Westaustralien August 2015

17. Juli 2015

So, die neue Webseite ist erstellt. In zwei Wochen machen wir uns auf den Weg in den längsten Urlaub meines bisherigen Arbeitslebens. Westaustralien und das Northern Territory haben wir diesmal ausgewählt. Warum denn nicht den Osten? Na ja, da wären wir nochmals um fünf Stunden länger unterwegs gewesen.

Lydia fliegt schon alleine am 21. Juli vor. um ihre Gastfamilie und Freunde aus der Zeit ihres Auslandsemesters zu besuchen. Am 2. August verlässt sie Brisbane und wenn alles nach Plan abläuft, sehen wir uns am 2.8. bzw. am 3.8. kurz nach Mitternacht in Perth.

Mit einiger Spannung und Vorfreude machen wir uns auf den Weg. Immerhin werden wir ein recht dünn besiedeltes Land bereisen. Was uns erwartet, weiß ich noch nicht so genau. In Perth wird es mit Maximaltemperaturen von 20° Celsius eine Flucht aus dem heißen Mitteleuropa. Perth ist eine Millionenstadt, aber schon der Flug weiter nach Paraburdoo wird uns in eher einsamer Gegenden führen. Bei jedem Betrachten der Tour wird es mir mulmig. Von Perth, unserem ersten Stopp, nach Darwin, unserem letzten Halt, sind es Luftlinie knapp 2.700 km. Auf der Straße wären es dann ohne viele Umwege 4.500 km - eine Richtung wohlgemerkt! Da haben wir uns für das Flugzeug entschieden. ;-) Mal sehen. An jedem Stopp haben wir Mietautos reserviert.

Fotoapparat, ActionCam und Drohne sind im Gepäck. Wenn wir es durch den Zoll schaffen, sollten wir Fauna und Flora gut einfangen können. Unten gibt es schon mal eine Kostprobe meiner Timelapse-Experimente.


25. Juli 2015

Gestern Abend habe ich probiert, die Seite auf HTML5 umzustellen und diese Flex-Elemente einzusetzen. Nun läuft mir aber die Zeit davon. Ich lasse es wieder sein. Sonst ende ich noch damit, dass ich nach endloser Programmierei mit der Frage aufwarte: "Willst du zur mobilen Ansicht wechseln? Zumindest kenne ich mich wieder ein bisserl besser und kann umso mehr froh sein, das nicht machen zu müssen. ;-)

Lydia ist schon angekommen. Ich habe heute mit ihr telefoniert. Ihr gefällt es und sie verbringt wohl eine gute Zeit dort. Die Bewohner scheinen recht nett und auch Selfies gegenüber aufgeschlossen zu sein ;-)

Als Nerd habe ich heute alle Reiseunterlagen gescannt und am Server abgelegt. Auch das muss gemacht werden - wenn man es sich nur lange genug einredet.


30. Juli 2015

Nun habe ich auch den Probeflug mit der Drohne hinter mir. Ich wollte wissen, wie sich Drohne und Sicherheit vertragen. Und es ging erfreulich gut. Die Leute beim Security Check am Flughafen sind auffallend freundlich und interessiert. "Jö, eine Drohne!" war eher die Reaktion und die Frage nach dem Preis. Am Dienstag habe ich im Seehotel Forst übernachtet. Wunderbares Essen gibt es dort. Am Hotel selbst wird noch fleißig eröffnet und so sieht man auf meinen per Drohne gemachten Fotos leider noch Baugerüst. Aber ansonsten hat auch diese Generalprobe bis aufs Wetter voll geklappt.


1. August 2015

Alles so weit vorbereit. Heute Abend geht es los. Lydia wartet schon ;-)

3. August 2015

Gut angekommen! Es war ein breiter Weg, aber auch nicht ganz so mühsam wie erwartet. Emirates hat es uns bequem gemacht. Nach Mitternacht haben wir Lydia in Perth getroffen. Zwei Stunden musste sie warten. Unser Kia Grand Carnival(!) sieht aus wie eine lahme Familiengurke, muss aber beim Race Tuner gewesen sein. Nächtens sind wir durchs menschenleere Perth gerauscht - sicherlich das eine oder andere Mal auch auf der falschen Seite. Alles gut gegangen.

Untergebracht sind wie erwartet wunderbar. Die Umgebung ist für das Zentrum einer Millionenstadt traumhaft entspannt. Passt alles - also fast alles. Auf den Speisekarten stehen nicht wie bei uns die Preise oder wie in Polen das Gewicht in Gramm sondern die Kilojoule. Das ist für einen Zahlennerd verheerend. Nicht nur, dass steht wie viel kJ ich pro Tag essen darf - da setzen sie Carina und mich schon mal auf dieselbe Diät, steht auch noch ganz genau, dass mein Omlette 1.843 kJ hat. Wie macht der Koch das? Was, wenn etwas am Löffel bleibt? Wie viel Joule hat es, wenn ich bei Jasmin einen Löffel koste? Na ja, ich wollte noch so einen Kuchen essen, aber die kJ haben mich abgeschreckt!

So, jetzt gehen wir noch ein bisserl spazieren. Da kann ich ja weiter sinnieren. Die Mädels müssen noch bis am Abend durchhalten. Schlafen könnten sie wohl schon jetzt.

Aus dem Spaziergang wurde eine Fahrt mit so einem Stockbus-Cabriolet. Da kann man alle Sehenswürdigkeiten erledigen. Viele sind es ja nicht. Recht frisch war es auch. Aber erledigt, ist erledigt


4. August 2015

Am Vormittag wollen wir im Kings Park mit Blick auf die Skyline von Perth frühstücken. Und weil wir nicht gleich den kürzesten Weg zur Terrasse finden, hilft uns der Manager. Und das ist Martin aus Floridsdorf. In den 80er-Jahren ist er nach Westaustralien zum Surfen und dann hier hängengeblieben. Mittlerweile ist er hier für ein paar Restaurants verantwortlich und hat noch eine Firma für Poolabdeckungen. 1,2 Millionen Pools gibt es und da hat er immer etwas zu tun ;-) Nicht nur die Mädels staunen, dass da einer auf Wienerisch daher plaudert. Nein, auch wir stellen gemeinsame Bekannte aus längst vergangenen Tagen fest. Auch Martin - zwar nicht namentlich - und seine Freunde waren damals in der Surferszenen bekannt, als die, die monatelang in Westaustralien irgendwo am Strand geblieben sind und ohne Ende gesurft sind.

