Nepal Oktober 2017 - Erkenntnisse

Wie gewohnt schreibe ich zusammen, was ich gerne anderen weitergebe, die sich ebenfalls auf den Weg nach Nepal machen und mich dann nach meinen Erkenntnissen fragen. Dies geschieht in der Regel zeitlich versetzt und da erscheint es mir vernünftiger, gleich jetzt direkt nach der Heimkehr Notizen zu machen, wo die Erinnerung noch frisch ist.

Die Höhe und ihre Krankheiten

Ich war sicherlich nicht der Einzige, der sich Gedanken gemacht hat, ob er denn die Höhe vertragen wird. Freunde, vor allem solche, die noch nicht sehr hoch waren, haben auf die akute Höhenkrankheit hingewiesen. Unser Reiseleiter, Harka, der hingegen regelmäßig in diesen Höhen mit nervösen Europäern unterwegs ist, hat drei Verhaltensregeln genannt und uns empfohlen, lieber das Panorama zu genießen anstatt ständig in sich hineinzuhören, ob nicht schon erste Anzeichen der Höhenkrankheit da sind. Tatsächlich war es dann so, dass wir alle die Höhe recht gut vertragen haben. Einzig ein Teilnehmer hat über stetes Kopfweh geklagt. Aber die Kopfschmerzen waren das einzige Symptom einer Höhenkrankheit. Lydia und ich hatten auch zweimal erhebliche Kopfschmerzen. Lydia hat zusätzlich erbrochen. Der Reiseleiter blieb cool und hat die Sonne als mutmaßliche Ursache ausgemacht. Es ist zu beachten, dass Nepal auf einem recht südlichen Breitengrad liegt und die Höhe mit 4.000m und höher jeden österreichischen Gipfel bei weitem übertrifft. Sobald sich Lydia und ich vor der Sonne mit Hut geschützt haben, war das Kopfweh weg und auch Lydias Übelkeit. Wahrscheinlich war es die Kombination aus Höhe und Sonne.

Harkas drei wichtige Regeln, um mit der Höhe gut auszukommen:

Langsam gehen: Und damit ist wirklich langsam gemeint. Also, kleine Schritte und nicht außer Atem kommen!
Viel trinken: Jeden Tag haben wir uns vier bis sechs Liter reingekippt. Uns hat es geholfen. Da sind wir uns sicher.
Warm halten: Ein warmer Oberkörper und der Verzicht auf Dusche oder gar eine Kopfwäsche sollen eine Erkältung verhindern. In diesem Punkt bin ich nicht ganz so überzeugt. Diese Maßnahme schadet zumindest nicht.

Wichtig ist natürlich, dass man die Höhe für das Übernachten in vernünftigen Schritten erhöht und am besten jeden Tag etwas höher aufsteigt, als man dann übernachten wird. Dies war in unserer Tagesplanung sehr gut enthalten.

Der Schlafsack und sonstige Ausrüstung

Generell gilt: man kommt mit weniger aus! Den Daunenschlafsack habe ich kein einziges Mal ausgepackt. Wir waren in der ersten Oktoberhälfte unterwegs und das Wetter war dieser Jahreszeit entsprechend. Wir haben stets in Lodges übernachtet. Die Zimmer waren wahrscheinlich nicht die besten und sicherlich besser als der Durchschnitt. Beheizt war keines der Zimmer. Ich habe also stets den Fleece-Schlafsack und die bereitgestellten und überzogenen Decken verwendet. Diese Decken werden sicher nicht für jeden Gast frisch überzogen. Da ich aber in meinem Schlafsack gelegen bin, hat mich das nicht so gestört. Keine Wanze oder anderes Ungeziefer hat sich gezeigt, zumindest bei mir nicht.

Auf unserer Tour kamen wir nicht in die Nähe eines Schneefeldes oder einer Schneeflocke. Trotzdem hatte ich meine schöne, teure Ausrüstung für unwirtliches Wetter mit dabei. Was, wenn das Wetter umgeschlagen hätte? Harka hat dies immer als extrem unwahrscheinlich abgetan.

