr. Selbst bei der Musterung hatte ich mehr Gewicht. Anmerkung: Allerdings konnte ich mehr Gewicht auf der Bank stemmen! Das war so nicht geplant, ist aber grundsätzlich erfreulich. Vielleicht sollte ich nach Nepal doch besser Reserven mitbringen? Bei eingehender Prüfung erkenne ich, dass ich die zwei Wochen auch ohne feste Nahrung überleben würde ;-)

31. August 2017

Heute ist Lydia von Wien Richtung Sri Lanka aufgebrochen. Wir werden uns das nächste Mal am 29. September in Kathmandu sehen. Lydia wollte alleine zum Mount Everest Basecamp marschieren. Andere Reisende haben ihr das offensichtlich letztes Jahr während ihrer Reise in Südostasien ans Herz gelegt. Nach einigem Brainstorming und mit Ullis Zustimmung sind wir nun bei einer Trekkingtour in meiner Begleitung gelandet. Ein bisserl Komfort ist mir recht angenehm und so haben wir ein Lodge-Trekking bei Hauser Exkursionen gewählt. Das Programm findet ihr hier. Der Begriff "Exkursionen" im Titel des Veranstalters klingt deutlich entspannter als etwa Expeditionen und so warten wir gepannt erfreut, was uns denn da in vier Wochen ab jetzt erwartet!

3. September 2017

Auf Alpenvereinaktiv.com (lokaler Bruder des globalen outdooractive.com) habe ich unsere Tour nachgestellt. Hier der Link zur Tour. Na, zu tun gibt es da einiges! Dachte ich noch ursprünglich, dass dies ein Spaziergang in dünnerer Luft werden wird, so baut sich langsam und glücklicherweise Respekt auf. Geschätzt kommen über 100 Kilometer und 8.000 Höhenmeter auf uns zu. Im echten Leben sind es allerdings immer mehr Kilometer und Höhenmeter als auf der Karte - so sagt es die Erfahrung. Das ist in unseren Breiten und Höhen für diesen Zeitraum nicht allzu viel. Aber im fernen Asien mit anderer Ernährung, ungeheizten Schlafstätten und dünner Luft kann das herausfordernd werden. Auch bin ich auf unsere Exkursionsmitglieder gespannt. Mal sehen! Zumindest werde ich die vertraute rote Linie und den vertrauten blauen Punkt in Nepal am Handy dabei haben und das ist wiederum recht beruhigend.

Für die Akklimatisierung und den Umgang mit der Höhe soll das Übernachten ausschlaggebend sein. D.h., tagsüber darf es schon mal höher hinausgehen. Wichtig ist, um wie viele Meter der nächste Schlafplatz höher liegt. Da gibt es vermutlich keine für jeden passende Formel. Hätte ich mit meiner Erfahrung die Akklimatisation geplant, hätte ich gesagt: Unter 3.000m ist es wurscht, wo ich schlafe. Da leide ich am ehesten unter schlechter Raumtemperatur. Ab 3.000m geht's los mit zweimal schlafen auf 3.000m, dann auf 3.500m und dann täglich um 300m steigern. Na ja, es müssen halt auch die Schlafplätze auffindbar sein. Egal, ich habe nun ein Schlafprofil unserer geplanten Tour angelegt.

Ist doch nicht so weit von dem entfernt, was ich mir da vorgestellt habe! Vielleicht schlafe ich in Österreich noch zweimal auf 3.000m. Oder Ulli hält mir in der Nacht die Nase zu ;-)

10. September 2017

Im September wollte ich wandern, radeln und mich auch noch mal auf über 3.000m ein bisserl akklimatisieren. Das Radl hat sich am letzten Wochenende leider das Schaltauge gebrochen und ziemlich lange wartet bikestore.cc nun schon auf den Ersatzteil. In die Berge zur Akklimatisierung geht auch nicht so recht. Als Tour habe ich mir für kommende Woche den Hohen Sonnblick und den Hocharn mit zweimaliger Übernachtung am Zittelhaus ausgesucht. Aber irgendwie meint der Wetterbericht, dass dort lieber schon mal der Winter geprobt wird! Nächste Woche fliege ich in die Schweiz. Zählt das auch?