Den Tag über waren wir dann in Madura am Strand. Ein bisserl viel Pesionisten, die sich in einem der endlosen Apparments bei Sonnenschein und perfekter Ordnung entspannen. Erwähnenswert ist der Delfin, der uns zum Lunch begrüßt hat. Wir sitzen in einem Cafe direkt am Wasser und da ist er plötzlich gerade mal ein paar Meter von uns entfernt- cool!


5. August 2015

Noch vor Sonneraufgang machen wir uns auf den Weg, um bei Sonnenaufgang auf der Fähre nach Rottnest Island zu sein. Ein traumhafter Tag mit Sonne, angenehmen Temperaturen und menschenleeren Stränden erwartet uns. Wir radeln durch die Gegend und können es gar nich glauben. Ein Tandem haben wir auch und das brauchen wir ganz sicher. Nur Jasmin erkennt: "Das steht dann wieder nur rum.". Die Quokkas sind nicht gezähmt aber zutraulich. Für die Mädels sind es die süßesten Tiere, die sie je gesehen haben, für mich hüpfende Ratten - recht niedlich zugegebenermaßen.


5. August 2015 - Breaking News

Lydia hat es mit ihrem Sonnenuntergangsfoto (siehe weiter unten) auf Instagram geschafft, dass sie auf der Seite von #Australia - mit immerhin 1,5 Millionen Followern "repostet" wurde. Damit steigt die Anzahl ihrer Follower und jetzt sitzen wir gerade und suchen die Fotos raus, die wir vielleicht nicht so vielen fremden Menschen zeigen wollen ;-)


6. August 2015

Hier gibt es Sachen zu erleben - und so viele zum ersten Mal! Wir kommen gar nicht dazu euch am Stand zu halten. Aber der Reihe nach!

Gestern waren wir am Vormittag im Yanchep National Park. Koalas und wilde Kängurus. Wir sind hier in der absoluten Nebensaison und so haben wir alles Einrichtungen für uns allein. Die Temperaturen sind tagsüber so um die 20°C, in der Sonne ist es schon warm. Da lässt es sich sogar spazieren bzw. gehen. Kurz, ein Hammer.

Am Nachmittag haben wir uns ein bisschen ins Outback vorgewagt und sind bis nach Cervantes vorgedrungen und haben uns noch den Pinnacles National Park angesehen. Auch da gäbe es so viel zu beschreiben wie die unendliche Weite, das komische Gefühl, wenn die Tankanzeige im Reserve-Bereich ist und die letzte Ortschaft über 50km zurückliegt, Rosie's wunderbare Fish-Burger, die beeindruckende Sandsteintürme und natürlich die endlosen, weißen Sandstrände mit den wilden Kängurus als einzige Besucher außer uns.


7. August 2015

Der letzte Tag in Perth ist angebrochen. Weg wollen wir eigentlich nicht. Aber es steht eh noch der Caversham Wildlife Park in der Nähe von Perth am Programm. Nicht nur die Kinder sehen so viel zum ersten Mal: Wombat, Quolla und viele andere Tiere. Die Koalas sind vorbereitet auf Menschenmassen, aber in der Nebensaison sind nicht so viele Gäste da. Die riesigen Parkplätze sind leer und die Koalas spendieren uns ihr breitestes Grinsen. Von den Kängurus sind wir kaum wegzubringen. Hier wird gefüttert, gestreichelt, gestaunt und endlos fotografiert, sodass wir in einer Bilderflut untergehen. Ein Känguru macht sich an Ullis Rucksack zu schaffen. Als ich es am Hals packe und wegziehe, stellt sich das Känguru auf den Schwanz und ich bin in eine Schlägerei verwickelt. Da haben wir aber schön blöd geschaut.


8. August 2015

Bald in der Früh sind wir auf und zum Flughafen. Irgendwie habe ich ja gedacht, dass ich meiner Drohne schon als ziemlich gefährlich eingestuft werde. Als dann aber am Nebenschalter die Herren vom Rifle Team WA Class 7 oder so einchecken, wird mir klar, dass ich mit meiner Drohne nicht die größte Bedrohung für die mobile Luftfahrt darstelle. Über gut 1.000km geht es nach NNW. Den Regen lassen wir in Perth zurück, allmählich werden die Wolken weniger. Im Landeanflug erkennt Carina "Da gibt es keine Häuser." und Jasmin ergänzt mit erstauntem Entsetzen "Wir werden in der Wüste landen." und so ist es auch. Selbst die Ankunftshalte ist eher ein Unterstand als ein Haus. Die einzig für mich erkennbare Infrastruktur sind die Büros der Autovermieter in Form einfacher Baucontainer. Aber wer kommt hierher? Touristen war wenige am Bord auszumachen. Die meisten Fluggäste sind Mitarbeiter von Rio Tinto, einer australischen Minengesellschaft. In Arbeitskleidung sitzen die wilden Kerle mit Rauschebart im Flieger, eine Arbeitswoche löst die Tage daheim ab.

Bei nährem Hinsehen macht sich die "Wüste" mit ihrer roten Erde, den saftig grünen Sträuchern und Stauden sowie den lila farbenen Blumen recht gut. Über eine tadellose Straßen erledigen wir die letzten 120 km zum Eco Retreat. Nur einmal gibt es Stau. Ein LKW größer als ein Haus wird transportiert und braucht die ganze Straße. Weil es solange dauert, gehe ich vor und gebe mir der Spektakel live. Ulli übernimmt das Steuer. Als sie mich aufsammelt, hat sich der Tross inklusive der Road-Trains - LKWs erheblicher Länge und mit entsprechendem Gewicht - in Bewegung gesetzt. Damit ich bequem einsteigen kann, bleibt Ulli in absoluter australischer Entspanntheit auf der Straße stehen. Ein Mitarbeiter des Straßendienstes, der den Riesen-LKW betreut, rennt zuerst dem ersten Road-Train entgegen und deutet ihm zu bremsen. Dann rennt er zu unserem Auto und herrscht Ulli in gar nicht australischer Entspanntheit an, dass sie von der Straße muss, wenn sie nicht gleich sterben will. Ulli kontert in hoher Stimmlage: "But there is my husband." Bei dieser Stimmlage haben wilde Kerle mit Rauschebart aber keinen Auftrag. ;-)

Das Eco Retreat ist voll Eco. Zum Glück haben wir zwei Deluxe Tents, d.h. mit Strom und Dusche und WC im Freien. Nicht gleich, aber doch bemerken wir die Bewohner der sanitären Einrichtung. In beiden Zelten hat ein Frosch Besitzansprüche geltend gemacht. Unserer bewohnt das Klo - armer Frosch!