Selbstorganisation oder Gruppenreise

Lydia wollte ursprünglich auf eigene Faust nach Kathmandu oder Lukla, dort einen Guide anheuern und zum Base Camp trekken. Das wäre sicherlich gegangen. Ich, älter und gemütlicher, habe darauf gesetzt, Erfahrung und Organisation einzukaufen. Beides hat und hatte Vor- bzw. Nachteile. Spontan fallen mir da ein:

Die Variante "Gruppe" ist in den Belangen der Organisation stressfreier! Wir hatten zu Beginn unserer Tour mit dem Wetter Pech, unser Flug nach Lukla wurde an zwei Tagen abgesagt. Am Flughafen herrschte Chaos und die Platzvergabe für Sitzplätze in einem der wenigen Flugzeuge oder einem der Helikopter unterlag keinen geordneten Regeln. Vermutlich hat sich daran gezeigt, dass Nepal im Ranking nach dem Korruptionswahrnehmungsindex im Jahr 2016 auf Platz 131 von 176 lag. Unser Veranstalter hatte wohl "Verbindungen" zu den Entscheidern am Domestic Airport. Den Einfluss dieser Beziehungen kann ich nicht beurteilen. Alleine wären wir vielleicht früher nach Lukla gekommen, oder viel später. In jedem Fall wäre das Weiterkommen vom Zufall bestimmt und unvergleichbar stressiger gewesen. So war es nur etwas frustrierend, aber das ist eine ganz ander Qualität.

Es war meine erste Gruppenreise und ich hatte Glück. Unser Reiseleiter war sehr erfahren und im Umgang mit seinen Gästen geschickt. Die Teilnehmer haben ebenfalls recht gut gepasst, wenngleich uns eine Prüfung unter unglücklicheren Bedingungen erspart geblieben ist. Bis auf die Verzögerung am Start hat es keine gröberen Komplikationen gegeben. Ob wir als Grupppe unter größerem Stress bestanden hätten, kann ich nicht sicher sagen. Kurz, so eine Gruppenreise ist auch eine Glücksache.

Nepal und seine Leute

Durchgängig freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit sind mir die Nepalesen begegnet. Stets ein Lächeln, stets ein freundliches "Namaste" habe ich erfahren. Selbst die Beamten am Flughafen waren so und haben über mein abgelaufenes Visum hinweggesehen. Als Heike und Ralf keinen Pass mithatten, .. kein Problem, die Passnummer reicht! Als Lydia in Lukla ihre Boarding-Karte nicht finden konnte, .. kein Problem, trotzdem einsteigen! Wenn ich mir da vorstelle, welche "Chancen" so ein Missgeschick Beamten und Angestellten in anderen Ländern geboten hätte, sich ihr Entgegenkommen entschädigen zu lassen! Wiederum in anderen Ländern wären gar Ausreise oder Flug unter diesen Bedingungen undenkbar. Kurz, die Nepalesen erschienen mir recht verständnisvoll.

Na ja, und dass man als unvorstellbar reicher Touri ausgenommen wird, gehört leider irgendwie dazu. Oft steht es sogar schon an den Preisaushängen. Touris aus reichen Ländern zahlen das Zehn- bis 50-fache. Bloß jetzt keine Empörung! Wer in Wien landet, wird mit allen Mitteln in den dreimal so teuren CAT gelockt, der gerademal um ein oder zwei Minuten schneller in Wien ist. Wer sich gar in ein "weißes" Flughafentaxi setzt, weil er die Mietwagen nicht kennt, darf auch den doppelten Tarif zahlen. Also, alles ganz entspannt!

Über das Trekking und mich

Ich habe mich gut vorbereitet. Deswegen hat mich das langsame Gehen auch nicht sonderlich angestrengt. Selten hatte ich einen höheren Durchschnittspuls als 105 auf den Tagesetappen. Das ist etwas ganz anderes als bei meinen Alpenrunden, die ja eher einem Cardio-Training ähnlen. Hier dagegen ging es bei mir um ein genußvolles Wandern in edelster Kulisse. Irgendwie hat das tägliche, stundenlange Gehen zu einer gewissen Zufriedenheit und Ruhe geführt. Vielleicht haben ja Vorfahren vor zehntausenden Jahren Erwartungen in mein Stammhirn eingespielt, die durch dieses tägliche Marschieren erfüllt wurden. Mir hat es gefallen. Ich kann es jedem empfehlen, der Zeit und Bereitschaft hat, sich physisch darauf vorzubereiten.