12. September 2017

Die Reiseunterlagen sind da! Turkish Airlines bietet durchaus widersprüchliche Angaben zum Freigepäck. Das ETIX weist 30kg aus und keine Beschränkung bei der Stückzahl. Die Webseite meint 20kg bei maximal 2 Gepäckstücken. Und Hauser meint 23kg bei maximal 1 Gepäckstück. Das scheint vom Temperament und der Zahlungswilligkeit am Schalter abzuhängen. Ich werde meine südländische Seite schon mal proben.

Bei unserem Aufenthalt in Kathmandu sind wir im Hotel Kaze Darbar untergebracht. Lama Excursions ist die Partneragentur der Hauser Exkursionen. Ob sie das Lama oder den Lama meinen, frage ich mal besser nicht. Ich werde es als Asien-Neuling schon rausfinden ;-)

23. September 2017

Erstes Probe-Packen - sieht gut aus! Sollte ich doch mehr einpacken?

Lydia hat sich gemeldet, sie ist schon voller Vorfreude. Sie hat einige Backpacker getroffen, die in Nepal waren und nun in Sri Lanka ausspannen. Alle waren ohne Träger unterwegs und haben sich die 15 bis 20kg selbst umgeschnallt. Da geht es uns besser, dafür schaffen wir es halt nicht einmal bis ins "Basislager" im Alpinstil. Ach ja, die Selbstträger haben allerdings einstimmig gesagt, dass sie einen Träger engagieren würden, wenn sie nochmals starten würden. ;-)

25. September 2017

Auch wenn das Wetter nicht so toll ist, jage ich noch einmal auf das Plateau der Rax. Ich fühle mich recht fit. Wenn ich noch die Höhe in Nepal gut vertrage, sollte das recht gut klappen.

27. September 2017

Lydia ist schon in Kathmandu und beeindruckt. Übers Wochenende findet ein Hindu-Fest statt. Da passe ich ja gut hin. Ich packe daheim fleißig und gehe die Packliste immer wieder durch. Auch dabei läuft alles recht gut. Morgen geht es los!

29. September 2017: Kathmandu (1.310m)

Die Anreise hat gut geklappt - also so gut wie sie bei meiner Körpergröße in der Economy Class gut sein kann. Beim Visum habe ich mich für die Variante "15 Tage" entschieden. Das sollte nach meiner Rechnung bis zum 14.10. reichen. Eingetragen wird der 13.10. Mal sehen, ob das ein Problem bei der Ausreise gibt. Zum Glück habe ich zwei Mitreisende von meiner Rechnung überzeugt. So bleibe ich dann nicht alleine zurück.

Das Hotel passt, die Gruppe passt, sieht gut aus. Der Ausflug nach Kathmandu war weniger schlimm als vermutet, wenngleich es natürlich schon recht chaotisch zugeht. Die Leute sind nett, vor allem wenn man um zwei Köpfe größer ist als sie.

30. September 2017: Kathmandu (1.310m)

Lydia und ich haben heute fernab der Truppe Kathmandu besichtigt. Fotos folgen. Zwischendurch haben wir die Taschen gepackt und probiert, wie wir die 10kg für die Tasche und 5kg für den Rucksack enthalten können. Lydia schafft das, bei mir ist es ein bisschen eng. Argumentiert wird mir der Flugsicherheit. So ein Quatsch! Lydia hat 30 kg weniger Körpergewicht. Wird schon gehen.

Beim Abendessen erschrecke ich die Gruppe mit der Prognose, dass die Temperaturen in Gokyo in der Nacht unter -15 Grad liegen und tagsüber auch nicht über -8 Grad hinauskommen. Gut, in der Sonne wird es wärmer sein. Und außerdem kann man in Namche Bazar auch noch etwas einkaufen. Ich hoffe, ich habe niemandem den Abend verdorben. Anderseits weiß ich auch, wie kalt es in den Bergen werden kann. Heike und Ralf haben nach eigenen Angaben nicht einmal Handschuhe mit. Mal sehen. Shopping in 3.500m Höhe ist ja auch nicht jedermanns Sache.