Gleich in der Nähe wartet die erste Schlucht, Joffrey Gorge, und wir nützen den Nachmittag, um den nicht ganz einfachen, dafür ungesicherten Klettersteig hinunterzusteigen. Was dort unten wartet, entschädigt für alles. Wir schwimmen in klarem, aber kaltem Wasser und klettern auf den Felsen herum. Oben sieht man den hier immer kitschig tiefblauen Himmel. Irgendwann sind wird dann aber nicht mehr allein und es ist fast ein bisserl überfüllt.

Das Abendessen ist in einfacher Umgebung reichlich und gut. Wir sind mit unserem Deluxe Package wieder die totale Ausnahme. Australier fahren mit Zimmer, Kuchl, Kabinett sowie Kind und Kegel in die Wildnis. Eco Tents mit Strom gelten nicht als The Real Thing. Hinter manchen Wohnmobilen hängt ein 4WD so groß wie unser Auto. Tja, wir sind als Touristen identifizierbar. ;-)


9. August 2015

Nach kalter Nacht bricht wieder ein wunderbarer Tag in traumhafter Umgebung an. Nach dem Frühstück brechen wir als einer der letzten zu Erkundungen auf. Das Visitor Center ist nur 35km entfernt. Auch dort sind wir gar nicht Aussie-like und versorgen uns an der Snack-Bar mit Wasser und Riegel verschiedenster Art. Wir geben hier wohl das Bild wie bei uns Gäste, die mal in Sandalen ein bisserl Alpenluft schnuppern.

Wieder geht es in die Gorges, wo man wunderbar baden kann. Diesmal ist Dales Gorge mit den Fortescue Falls und der Fern Pool angesagt. Lydia springt vor und mit ihr GoPro unermüdlich ins Wasser. Mit der Drohne geht es in den Schluchten nicht so gut, weil meist das GPS fehlt und die Drohne sich nicht selbst stabilisiert, wofür mir wiederum die Übung fehlt. Die Aussies bejubeln aber jeden gelungenen Versuch, nennen die Drohne amazing und awesome. Sie sind allesamt fasziniert. Nur gelegentlich schaut der eine oder andere Touri aus Europa ein bisserl grantig. Aber mit Datenschutz- oder Privacy-Anliegen findet er hier keine Mehrheit. Im Gegenteil die Leute winken und lachen, wenn mein elektrischer Hornissen-Schwarm die Ruhe stört.

Als Auto haben wir hier einen mächtigen Toyota Prado. Nicht schnell, aber mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet. Und man kann so schnell über die roten Staubpisten heizen, dass man von den kleinen Wellen nur ein sanftes Surren im Inneren spürt.


10. August 2015

Nochmals ab in die Schluchten - diesmal Weano Gorge mit den schönen Schwimmgelegenheiten Kermit Pool und Haindrail Pool. Die Kinder haben ihre Freude. Es muss geklettert werden und heute lässt es sich nicht vermeiden, dass wir nass werden. Das Wasser ist kalt, aber das kann uns nicht abhalten. Heute sind wir auch mit Lunch-Paketen besser ausgestattet. Auch der Tag gelingt.


11. August 2015

Den Tag verbringen wir in einer weiter entfernten Schlucht, dem Hammersley Gorge. Auch hier ist es traumhaft. Nur Carina findet Natur nicht so gut, weil da gibt es kein Internet. Hier fehlt aber nicht nur das Internet. Ebensowenig gibt es Häuser, Supermärkte, Mistkübel,.. Kurz, da gibt es eben nur Natur, und die ist dafür sehr, sehr beeindruckend!

Am Abend führt uns Lydia nach Tom Price. Das ist eine Bergbaustadt. Entsprechend ist unser Motel, in dem wir drei Zimmer mit drei Betten zu einem aberwitzigen Preis für das Gebotene mieten müssen. Was soll's wir? Wir schlafen gut und am nächsten Morgen geht es eh früh los.


12. August 2015

Heute sind wir mit den Minenarbeitern auf und die gut 70km zum Flughafen gerauscht. Der Sonnenaufgang war in seinen intensiven Farben einmalig. Am Flughafen Paraburdoo, der übrigens auch der Minengesellschaft Rio Tinto gehört, werden wir noch ein bisserl geneppt: ein Security Officer erkennt, dass ich in seiner Wüste zu nahe an der Busausfahrt stehe. Er notiert noch die Nummer und schon verschwindet der seltsame Gnom wieder hinter irgendweinem Busch. Die Krönung ist aber die Tussi am Check-in. Ihrer Meinung nach dürfen wir nur 23kg pro Person in einem Gepäckstück haben. Unser Ticket sagt 30kg. Aber das ist ihr wurscht. Und so dürfen wir am Flughafen umpacken. Ich pack es aber nicht. Na ja, Mnienbetreiber haben wenig Erfahrung im und Interesse am Umgang mit Touristen.

Broome ist klimatisch traumhaft. Die Höchsttemperaturen liegen bei 30° oder ein bisserl drüber. Das lockt auch recht viele Seniors an und so senken wir hier den Altersdurchschnitt. Gut daran ist, dass ab 20 Uhr die Restaurants sich weitgehend geleert haben. Vor unserer Anlage, dem Cable Beach Club, ertreckt sich auf einer Länge von 22km der sehr, sehr breite und sehr, sehr weite Cable Beach. Passt eigentlich alles, wäre da nicht dieses seltsame Verhalten der Aussies. Sie sind wie verrückt darauf mit ihren Autos, vorrangig Geländewagen den Strand entlang zu fahren. Zum Glück ist der so groß, dass man auch damit leben kann. Befremdlich ist es allemal.


13. August 2015

Eigentlich gelingt das mit dem Linksverkehr schon recht gut. Oder eigentlich ist hier mit Ausnahme von Perth so gut wie kein Verkehr und es ist eher wurscht, auf welcher Seite man fährt. Und wenn ich wieder einmal die falsche Seite erwischt habe, lächle ich und winke meinem Gegenüber freundlich zu. Das Rechtsabbiegen hat so seine Tücken, vor allem wenn gerade einer raus will. Auch dort hilft ein lockeres Grüßen mit der Hand. Gut, sie schütteln den Kopf, aber in Österreich/Europa wird man für viel weniger schon erschossen! Richtig blöd sind diese Kreisverkehre. Ist man da erst mal gegen den Uhrzeigersinn drinnen, kommt man gar nicht mehr leicht raus. Die Ein- und Ausfahrten sind ja für die andere Richtung gemacht. Na ja, heute war der gute Aussie, der einfahren wollte, schon ein bisserl entnervt, dass ich da meine zwei Runden europäisch völlig korrekt aber australisch völlig inkorrekt gedreht habe, ehe ich mich dann in spitzem Winkel mit meinem Pajero aus diesem Strudel wieder befreit habe. Aber nicht mal der wurde handgreiflich. Da können sich die Europäer ein Beispiel nehmen ;-)


14. August 2015 - Rundflug in Broome

Eigentlich beginnt der Tag sehr früh. Jasmin kommt um 4 Uhr in der Früh anmarschiert und beklagt Schmerzen im rechten Unterbauch. Geistig checke ich schon in der Klinik unter Palmen ein. Am Morgen ist aber alles wieder wie weg. Uff - kleines Schockerl halt!

Ehe Langeweile aufkommt, bucht unsere ausgezeichnete Travel-Managerin, Lydia, noch beim Frühstück eine Halbtagestour per Flugzeug nach Cape Leveque zum Lunch und zum Schwimmen. Wo wir doch schon mal fliegen, rauschen wir je nach Gezeitenstand über 800 bis 1.000 kleinere und größere Inseln zu den Horizontalen Wasserfällen. Die Flut füllt ein Riesenbecken von ein paar Quadratkilometern und bei Ebbe muss das Wasser wieder durch die 10 bzw. 20 Meter breiten Felsspalten durch. Nicht schlecht, auch noch nie gesehen. Der Rückflug über die Kimberley-Region ist beeindruckend, aber anders als gedacht, da unzählige Buschfeuer wüten. Macht ja nichts, wenn man im Flugzeug sitzt. Weit gefehlt, in unserer Höhe riecht man den Rauch und wir haben Sorge irgendwo als geräucherte Wurstsorte aufzuschlagen. Aber Aran, unser Pilot mit seinen stolzen 25 Jahren - Lebensjahren nicht Berufsjahren - zwar jünger als Flugzeug aber doch, steuert uns souverän durch die Rauchsuppe. Da ich hier schreibe, könnt ihr davon ausgehen, dass alles gut gegangen ist.

Vor Sonneruntergang geht sich gar noch eine Drohnenflug aus. Lydia bzw. Ulli laufen am endlosen Strand und werden dabei von unserer Drohne verfolgt und gefilmt. Das macht Eindruck! Ansonsten läuft alles in geordneten Bahnen. Morgen geht es auf Walbeobachtung. Vom Flugzeug haben wir viele Wale vor Freude springen sehen. Angeblich kommen in diesen Monaten 28.000 Stück hier in Broome vorbei. Mal sehen, wir werden berichten.


15. August 2015 - Wale in Broome

In Broome hat sich die Hautevolee angesagt. Man kopiert Ascot. Die Damen haben Obstschüsseln, Fernsehleuchten und all das, was halt sonst noch irgendwie Aufmerksamkeit zieht, auf ihre Hüte geschraubt. Auch unser Club scheint den oberen 10.000 vorbehalten zu sein. Aber irgendwie ist es doch nicht so ganz. Man möchte immer und immer wieder sagen: "Ach, das trägt man jetzt wieder?". Wurscht, wir flüchten am Nachmittag eh auf ein Boot und beobachten Wale. Am Anfang springen die Buckelwale noch, dann wird es ruhiger. Der Kapitän meint diesmal gar, 45.000 Wale auf der Durchreise zu zählen. Auf 400 waren sie schon im vorigen Jahrhundert dezimiert und jetzt verhundertfacht. Wale werde 50 bis 80 Jahre alt. Da waren die schön fleißig. Erwähnenswert ist noch der Tender, der uns vom Bus zum Boot bringt. Das ist ein Boot mit Rädern und zwei Motoren. Somit bleiben die Füße trocken.

Am Abend haben wir noch beim Essen beste Show und erste Reihe fußfrei. Die Pferdesportler sind mittlerweile so besoffen, dass es ein Wunder ist, dass da noch irgendetwas gerade steht. Die Damen balancieren das mittlerweile unnötige Zeugs am Hut an uns vorbei. Den Herren hängt das Hemd so weit raus wie sie laut gröllen. Da geht es zu!


16. August 2015 - James Price Point

Heute bekommt unser Pajero Auslauf. Wir düsen über recht wilde, rote Staubpisten gegen Norden, wo nichts mehr ist. Der Strand nach James Prices Point ist lang, breit, sauber und menschenleer. Ob hier eines Tages ein Ressort neben dem anderen stehen wird? Vielleicht erleben das noch die Mädels, die können dann ihren Enkerln erzählen, dass damals nichts außer Strand war. Weder Telefon noch Internet war da. Und kein bisserl Müll am Strand! Toller Tag!


17. August 2015

Wir sind früh aus den Federn, um möglichst viel vom Tag zu haben. Die Sonne lacht wie jeden Tag um diese Jahreszeit. Es ist noch ein bisschen kühl, aber die Sonne ändert das rasch. Wir wollen zum Strand. Lydia möchte mit der Drohne am Strand fliegen. Das ist das ideale Trainingsgebiet - eine Quadratkilometer große, ebene Fläche. Aber schon am Weg zum Strand haben wir unseren ersten Einsatz: eines der Wallabies hat sein Joey (Baby) verloren. Da kann Lydia nicht vorbei. Selbst der Hotelmanager kommt vorbei, bis die Leute von der Roo-Nursery verständigt sind. Anm.: Ein bisserl komisch ist das schon, zumal es in Perth im Souvenirshop des Tiergartens originelle Produkte aus Kängurus gab: Geldbeutel aus einem Kängurubeutel gefällig? Oder wie wäre es mit einer Kängurupfote, um sich den Rücken zu kratzen? Ich habe, nachgefragt und die Dame an der Kassa hat mir versichert, dass das echtes Material ist. Naja, hier in Broome im Cable Beach Club hat es das Joey besser. Nach unbestätigten Meldungen sind gar die Flying Doctors eingeflogen.