Jedenfalls geht es morgen um kurz nach sechs Uhr los und das ist gut so. Hoffentlich passt das Wetter. Sieht aber gut aus.

1. Oktober 2017: Kathmandu (1.310m)

Frühstück um halbsechs und raus zum Flughafen, wo wir nicht die Ersten waren. Aber wir haben Pech. Das Wetter will nicht. Das ist um 12:30 Gewissheit - schade. Was bedeutet das? Wir probieren es morgen nochmals. Natürlich ist das Wetter entscheidend. Da wir aber gegenüber den anderen Fluggästen nachrangig gereiht sind, müsste das Wetter lange halten. Falls wir nochmals Pech mit dem Wetter haben, kommen die Hubschrauber zum Einsatz. Für die muss die Sicht nur einen Kilometer statt fünf Kilometer bei den Flugzeugen betragen. Sollte nicht mal ausreichend Sicht für die Hubschrauber sein, so werden wir in der Nähe von Lukla abgesetzt und müssen den Rest wandern.

Natürlich müssen wir auch unsere Route etwas kürzen. Der Zacken nach Khunde und Khumjung mit dem Sir Hillary Hospital und der Sir Hillary Schule fällt weg. Schade, aber so ist es nun einmal.

Kurz, etwas nervig, aber kein Beinbruch!

2. Oktober 2017: Kathmandu (1.310m)

Um 11:30 sollte unser Flug gehen. Am Flughafen ist reger Betrieb. Zuerst werden die regulären Passagiere abgefertigt, dann kommen die Gäste vom Vortag dran. Nur leider zieht es zu mittag zu. Wir fahren wieder zurück ins Hotel

Am Nachmittag bessert sich die Stimmung bei einem Besuch in der Nachbarstadt und einem Essen. Am Abend zählen wir den Hubschrauber und diskutieren heftig, wo wir morgen unsere Route endlich starten werden.

3. Oktober 2017: Sagarmatha Nationalpark – Namche Bazar (3.290m)

GPS-Track

Um halbsechs brechen wir ein weiteres Mal zum Flughafen auf. Und täglich grüßt das Murmeltier. Aber diesmal wird es ernst. Bald sammelt eine Angestellte die Reisepässe ein. Heike und Ralf überraschen mit einem "Ne, die haben wir im Hotel!". Aber in Nepal ist das nicht so schlimm. Dann wird eben ohne Pass geflogen.

Beim Abwägen dann die nächste Überraschung. Wir haben 10kg zu viel an Gewicht. Wohlgemerkt bei 12 Leuten in Summe. Aber für 2000 Rupien, also 20 Euro sind wir auch das Problem los.

Irgendwann um halbeins geht es dann in zwei Hubschraubern los. Unser Hubschrauber ist gar Baujahr 2017. Der Flug ist traumhaft. Aber wir landen nicht in Lukla sondern in Manjo. Damit sparen wir Zeit.

Ama Dablam

Nach einem guten Mittagessen und einer langen Pause wandern wir am frühen Nachmittag endlich los. Im Schneckentempo und mit viel Trinken steigen wir nach Namche Bazar auf. Hier staunen wir nicht schlecht. Irish Pub und North Face Store erwarten uns.

Die dünne Luft macht sich bemerkbar. Ich bin ganz schummrig im Kopf. Lydia geht es besser, aber sie ist auch recht müde. Jetzt gibt es mal Abendessen. Wir werden sehen. In der Nacht quält mich Kopfweh und das ordentlich. Im Laufe der Tour werde ich immer sicher, dass dies nicht die Höhe war sondern die Sonne. Geographisch liegen Nepal und Ägypten auf ähnlichen Breitengraden. Dort lacht in über 3.000m die Sonne deutlich stärker vom Himmel als bei uns am Gletscher!