Ein feiner Unterschied zu Europa ist, dass die Aussies die Arme freundlich hochreißen und winken, sobald sie mal verstehen, das da êine Drohne mit Kamera angeflogen kommt. Daheim reißen sie auch die Arme hoch, aber mit nicht ganz so freundlicher Absicht. Hier jedenfalls wird man damit zum Publikumsmagneten und ist bald umkreist von neugierig interessierten Aussies. Selbst Jasmin kann schon "20 Minutes" und "one and half kilometers" als Antwort auf die häufigsten Fragen. Die Drohne beglückt hier viele Menschen. Frauen haben eine Vorstellung vom nächsten Geburtstagsgeschenk, Männer wissen plötzlich genau "what they definitely need." und wir sind die Pop-Stars im Trubel ;-)

Am Nachmittag wartet schon der nächste Auftritt. Lydia und ich fahren zu einem Leuchtturm, wo man von den Klippen springen kann. Wir sind mit GoPro und Drohne ausgestattet. Die beginnende Ebbe lässt ein Springen kaum noch zu. So sind die Klippenspringer, allesamt europäische Backpackers völlig besoffen. Aber unsere Drohne macht Eindruck, Lydia stürzt sich in die Tiefe. Als Dank tanzt die ganze Horde vor der Drohne und die jungen Briten lassen es sich nehmen, uns ihre entblößten Hintern ins Bild zu halten. ;-)

Aber das ist an dem Tag noch nicht alles. Mittlerweile ist Ebbe und das Meer hat sich bei diesem Gezeitenhub hier um gut 800m(!) zurückgezogen. Wir fahren mit dem Pajero ganz auf Australier an den Strand und erleben einen Sonnenuntergang, wie wir ihn noch nie erlebt hatten. Und ein paar habe ich schon gesehen. Schade, dass wir morgen weiter müssen.


18. August 2015

Heute wurde es ein bisserl surreal. Also am Vormittag war noch alles normal: Sachen gepackt, Kinder aus dem Pool, ab zum Leuchtturm und die Mädels beim Klippenspringen gefilmt. Auch Carina hat sich wagemutig und ohne zu zögern in die Tiefe gestürzt. Auch der Flug nach Kununurra war okay. Bei Kimberley Grande und der Webpage hat man schon eine gewisse Erwartung. Na ja, letztlich ist es ein Edelmotel, aber was soll es, ab Donnerstag gibt es ein Upgrade auf die Poolzimmer. Statt wie die Australier um unser Auto rumzusitzen, wollen wir noch den Sonnenuntergang wo sehen. Viel Zeit ist nicht und wir rattern durch endlose Obstplantagen. Plötzlich sind wir auf Privatgrund, das Schild sagt, dass wir maximal 20 km/h fahren dürfen, weil der Staub die Bananen killt. Wie auch immer, uns folgt bald ein Auto. Die nette Besitzerin erlaubt uns, an den Fluss vorzugehen und den Sonnenuntergang zu genießen. Wir packen die Drohne aus, diese spinnt aber - kommt nach Flügen und entsprechendem Schütteln schon vor und ich kann sie gerade noch in der Wiese notlanden. Fast wäre sie im Wasser verschwunden. Wir packen uns zusammen. Beim Auto wartet schon der Besitzer. Ob wir die Krokodile gesehen hätten? Upps, mir wird es mulmig. Wäre die Drohne abgetaucht, hätte wohl eine(r) von uns sie aus dem Fluß geholt. Bananen? Ach die haben sie wieder ausgerissen, weil die nicht wachsen wollten. Wie lange wir in Kununurra bleiben wollen? Sechs Nächte! Erstaunter Gesichtsausdruck, er lebt zwar schon sein Leben hier, aber als Highlights kann er nur das Pferderennen am Samstag und Wyndham in rund 100km Entfernung empfehlen. Ach ja, und Darwin sei toll. Aber Kununurra? Fassungslosigkeit! Gut der Mann kann uns nicht weiterhelfen und wir fahren zum Essen.

Mittlerweile ist es stockfinster und vier Aboriginies-Kinder stehen auf der Straße. Carina voller Begeisterung, aber politisch völlig daneben, erkennt: "Wow, die haben hier Halloween!", "Nein Carina, das sind die Ureinwohner Australiens, die schauen immer so aus.". Carina lässt sich nicht ausreden, dass zumindest einer eine Maske trug. Auch recht. Im kaum auffindbaren Lokal nehmen wir draußen Platz. Plötzlich hebt ein Höllenlärm an, als würde King Kong nur noch ein paar Gassen entfernt sein. Nur wenige Gäste bleiben entspannt. Die Kellnerin klärt auf, dass das ein Freiluftkino sei. Na zum Glück steht heute nur ein Horrorfilm am Programm und nicht Anstößiges mit entsprechendem Gestöhne. Das Internet erklärt, dass das Kino seit 1963 besteht und eben zu Kununurra gehört. Offensichtlich erfreut man sich in dieser absoluten Einsamkeit am künstlichen Lärm. Na ja, andere Länder, andere Sitten eben.


19. August 2015

Auch der heutige Tag beginnt lustig. Als ehemaliger Lederjackenträger, der eigentlich nur noch zu Geschäfts- und Repräsentationszwecken seine Füße in Tierhaut steckt und sich den Bauch mit feinem Leder bindet, ist es befremdlich, dass in unserem Zimmer, Haut und Fell eines Tieres in Kuhgröße liegen. Ist halt so. Aber was Carina draus macht, lässt keinen kalt: sie klettert auf allen Vieren unter die Tierhaut, ruft "Muh, muh" und quert mit der Haut auf ihr und im Schlepp mit ihr durchs Zimmer! Da sehe ich viel Potenzial ;-)

Den Tag verbringen wir wieder einmal mit Baden in einer der Schluchten. Noch größer, noch besser ist die Emma Gorge. Das Wasser ist kalt, aber aus den Felsen schießt warmes Duschwasser - ein Genuss, auch noch nie gesehen! Beim Rückweg stolpert Jasmin und schlägt mit dem Gesicht auf einen Felsen. Tatütata - bis zum nächsten Krankenhaus sind es zum Glück nur 80 Kilometer, wo Marco aus Venezuela seinen erste österreichische Patientin versorgt. Nach meinem Scherz, dass der Erhalt der Schönheit das wichtigste ist, wird genäht und nicht geklebt - hätte eh nicht gehalten. Marco schreibt uns noch einen plastischen Chirurgen in Darwin für die Nahtentnahme auf. Das ist ein bisserl übertrieben, das kann ich doch auch. Marco ist freundlich, zuvorkommend und nimmt alles ernst. Deswegen bekomme ich einen Auf- und Seitenriss der Wunde wie auch eine Anleitung, wie ich die Nähte zu entfernen habe. Aber das wird eher Emmas Papa in Breitenfurt machen. Die Nähte sollen ohnedies eher länger drinnen bleiben. Jedenfalls muss sich Jasmin die nächsten Tage ein Plastiksackerl über den Kopf ziehen, wenn sie schwimmen gehen will.

Mittlerweile ist alles gut, Jasmin hat Tiefkühlerbsen im Gesicht und wird bei ihrem Geburtstag ein ziemliches Veilchen haben. Aber Abendessen gehen wir trotzdem!


20. August 2015

Etwas planlos beginnen wir diesen Donnerstag. Zur Aufmunterung chartern wir ein Flugzeug für Samstag. Aber was mit diesem Donnerstag? Okay, wir fahren noch einmal in den El Questro Wildernis Park. Erste Station sind Zebedee Springs. In einer Schlucht entspringen Thermalquellen und füllen Pools mit warmen Wasser. Unter 15 Meter hohen Palmen und gewohnt tiefblauem Himmel genießen wir das Unglaubliche. Es ist wahrlich ein Urlaub, der mich immer wieder überrascht mit Sachen, die ich noch nie gesehen oder erlebt habe. Carina will gar nicht raus aus den Pools, aber irgendwann ist Aufbruch. Zum Glück geht es uns nicht wie den japanischen Affen, die in ihren heißen Pools von Schnee umgeben sind. Uns erwarten angenehme, weil trockene 30°C bis max. 33°C. Wieder brettern wir über die Staubpiste und es geht zu einem standesgemäßen Lunch im Emma Gorge Resort, ehe wir uns in den El Questro Gorge begeben. Wieder komme ich aus dem Staunen nicht heraus - und ich bin wahrlich nicht mehr in einem Alter, in dem man allzu leicht ins Staunen versetzt werden kann. Wieder wandern und baden wir. Es ist einmalig schön. Bei Sonnenuntergang müssen wir ein paar Mal mit unserem Auto durch etwas mehr als knietiefes Wasser. Nix für unseren Amadeus daheim, aber unser Toyota Prado teilt das Wasser, dass es eine Freude ist.

Jasmin ist wieder ganz die Alte. Sie springt von Stein zu Stein und klettert unerschrocken wie eine Bergziege. Im Wasser hält sie brav wie ein Flußpferd die Augen über der Wasserlinie. Heute ist Lydia bei der Felsbesteigung in voller Montur zum Gaudium aller in ein Pool gestürzt.


21. August 2015 - Lake Argyle

Swimming-Pools auf Camping-Plätzen sind eigentlich nicht jene Orte, an die es mich als erstes zieht. Aber Lydia setzt sich durch und behält recht. Also, sagen wir, es ist ein guter Zeitvertreib, bis wir mittags auf unsere Bootstour am Lake Argyle starten. Außer uns sind nur drei Gäste mit an Bord. Wir haben reichlich Platz. Die Camper quetschen sich beim Mitbewerb ins Boot. Nicht nur, dass wir unsere ersten wilden Süßwasserkrokodile, Freshys, sehen, so spucken uns auch noch das erste Mal Fische an. Hält man seinen Arm mit einem Stück Brot übers Wasser, dann glauben die Fische, dass sind Zweige mit Insekten und wollen diese eben runterspucken. Wenn man dann noch vor Erstaunen ins Wasser starrt, dann erwischt es einen eben. Es hat uns alle erwischt: Fasziniert staunt man, wie der Fisch das Wasser einsaugt und schon - abgeschossen. Und ich dachte, so etwas gibt es nur im Zeichentrick.

Fauna, Flora und Landschaft sind wieder einmal unbeschreiblich. Zum Abschluss baden wir noch bei Sonnenuntergang in diesem riesigen Stausee. Es leben zwar geschätzt 25.000 Krokodile im See, aber die greifen Menschen nur an, wenn sie genervt werden - sagt der Guide. Der geht übrigens nicht ins Wasser und genießt stattdessen den Sonnenuntergang mit den anderen Gästen und später auch uns bei einem Glaserl Sparkling Wine.


22. August 2015

Das war heute nicht unser Tag. Jasmin hat sich zu ihrem blauen Auge auch noch eine Bindehautentzündung beidseitig geholt. Der Apotheker löst das mit einem Antibiotikum. Jasmin geht es mittlerweile besser. Aber der Flug heute! Luke unser Pilot ist wieder einmal jünger als seine Cessna 210 und er hat Pfeffer im Hintern. Ich finde es super beeindruckend, wie er sich in die Kurven stürzt und wir wie aus einem "Red Bull"-Flugzeug heraus die Sehenswürdigkeiten abknipsen können. Top Gun in Australien halt. Aber bei der Lunch-Station sieht Ulli gar nicht gut aus. Ihr ist schlecht, sie verschwindet im Gestrüpp, ist nahe dran sich zu übergeben und muss sich niederlegen. Sogar die leckeren Brownies, die es zum Morning Tea gibt, lässt sie aus. Aber auch Ulli erfängt sich wieder. Immerhin hat sie auch in größter Not noch Fotos geschossen. Beim Weiterflug geht es dann den Strand entlang im Tiefflug. Für schöne Meeresschildkröten dreht er auch mal eine Extrarunde. Das erinnert an Hochschaubahn und ist recht cool. Wir fliegen einen mäandernden Fluss hinauf und unser Tom Cruise 2.0 gibt es sich. Dann sehen wir Krokodile, also eigentlich sehe nur noch ich die Krokos, die so sehnsüchtig auf die durstigen Rinder warten. Ich bin verwundert, dass meine Mädels so ruhig sind. Vielleicht haben sie schon zu viel gesehen, aber ich bin entzückt. Zehn Minuten vor der Landung ein Schlag auf meine Schulter - in der ersten Reihe bekommt man ja nicht so viel mit, was weiter hinten abgeht. Lydia schaut mich mit glasigen Augen an und hält ihren Mageninhalt in einem Sackerl vor sich, und füllt nach. Ich schau zu Ulli und erkenne den Gesichtsausdruck sofort: den hatte sie auch bei der Geburt der Mädels. Kurzes Veratmen von was auch immer ist angesagt. Gebannt fixiert sie den Horizont- Weiterhin mischt sich nun ein wiederholtes: "Mir ist auch so schlecht." in das Durcheinander. Unsere empathische Carina mag es ihrer Mama und ihrer großen Schwester gleich machen und kann sie in ihrem Leid nicht alleine lassen. Ulli reicht ihr noch das vorgesehene Sackerl, wir landen und Carina fragt sich kurz, was sie mit dem Sackerl soll, ehe sie die doch sehr kleine Kabine mit ihrem Mageninhalt füllt. Jasmin, als eine von den beiden Kleinen auch ein Passagier der dritten und letzten Reihe, meint, ihr sei auch ein bisserl schlecht geworden, als sie das Chaos neben ihr und vor sich mitbekommen hat. Wir werden jetzt mal keine weiteren Flüge buchen. Ich frage noch Luke, ob so etwas oft vorkommt. Er meint "Quite often". Wenn er meint,..