4. Oktober 2017: Namche Bazar – Tengboche – Deboche (3.750m)

GPS-Track

Erstaunlich erfrischt wachen wir auf und spüren kein bisschen die Höhe. Die Sonne lacht, ein Traumtag. Kurz oberhalb von Namche Bazar erblicken wir den Everest, Lhotse, die Ama Dablam und einige andere, deren Name ich mir nicht merke. Es hat sich schon ausgezahlt! Für einige Stunden geht es einen Panoramaweg entlang und heute bietet sich ein traumhaftes Panorama. Zu mittag geht es auf 3.300m zum Lunch. Von dort steigen wir steil nach Tengpoche auf 3.850m. Ganz oben erwartet uns eines der wichtigsten Kloster hier. Sightseeing auf 3.850m - Sachen gibt's!

Wir steigen noch etwas zu unserer Lodge ab und haben damit die verlorenen Tage aufgeholt.

Morgen steht das Basislager der Ama Dablam am Programm. Wir wollen auf 4.600m.

5. Oktober 2017: Deboche – Ama Dablam-Basislager (4.574m) – Pangboche

GPS-Track

Ama Dablam

Deboche liegt im Wald und da ist es recht feucht. Der Abschied fällt nicht schwer. In der Sonne wird es trocken und in 90 Minuten sind wir in Pangboche, wo wir unsere neue Lodge beziehen und etwas rasten. Hier kommen seltsame Vögel vorbei. Um den Berg besser genießen zu können, verabreicht man sich prophylaktisch Diamox - ein Mittel, das eigentlich für den Notfall vorgesehen ist.

Dann geht's los. Drei Teilnehmer bleiben in der Lodge, um sich zu erholen. Somit bleiben acht wild entschlossene Trekker über. Nach einem kurzen Anstieg steigen wir zum Fluss ab und überqueren diesen. Nun müssen wir 800 Höhenmeter bewältigen. Es geht über Wiesen teils recht steil nach oben. Zuerst ist Lydia noch recht übermütig, aber auf halbem Weg holen sie Kopfweh und Übelkeit ein. Das Basislager schafft sie, aber Genuß ist es keiner für sie. Leider hält sich hartnäckig Nebel und so ist im Basislager ein Hund das Highlight. Er hat uns schon von Pangboche aus begleitet. Er bekommt vom Lunch etwas ab und begleitet uns auch wieder beim Abstieg. Erst am nächsten Tag bleibt er irgendwann zurück.

Der Abstieg wird für Lydia zur Sonderprüfung. Sie lernt die unangenehme Seite der dünnen Luft kennen. Nur ganz langsam kommen wir zur Lodge zurück, wo Lydia rasch einschläft. Soll ich sie zum Abendessen wecken? Hoffentlich erholt sie sich rasch.

6. Oktober 2017: Pangboche – Phortse – Dole

GPS-Track Vormittag
GPS-Track Nachmittag

Lydia ist wieder up and running. Erstaunlich, wie schnell man sich in ihrem Alter erholt. Um acht Uhr brechen wir auf. An der Spitze geht wie immer Hishi mit einem Koffer in der Hand. Das ist ein Medizinkoffer. Manchmal komme ich mir vor, als wäre ich Teil einer Reha-Gruppe. Ist halt so, wenn man mal eine Gruppenreise in die Berge macht.

Am Vormittag wandern wir einen Panoramaweg nach Phortse. Hier beschließen Heike und Ralf, die Tour zu ändern. Mit der Unterstützung des Veranstalters steht eine neue, weniger intensive Route für sie. Tenzing, unser 19-jahriger Begleiter wird für die beiden abgestellt. Tapfer haben sich die beiden geschlagen, aber letztlich war die Anstrengung zu groß. Auch wenn sie nun frühzeitig abändern, gebührt ihnen unser Respekt. Immerhin haben sie vier Tage lang gekämpft. Ihr Kalorienverbrauch war meist drei bis fünfmal so hoch wie meiner. Das heißt, sie haben drei Tage mit extremer Belastung hinter sich. Wir werden sie wieder am Abschlussabend in Lukla treffen.

Am Nachmittag steigen wir zum Fluss ab und danach steil nach Dole auf. Wir werden auf 4.050m übernachten. Läuft!

7. Oktober 2017: Dole – Machhermo

GPS-Track

Nun folgen zwei Tage mit kürzeren Touren. Dafür ist halt die Höhe spürbar. Wir wandern von Dole nach Machhermo. Die Lodge ist schon recht einfach. Die Räume sind durch Sperrholzplatten getrennt. Ein vernünftiges Klo ist verfügbar, aber mit Spülung ist da nichts. Einen Waschraum habe ich nur im Freien erblickt, aber auf 4.400m ist es auch bei diesen Breitengraden sehr frisch.

Nach dem Mittagessen hat leider der Nebel bereits alles eingehüllt. Trotzdem steigen wir einen Bergrücken bis auf über 4.600m. Lydia hat diesmal keine Probleme mit der Höhe. Hoffentlich passt das Wetter in den nächsten Tagen.

Den restlichen Tag verbringen wir im einzigen, geheizten Raum der Lodge. Jörg hat viele gute Spiele mit. Auch zum Lesen oder zum Bloggen bleibt Zeit. Denn einen Internet-Zugang gibt es hier für 5 Euro (200 MB). Ein Träger bekommt vermutlich auch nicht mehr am Tag.

8. Oktober 2017: Machhermo – Alm Gokyo (4.780m)

GPS-Track

Mühelos erreichen wir bei Traumwetter Gokyo. Weder die Höhe noch die zurückliegenden Tagesetappen machen uns Probleme. Kurz, wir sind topfit.

Die kühne Idee, schon heute den Gokyo Ri zu besteigen, müssen wir fallen lassen. Der Nebel ist verlässlich. Irgendwann ab Mittag kommt die warme, feuchte Luft aus dem Tal herauf. Morgen werden wir daher früh starten. Das sollte uns einen tollen Ausblick bringen. Heute sind wir wieder im Nebel, dafür an den schönen Seen gewandert, um uns an die Höhe zu gewöhnen. Knapp hinter Gokyo zieht ein Gletscher vorbei. Ein riesiges Feld an Eis und Gestein schiebt sich Richtung Tal. Ständig grummelt es, kleine Felsstürze passieren scheinbar unmotiviert und Steine fallen in aufgestaute Seen - gespenstisch.

Die Lodge hier wird von einem tüchtigen, jungen Geschäftsmann geführt. Alles recht einfach, aber wohl organisiert.

Am Gokyo Ri

9. Oktober 2017: Gokyo Alm – Gokyo Peak (5.340m) – Dole

GPS-Track

Um fünf gibt es Frühstück, um halbsechs gehen wir los. Hishi, unser Mann an der Spitze, mit Nike Airs, aus denen wohl schon vor zehn Jahren die Luft raus ist, rutscht auf den Steinen aus und steht mit einem Fuß im eiskalten Wasser. Es ist ihm peinlich und Mitleid ist das Letzte, das er akzeptieren würde. So geht der gute Mann mit kaputten und nassen Sportschuhen, die ihm ein paar Nummern zu groß sind, weiterhin stolz voran.

Gute zwei Stunden geht es steil und ohne jede Schwierigkeit bergauf. Am "Gipfel" ist der Ausblick traumhaft. Wir schießen Fotos ohne Ende, die Stimmung ist gut. Den Abstieg gehe bzw. laufe ich und belohne mich wieder in Gokyo in der Lodge mit Kuchen und Kaffee.

Nach dem Mittagessen wandern wir nach Dole zurück. Das sind noch zwei Aufstiegsetappen. In Machhermo entferne ich mich etwas unerlaubt von der Truppe und schalte in den Rax-Modus. Siehe da, plötzlich interessieren sich die Leute für mich. Ein Yak-Treiber zieht sich extra die Handschuhe aus, um mich zu begrüßen. Er will wissen, woher ich komme. "Austria – good mountain people. So, this is normal for you!". Völlig verstört reagieren drei Sherpa-Mädchen, die ich überhole. Gut, sie haben jeweils mindestens 40kg am Rücken und müssen ständig mit ihren Handys spielen. Die größte Freude hat aber unser Yak-Führer, als ich ihn einhole. "Very strong man!" und klatscht mir dabei lachend auf die Waden. Auch die Hüttenwirtin lacht, weil die Yaks nach mir ankommen. Ihr Mann meint eher lakonisch: "You're fast!". Und er war immerhin schon dreimal am Everest. ;-)