Der restliche Nachmittag verläuft friedlich und ohne gröbere Vorkommnissse am Pool und beim Wäsche waschen. Am Abend haben wir ein wunderbares Abendessen ein bisschen außerhalb von Kununurra im PumpHouse, einer ehemaligen Pumpstation. "Außerhalb Kununurras" suggeriert, dass es irgendein ein Innerhalb Kununurras gibt. Ist aber nicht so. Auch egal. Die Pumpstation hat einst Wasser aus dem aufgestauten Fluss in die Bewässerungskanäle gepumpt und liegt daher am Wasser. Man kann drinnen oder ein bisserl luftiger draußen auf der Terrasse über dem Fluss sitzen. Starke Lampen beleuchten das Wasser. Nach dem Bezahlen schauen wir nochmals in Wasser und erfreuen uns der vielen Fische, die wohl angefüttert werden. Aber noch mehr Eindruck macht Fritz, the Freshy, ein 2 Meter langes und wohlgenährtes Krokodil, das sich da ganz unauffällig und nur beeinflusst von fast unmerkbaren Schwanzbewegungen in den Fischschwarm treiben lässt. Gelungene Darbietung!


23. August 2015 - El Questro Fotos

Zum Frühstück hat Fritz the Freshy anderes zu tun. So frühstücken wir eben ohne Kroko an dieser edlen Pumpstation vorzüglich. Danach geht es noch einmal zu den Zebedee Springs. Diesmal sind wir früher dran und können stundenlang im Wasser bleiben. Dabei plaudern wir mit Leuten aus Stuttgart und chillen einfach. Als Ziel für den Nachmittag haben wir den Moonshine Gorge ausgewählt. Heute ist es aber echt heiß und die Schlucht ist so weit, dass uns die Sonne richtig aufs Hirn brennt. Carina gibt sich wie die Zicke im Dschungelcamp, meistert aber letztlich auch alles. Als Lohn für unsere Wanderung gibt es ein Baden im längsten (150m) Pool bislang. Und teilen müssen wir den Pool auch nicht, da sich sonst niemand um diese Tageszeit die Mühe macht. Zu Badeschluss ist sich Lydia sicher, ein Minikrokodil gesehen zu haben. Auch ich meine, die zwei Augen und Nasenlöcher erkannt zu haben. Es ist aber nicht sehr plausibel, denn: wie sollte es dorthin gekommen sein? Wo sind Mama und Papa des kleinen Krokos? etc. Gefressen wurden wir nicht und auch bei mir sind noch alle Teile dran, obwohl ich mehr als sehr leicht bekleidet gebadet habe. Als wir aufbrechen, kommt doch noch eine Familie daher und möchte sichtlich auch abkühlen. Wir plaudern, warnen aber nicht. Unsere Beobachtung ist ja wie gesagt wenig glaubwürdig.

Den Sonnenuntergang wollen wir von einem Lookout genießen. Auch wenn das alles am gleichen Grundstück liegt, ist es ein ganz schöner Weg. Das Grundstück hat 400.000ha und ist noch klein im Vergleich zum Nachbarn mit 1,3 Millionen Hektar oder 13.000 Quadratkilometer. Österreich hat übrigens 83.855 Quadratkilometer. Wie auch immer 30 km Staubpiste inklusive kleinem Wirbelsturm trotz Windstille direkt vor uns sind da drinnen. Der Aufstieg zum Aussichtspunkt hat es in sich. Schon die Flussdurchquerung lässt uns staunen, was so ein Auto aushält. Wir fahren nur Schritttempo und trotzdem hebt es vor allem Lydia, Jasmin und Carina immer wieder aus ihren Sitzen. Statt in Serpentinen geht es dann unbefestigt dafür aber kerzengerade den Abbruch hinauf. Uns wird es vor der Abfahrt mulmig und wir genießen die Sonnenuntergangsstimmung nur kurz (war eh ein Outlook für den Sonennaufgang - grmpff!). Wie auch immer am Abend sind wir todmüde zurück. Morgen am Nachmittag geht es nach Darwin.


24. August 2015

Nach einem seltsamen Frühstück bleiben wir bis zum Abflug am Pool. So war der Plan. Dann erkennen wir, dass die Flugtickets für den 25.8. ausgestellt sind. Wir wecken unseren lieben Reiseplaner, Herrn Dopplinger, in Wien. Der ist schon längst auf den Beinen. Wir sollen am Flughafen ein Tichet kaufen, er tegle das schon mit der Fluglinie. Günstig wird das nicht und Zeit ist auch nicht viel. Wir rasen zum Flughafen. Am Flughafen gibt es keinen Ticketverkauf. Internet hat die Dame auch nicht, aber sie grinst freundlich. Ältere Fluggäste haben schon eingecheckt und warten auf den Abflug. Jetzt muss Lydia ran. Jahrelanges Chatten über WhatsApp zahlt sich aus. Im Nu hat sie für rund 2.200 AUD die Tickets bestellt. TUI wird es regeln und wir sitzen im Flieger nach Darwin, wo uns schon ein People Mover erwartet. Das sind acht Sitzplätze und reichlich Platz fürs Gepäck. Wir verteilen uns auf drei Reihen und checken im Mantra on the Esplanade ein. Darwin ist den europäischen Ferienorten am Mittelmeer ähnlich. Viel Neon, sehr laut, na ja. Wurscht, wir sind im noblen Mantra und ich bekomme Fieber, was die Pharmazie aber innerhalb von 24 Stunden wieder hinbekommt. Natürlich nur, weil ich so topfit bin.


25. August 2015

Man muss es auch mal langsam angehen. Also haben wir den Tourbus befüllt und uns vo Abreise an den Hotelpool des Mantra eher zur Freude von Jasmin und Carina als zur Freude der Golden Agers, die auf einen ruhigen Tag gehofft hatten, verfügt. Mittags dann Aufbruch zu Brutus. Brutus ist steinalt, hat nur noch drei Gliedmaßen und ist über fünf Meter lang. Ein Mann, der uns an Onkel Rudi erinnert, führt uns und ein paar andere ahnungslose Touris auf den Fluss hinaus, um die Krokos und auch Brutus zu füttern. Er fackelt auch gar nicht lange herum und die ersten Crocs springen vor uns in die Höhe. Brutus und seine Freunde schlagen dabei ans Boot und es ist ein bisserl sehr gruselig. Trotzdem können die Mädels im Kakadu National Park einschlafen."