10. Oktober 2017: Dole – Mon La – Sanasa – Namche Bazar

GPS-Track (unvollständig)

Recht unspektakulär wandern wir von Dole über einen Pass nach Namche Bazar. Selbst der Aufstieg auf den fast 4.000m hohen Pass ist nur wegen der Hitze etwas anstrengend. Ja, wir haben uns gut an die Höhe gewöhnt.

In Namche Bazar sitzen wir in einem der vielen Cafés und schlürfen Cappuccino. Es gibt sogar Schwarzwälder Kirschtorte. Die Gassen sind voll von Geschäften, die Bergausrüstung verkaufen. Vieles ist fake, aber in einem Laden verkauft ein alter Mann Gegenstände, die bei vergangenen Expeditionen zurückgelassen wurden. Als er merkt, dass ich mich interessiere, hofft er, dass er einen lilafarbenen Overall an mich verkaufen kann. Der Anzug war schon am Everest, aber ist aufgrund seiner Größe schwer vermittelbar. Aber was mache ich mit einem lilafarbenen Daunenanzug?

Zum Abendessen und der Feier des Tages gibt es ein Yak-Steak. Einigen ist es dabei recht mulmig. Es ist ja eher undankbar seinen verlässlichen Partner am Berg zu essen, oder müssen wir morgen gar unsere Rucksäcke selbst tragen?

Für diese Übernachtung zahlen wir 20 USD auf und haben damit ein eigenes Bad und ein großes Zimmer. Das Bad hat aber keine Abluft und sieht entsprechend aus. Es ist die erste Dusche nach acht Tagen in den Bergen. Was der Mensch so aushält.

11. Oktober 2017: Namche Bazar – Monjo – Phakding – Lukla

GPS-Track

Wir wachen bei Regen auf. Verlässt uns ganz zum Schluss das Glück mit dem Wetter? Es sieht so aus. Wir verschieben den Start, aber irgendwann stampfen wir dann durch den Regen. Man kann das Wasser von oben gut mit einem Schirm abwehren, zumal kein Wind geht. Aber was der Regen aus dem Boden macht, ist zuerst mühsam und dann immer ekeliger. Da viele Yaks unterwegs sind und diese recht ungeniert ihren Mist liegen lassen, verwandelt sich der Weg in einen übel riechenden Pfad, für den Gummistiefel das geeignete Schuhwerk wären. Die heutige Etappe ist lange und so wird das, was anfangs nur ekelig ist, für mich allmählich zur Nervenprobe. Was bin ich froh, dass wir uns bei der Anreise mit dem Hubschrauber zumindest die Strecke zwischen Lukla und Manjo erspart haben.

Wesentlich unterhaltsamer ist der Anblick der vielen Neuankömmlinge, die ebenso hoffnungsfroh wie außer Atem den hohen Bergen entgegenstapfen. Lautes Grüßen verlangt ihnen ein Antwort ab. Aber da ist nicht viel. Ein Ami trifft es: "Good morning! I'd say more but I've no breath."

Nach vielen Stunden sind wir dann in Lukla. Kaffeemaschinen mit Schwarzwälder Kirschtorte - das ist eine Geschäftsidee, die hier oft kopiert wird. Uns soll das nicht stören. Wir genießen.

Am Abend gibt es ein Fest zum Abschluss mit unseren treuen Begleitern. Eine Tombola mit Sachen von uns, die wir nicht nach Hause mitnehmen wollen, wird veranstaltet. Lydia und ich spendieren Sonnenbrillen. Meine ist eine Oakley um 7 Euro, die ich mir in Namche Bazar am Vortag gekauft habe. Da ich mich schon am nächsten Tag frage, was ich mit dem Zeug wieder in der Heimat mache, fällt die Trennung leicht. Und bei den Beschenkten ist die Freude groß. Spaßig finde ich auch, dass der Yak-Treiber weiße Handschuhe gewinnt. Die kann er für seine Arbeit sicher gut gebrauchen.

Trinkgeld kommt auch zur Verteilung. Aus meiner Sicht ist es recht üppig. Ich fürchte, dass es deutlich mehr ist, als die Agentur den lieben Kerlen zahlt. Aber soll so sein. Wir essen mit Hishi, Nima, dem Ober-Sherpa, Nima, dem ab nun Michael Jackson unter den Yak-Treibern, Tenzing und natürlich Harka, unserem Reiseleiter.

12. Oktober 2017: Lukla – Kathmandu

Der Flug ist für sieben Uhr geplant. Das bringt ein frühes Frühstück und leider auch eine Enttäuschung. Wir haben natürlich zugestimmt, die Mannschaft auf das Essen des Vorabends einzuladen. Diese Einladung wird aber ausgenutzt. Für fünf Gäste zahlen wir 100 Euro für ein schwaches Buffet und drei Bier sowie zwei Cola.. Für diesen Betrag bekommt man hier aber Essen für mindestens 15 Leute. Nun ja, dass man in solchen Ländern als Tourist abgezogen wird, ist nicht überraschend. Aber die Art, in der es diesmal zur Anwendung kommt, ist ein bisserl gar grausig.

Am Flughafen geht es dann nach den üblichen und lächerlichen Sicherheits-Checks schnell. Drei Maschinen bringen Bergsteiger aus Kathmandu herauf, fürs Umsteigen bleiben nur ein paar Minuten. Dann rollt unsere Maschine schon zum Beginn der Startbahn. Ganz, ganz am Anfang platziert der Pilot die Maschine und dreht die Motoren auf. Noch hält die Bremse das Flugzeug. Dann lässt der Pilot los und wir schießen immer schneller den Hang hinunter. Schon sieht man das Ende immer näher kommen und erst auf den letzten Metern vor dem Ende der Startbahn und damit vor dem Abgrund hat die Maschine genug Auftrieb und hebt ab. Beeindruckend! Die Bergwelt verabschiedet sich spektakulär und mit traumhaftem Wetter.

Den Tag verbringen Lydia und ich mit Shoppen in Kathmandu. Under Armour und The North Face sind die Fake Marken hier. Also, eigentlich bin ich nicht ganz sicher, ob das nicht B-Waren, Reserven oder einfach Produktionsüberschüsse, die "unbeabsichtigt" von der Maschine ausgespuckt wurden. Die Qualität passt, der Preis stimmt und Lydia ist ausgestattet. Auch Ulli wird mit einem Rucksack und Shirts bedacht. Ich bin noch nicht so weit.

Ám Abend verabschieden wir uns von unserem Reiseleiter, Hakar, bei einem Abendessen in Thamel. Über den Dächern Kathmandus - das klingt irgendwie cool, ist aber der Tatsache geschuldet, dass mit der Höhe der Staub von der Straße abnimmt. Für sieben Euro gibt es ein Steak, die Himalaya-Forelle kommt immerhin auf 7,50.

13. Oktober 2017: Bhaktapur – Pashupatinath

Am letzten Tag geht es mit einem neuen Reiseleiter nach Bhaktapur, einer weiteren Königsstadt. Costa Cordalis, wie ich ihn liebevoll nenne, hat es nicht ganz leicht mit uns und mir wird gewahr, dass der Erfolg einer Gruppenreise von vielen Faktoren abhängig ist - einer ist davon der Gruppenleiter. Lydia hätte es mit Costa sicher nicht ausgehalten, zu sehr hat er sie an Ausflüge in ihrer Schulzeit erinnert.