26. August 2015

Ein Mischung aus Orientierungslosigkeit und Übersättigung macht sich breit. Zum einen sind unserem People Mover keine 4WD-Straßen zuzutrauen, womit ein paar Wasserlöcher und -fälle unerreichbar bleiben, und anderseits haben speziell die beiden jüngsten Teilnehmer schon genug gesehen. Wir fahren nach Ubirr und erwarten nichts. Die zweitausend Jahre alte Felskritzelei beeindruckt drei von uns sehr wenig. Aber die Landschaft ist sehr, sehr schön und so war der Ausflug in der zunehmenden Hitze zumindest für drei von uns mehr als okay. Infolge geht es nach einem Bush-Snack direkt ans Pool in Cooinda.

Zur Bootstour sind die Mädels nur noch unter Protest zu bewegen. Jasmin verschläft auch gleich die ersten 80% der Tour. Aber da verpasst sie etwas. Es gibt Fauna und Flora vom Feinsten. Das Beste ist, dass wir das Boot erwischen, dass von drei Aboriginies gesteuert wird. Hier zählt die Familie noch: Mama am Mikro, der Bub am Steuer und manchmal Mikro und Papa kümmert sich um Motor und Bezin. Die Tiere werden uns ganz anders vorgestellt als sonst. Die Hintergrundinfo besteht im wesentlichen aus den Zubereitungstipps und wo man die Objekte der Begierde findet. Wir wissen jetzt, warum man Salzwasserkrokodille eine gute Stunde kochen muss, während die Freshys nur kurz angebraten werden sollten, dass Baumschlangen gar nicht so überragend sind, man aber zur Not,.. Trotzdem alles top inklusive Sonnenuntergang bei Dijeridoo-Begleitung.


27. August 2015

Wieder einmal Nationalpark mit Baden bei den Wasserfällen. Bei den Gunlom-Fällen baden wir diesmal oben. D.h., wir können dabei den Ausblick über die Weite genießen. Unser Hyundai iMax ist ja als People Mover konzipiert. Die Staubpiste macht ihm recht zu schaffen. Fährt man so schnell wie mit einem der großen Offroader löst sich der iMax selbst auf. Fährt man langsamer, werden die kleinen Wellen in der Staubpiste für die Insassen hart. Genug gejammert, alle inklusive iMax haben es überlebt. Hier im Kakadu National Park sind trotz Hochsaison kaum Leute. Die Pools sind oft vereinsamt und wer ein Stück weiter klettert, bleibt fast sicher ungestört. Vielleicht, dass meine Drohne mal neugierig um die Ecke kommt.

Mittags fahren wir weiter zum Nitmiluk National Park. Direkt an der Autobahn gelegen sind die Edith Falls. Also, direkt an der Autobahn bedeutet 20km entfernt und Autobahn ist die Übersetzung für Highway. Pro Stunde sieht man am australischen Highway im Northern Territory aber auch nicht mehr als 20 Autos. Die Edith Falls sind jedenfalls eine weitere Steigerung und wir fotografieren, filmen und vor allem schwimmen und genießen. Bei der Wanderung zu den Fällen merkt man die allmähliche Hitze schon. Spätestens ab Anfang Oktober muss es hier unerträglich sein.

Im Dunklen erreichen wir dann die Nitmiluk Chalets. Am Campingplatz haben wir noch schon sehr ausgehungert unser Abendessen. Die Chalets sind dann ein Hammer. In der Größe überbieten sie den iMax nicht um viel. Wir haben zumindest die Deluxe-Variante mit drei Klimaanlagen auf 25qm. Wer hier in der Regenzeit bucht und kaum raus kann, steht auch bald als Amokläufer in der Zeitung ;-)


28. August 2015 - Jasmins Geburtstag

Mit drei Kanus geht es den Katherine River flußaufwärts. Vor den Krokodilen fürchten wir uns längst nicht mehr. Die Hitze ertragen wir am besten mit Schwimmen und Klippenspringen. Carina ist bei den Sprüngen erstaunlich unerschrocken, während sie sonst bei jeder Pfütze fragt, ob da Krokodile drinnen sein können. Ein Mittagessen mit geburtstagsbedingtem Ice Unlimited beendet unseren Aufenthalt im Nitmiluk NP. Wir machen uns auf den Weg Richtung Darwin und beschließen, den Litchfield National Park auszulassen. Irgendwann muss auch mal Schluss sein mit Natur und so. Carina freut sich über unser Vierzimmerappartment und dass es auch am Pool Internet gibt. Zivilisation, du hast uns wieder.


29. August 2015 - Abreisetag

Der Kreis schließt sich und wir gehen noch einmal zu Lydias Lieblingskette fürs Frühstück, in den Coffee Club. Ja, das ist das Lokal für die Kalorienzähler. Zum Glück ist der Coffee Club mit dieser Idiotie einsam und ich konnte ohne ständigen Mahner vier Wochen reinhauen - wenn nur ein Anbieter in der Wildnis gewesen wäre. Heute bleiben wir nochmal am Pool in Darwin. Um 17 Uhr Lokalzeit geht es los. Gegenüber daheim haben wir siebeneinhalb Stunden Zeitverschiebung. Wer sich eine halbe Stunde Zeitverschiebung einfallen hat lassen. Gut, dass Hugo Chavez das für Venezuela eingeführt hat, um anders zu sein - geschenkt. Aber hier zwischen Northern Territory und West Australia eineinhalb Stunden Zeitverschiebung einzuführen. Hmm? Wie auch immer, wir fliegen mal Heim. Dort erwarten uns wieder 35 Grad oder mehr..


30. August 2015

Wir sind wieder daheim. Ein paar Fotos habe ich noch hochgeladen - siehe hier. Natürlich ist es mühsam, rund 28 Stunden zu reisen, aber letztlich war es durchaus erträglich. Die lange An- und Abreise sollte also keine Ausrede sein, Australien nicht doch mal zu besuchen. Am langen Flug zwischen Perth und Dubai haben wir geschlafen, da er in unserem Rhythmus in der Nacht stattgefunden hat. Die Zeit in Dubai haben wir uns in der Lounge vertrieben. Für die Mädels war der Flug von Dubai nach Wien - immerhin nochmals fast sechs Stunden - etwas zäh. Einerseits war da die aufgekratzte Freude auf die Heimkehr, anderseits war die Langeweile auch mit Bibi und Tina I und II nicht mehr zu erschlagen. Bei Lydia hingegen stellt sich schon jetzt wieder Fernweh ein.