Am Rückweg steigen wir in Pashupatinath aus. Am Ufer des Bagmati werden Leichen verbrannt. Das ist dann doch recht schwere Kost, zumindest für mich. Rauch steigt auf und der Wind weht Rußflankerln zu unser herüber, die sich auf mir ablegen. Okay, das können ja auch Rückstände des Unterzündholzes sein. Upps! Andere nehmen es leichter. So die Kinder, die im Fluss spielen. Ein Leichnam wird vorbereitet und die Holzbahre ist noch unbenützt. Kindlicher Leichtmut wandelt die Bahre in ein Floß, allerdings nur so lange, bis der Zeremonienmeister die Kinder maßregelt und das Holz seiner eigentlichen Bestimmung zuführt. Das ist jetzt nass und das bisserl Rauch mehr stört ja auch keinen. Nur die Kinder sind enttäuscht.

Zu guter Letzt noch ein Schmankerl über den charmanten "Beschiss". Obwohl das war eigentlich gar kein Beschiss. Aber der Reihe nach. Für das letzte Abendmahl habe ich einen Steakhouse in Thamel ausgesucht und biete den Rezeptionisten, einen Tisch für 11 Personen zu reservieren. Macht er auch und ich verstehe von seinem Telefonat klarerweise kein Wort. Er bietet sich zur Organisation der Anreise an. Passt auch, ich habe Verständnis für das Verlangen nach einem Zusatzverdienst. Er möchte die Taxis organisieren. Aber gerne! Im Abendstau ist das gar nicht so leicht. Jeweils vier Leute steckt er in eines der winzigen Autos zu je 150 oder 200 Rupien, also 1,25 Euro bis 1,65 Euro. Ins letzte Taxi setzt auch er sich, er möchte sicher sein, dass wir das Lokal finden und ganz nebenbei wohnt er in der Nähe des Lokals. Aha, eine kostenlose Heimfahrt nach der Arbeit hat er sich organisiert. Soll sein! Zum Lokal schaffen es aber nur zwei von drei Taxis. Macht nichts, die Gäste des verirrten Taxis werden schon herfinden. Ich gebe ihm 400 Rupien als Anerkennung seiner Leistung. Das freut ihn, aber gehen will er nicht. Er bekomme noch etwas zu essen. Kurz sehe ich ihn schon bei uns am Tisch sitzen. Ich finde das dreist und ehe ich argumentativ ausholen kann, korrigiert er: das Lokal schuldet ihm das Essen, denn immerhin hat er elf zahlende Gäste gebracht. So ein Schlitzohr!

14. Oktober 2017: Heimreise

04:50 und sogar Lydia kommt in die Lounge, um sich von der Gruppe zu verabschieden. Am Flughafen sind für den Morgen nur zwei internationale Maschinen abzufertigen, eine nach Delhi und eine nach Istanbul. Bei der Immigration (sic!) lachen die Grenzbeamten. Nepal verabschiedet sich freundlich. Der Beamte sieht wohl mein abgelaufenes Visum, überlegt für den Bruchteil einer Sekunde und gibt mir dann den Pass mit einem Lächeln und einem freundlichen "Namaste" zurück. Ja, so habe ich die Leute in Nepal wahrgenommen, freundlich und stets mit einem Lächeln.

Acht Stunden Gegenwind, aber wenig Mitleid mit dem Flugzeug später bin ich in Istanbul. Während des Fluges waren nördlich so viele schneebedeckte Berge zu sehen. Ich kann ja mal schauen, welche Gebirge das sind. In der Lounge in Istanbul plagt mich dann wieder irdisches Verlangen. So schnell kann gar nicht das Buffet nachgefüllt werden, dass nicht der österreichische Putzerfisch wieder alles wegmacht. Die Waage daheim wird am nächsten Morgen 83 kg zeigen. Das ist ein BMI von unter 22. Ich hätte noch mehr essen sollen!

In Schwechat erwarten mich Ulli und die beiden Mädels inklusive Freundin. Bester Empfang ever! Carina und Jasmin sind sich sicher: der Bart muss ab. Ich muss ein Versprechen für den nächsten Morgen abgeben. Okay, versprochen!

16. Oktober 2017

Nun habe ich noch meine Erkenntnise und Erfahrungen zusammengefasst.

25. November 2017

Thomas hat sich die Mühe gemacht und seine GPS-Daten schön aufbereitet. Ihr könnte die Karte mit den Tagestouren hier sehen.
Danke nochmals an Thomas M.!